Holm. Wer hat die Grabstätte ihres Ehemannes zugeschüttet? Weder Familie noch Bauhof wollen verantwortlich sein. Die Spurensuche dauert an.

Dieser Anblick brachte die ältere Dame aus der Fassung: Als die Holmerin Erika Grundmann jetzt das Grab ihres vor gut acht Jahren verstorbenen Ehemannes Dieter besuchte, erschrak sie. „Die Kieselsteine waren beiseite geräumt und lagen auf einer Folie neben dem Grab. Dafür war ein großer Haufen Erde in der Mitte angehäuft“, sagt die Witwe.

Zumal sie sich nicht erklären kann, wie das passiert ist und wer das gemacht hat. Sie selbst sei es nicht gewesen. Grundmann ist 80 Jahre alt. Und sie möchte, dass das Grab ihres „geliebten Dieters“, nun wieder von der Holmer Friedhofsverwaltung in Ordnung gebracht wird. Sie fühle sich ungerecht behandelt.

Rätselraten auf Friedhof: Wie kommt ein Haufen Erde auf das Grab?

„Das Grab war vorher anscheinend abgesackt“, mutmaßt sie. „Das war mir schon vor Ostern aufgefallen. Erst habe ich gedacht, dass es vielleicht Wühlmäuse waren“, erinnert sie sich. Die „Wölbungen“ an der Grabstelle seien zuletzt immer deutlicher geworden. Nun wundert sie sich, dass sie niemand davon in Kenntnis gesetzt hat.

Die Friedhofsgärtner hätten ihr daraufhin lediglich erklärt, sie müsse sich selbst darum kümmern, da sie keine Grabpflege bestellt hat. Zudem passieren laut Aussage der Gärtner solche Verwerfungen, wenn der Sarg immer weiter kaputt gehe und sich im Erdreich allmählich zersetze.

Witwe schockiert über rätselhaften Erdhaufen

„Das kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht vorstellen. Der Sarg war nämlich sehr teuer“, meint die Witwe, die einst mit ihrem Mann, Prokurist der Reederei Oskar Wehr, in der Nachbargemeinde Hetlingen gelebt hatte und nun in Holm wohnt.

Grundmann steht bereits in Kontakt mit der Holmer Friedhofsverwaltung – und möchte, dass diese die Verantwortung für die gravierenden Veränderungen am Grab ihres Mannes übernimmt und die Schäden beseitigt. Und sie möchte geklärt wissen, wer das Ganze zu verantworten hat,

Kein Pflege-Legat: Holmer Bauhof sieht sich nicht in der Verantwortung

Der Holmer Bauhhof weist die Verantwortung allerdings von sich – niemand könne sich erklären, wie der Haufen Erde auf das Grab gekommen ist und wer die Steine beiseite geräumt habe.

„Das kann ich nicht beantworten. Wir vom Bauhof waren es jedenfalls nicht“, sagt Holms Bauhofleiter Jörn Früchtenicht. „Meine Arbeitskollegen hatten es auch gesehen und mir davon erzählt. Es besteht kein sogenanntes Pflege-Legat für dieses Grab. Das bedeutet konkret, dass wir dafür nicht zuständig sind und es auch gar nicht pflegen dürfen. Es ist ein privates Grab.“

Somit sei Erika Grundmann selbst in der Verantwortung, die Grabpflege zu übernehmen. Beim Abschluss eines Legatvertrags kann die Grabpflege im Auftrag von der jeweiligen Gemeinde übernommen werden. Solch einen Vertrag gebe es nicht.

Das bestätigt auch Grundmann selbst. Früchtenicht könne die Emotionalität der Witwe grundsätzlich nachvollziehen. Auch der damalige Bestatter habe sich in der Sache bereits bei ihm gemeldet. Das Rätsel sei bisher aber nicht gelöst worden.

Holmer Friedhof: Wer hat das Grab leergeräumt?

Ein in die Erde gelassener Sarg zerfalle generell bereits im ersten Jahr. Bei robusten Harthölzern kann dieser Prozess etwas hinausgezögert werden. Über weitere Jahre verrottet der Holzsarg im Erdreich immer weiter. Nach gut 20 Jahren hat sich dieser vollständig aufgelöst.

Abhilfe bei Absackungen der Erde während dieses Prozesses schafft nur neue Erde, die auf der Oberfläche nachgefüllt wird. Die liegt nun aus unerklärlichen Gründen bereits auf der Grabstelle von Dieter Grundmann auf dem Friedhof in Holm.

Einen Pflegeauftrag, ein sogenanntes Pflege-Legat, kostet je nach Friedhof, Dauer, Leistungsumfang, Grabart, Standort und Grabgröße etwa 100 bis 350 Euro pro Jahr. Ein Jahrespflegevertrag ist jährlich kündbar und kann im Leistungsumfang an sich ändernde persönliche Umstände angepasst werden.