Wedel. Wedeler Musiktage endet mit fulminantem Schlusskonzert des bekannten Damen-Quartetts. Darum waren am Ende alle begeistert.
Vier Frauen, ein Piano, zwei Geigen, ein Cello, eine kleine Prise Wahnsinn und jede Menge musikalische Genialität: Das ist seit 20 Jahren das Erfolgserlebnis von Salut Salon. Das weltweit bekannte kammermusikalische Quartett, bestehend aus Angelika Bachmann und Meta Hüper (beide Geige), Heike Schuch (Cello) und Kristiina Rokashevich (Piano), spielt sich auf einer Bühne regelmäßig in einen tranceähnlichen Zustand – diesmal auch in Wedel.
Zum Abschluss der 14. Wedeler Musiktage im voll besetzten Rist-Forum hatten die Vier, die ihre Instrumente selbst aus unmöglichen Körperhaltungen heraus beherrschen, auch nach mehreren Zugaben ihres neuen Programms „Träume“ einfach nicht genug.
Kaum von der Bühne verschwunden, spielten sie im Foyer beim Herausströmen des Publikums direkt weiter, um von den 384 beseelten Wedeler Zuschauern Spendengelder für ihr karitatives Herzensprojekt einzusammeln: Das Geld geht an mittellose Kinder in Chile.
Wedeler Musiktage: Das sind die schönsten Bilder der Konzertreihe
Die schönsten Bilder der Wedeler Musiktage
Und dann war die letzte Note der vierzehntägigen Kultur-Reihe in Wedel nach einer furiosen Show, bei der sich träumerische Melancholie mit wahnwitzigem Tempo keinem roten Faden folgend wild abwechselte, auch wirklich verstummt.
Bereits zur Begrüßung hatte Wedels Bürgermeister Gernot Kaser von einem nochmals gesteigerten Level des Kultur-Festivals gesprochen. Das zeige sich laut Organisatoren der Wedeler Musiktage auch an den Zahlen: Mit fast 2200 verkauften Tickets hat sich die Besucherzahl gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt – drei der insgesamt acht Veranstaltungen waren ausverkauft.
Drei von acht Konzerten der Musiktage waren ausverkauft
Neben Salut Salon war dies auch bei Benedict Kloeckner, der Bachs Cello-Suiten in der Wedeler Friedhofskapelle spielte, und dem Mitmach-Chor „Wedel singt“ im Yachthafen an der Elbe der Fall. Diese beiden ungewöhnlichen Konzert-Orte könnten auch 2024 wieder im Programm stehen.
„Unser Musiktage-Publikum begeistert sich für hochkarätige Musik verschiedener Stile und Richtungen“, sagte der künstlerische Leiter Matthias Dworzack, der eine positive Bilanz der stets im Herbst veranstalteten Musiktage zog. Besonders erfreut war der 61 Jahre alte Unternehmensberater und promovierte Betriebswirt, der einst selbst Kirchenmusik studierte, dass in diesem Jahr noch einmal mehr jüngere Menschen die Konzerte besucht hätten.
Bunter Mix: Junge Klavier-Elite – oder Classic-Dinner an der Elbe
Klavierprofessoren-Legende Grigory Gruzman präsentierte dem Publikum die junge Klavier-Elite, beim Classic-Dinner im Schulauer Fährhaus erlebten die Besucher neben einem Vier-Gänge-Menü einen Liederabend mit Werken von Mendelssohn, Schumann und Grieg. Sopranistin Anna-Sophie Brosig erfüllte den großen Saal mit ihrer glockenklaren Stimme und bildete mit dem Pianistem Peter Kreutz ein eingespieltes Duo.
„Bei uns ist qualitativ hochwertige Musik hautnah erlebbar – und diese von Publikum wie Künstlern gleichermaßen gewünschte Nähe findet immer mehr Gefallen und Zuspruch“, so der Wedeler Dwozack. Dazu passt auch diese Anekdote: Nach dem „Villa Vivaldi“-Konzert von Elisabeth Champollion mit ihrem Ensemble Volcania hatte die Blockflötistin tags darauf morgens die spätsommerlichen Temperaturen im Café am Mühlenteich genossen.
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Während des Frühstücks hätten ihr ein halbes Dutzend Besucher des Vorabends, die zufällig vorbeikamen, zu ihrem Auftritt gratuliert. Ein Ehepaar sei sogar derart begeistert gewesen, dass es Champollion noch einen großen Eisbecher – trotz der Morgenstunden – spendierte.
„Wedel singt“: Mehr als 800 Besucher bei Karoake am Yachthafen dabei
Große Begeisterung habe aus Sicht der Organisatoren bereits zum Auftakt der 14. Auflage dieser Wedeler-Kulturveranstaltung im Hamburger Yachthafen geherrscht, als mehr als 800 Hobby-Sänger in die Halle 2 gekommen waren, um unter der bewährten Leitung des Ensembles „Der Norden singt“ einen stimmgewaltigen Karaoke-Chor zu formen.
Die Hälfte der Einnahmen aus dem Eröffnungskonzert gingen zu gleichen Teilen an den Familienhilfeverein Kinderglück und Lebenskunst in Wedel und den Wedeler Seniorenbeirat, um in Not geratene Senioren zu unterstützen.
„Wedeler Musiktage werden auch künftig musikalische Ausrufezeichen setzen“
Neben aufstrebenden und etablierten Künstlern war in diesem Jahr auch viel Lokalkolorit dabei. Nicht nur bei „Wedel singt“, sondern auch beim Familienkonzert „Karneval der Tiere“ oder der Premiere von „Heimspiel Wedel“, bei dem der „ChoRist“ und der Unterstufenchor des Johann-Rist-Gymnasiums, begleitet von Klavier und dem Bläser-Ensemble Elbwind, im Rist-Forum auf der Bühne gestanden hatten.
Dworzack blickt nach dem erfolgreichen diesjährigen Festival bereits ab sofort auf das kommende Jahr. Und der künstlerische Leiter ist selbstbewusst: „Die Wedeler Musiktage werden auch künftig musikalische Ausrufezeichen setzen.“ Schon seiner Eröffnungsrede am 8. September hatte er angekündigt: „Die Wedeler Musiktage möchten die Musik zu den Menschen bringen.“ Und das scheint gelungen zu sein.