Wedel. Nach 25 Jahren ist Schluss: Es wird keine Party geben, wenn die Rennradfahrer durch den Kreis Pinneberg fahren. Das ist die Begründung.
Zwischen den Mitteilungen der Stadt Wedel und dem Stadtmarketing lagen lediglich ein paar Minuten Abstand. Es wirkte so, als ob ein Rennradfahrer einen anderen entscheidend abhängt.
Inhaltlich ähneln sich die Schreiben dagegen: Denn das beliebte Hamburger Jedermann- und Profi-Rennen, die Bemer Cyclassics, steigt zwar am 22. August 2023. Doch anders als in den Jahren zuvor gibt es diesmal kein Bike-Fest am Wedeler Roland, wenn die Fahrer auch durch den Kreis Pinneberg sausen.
Sparzwang in Wedel: Bike-Fest am Roland bei Bemer Cyclassics 2023 fällt aus
„Der Verein Wedel Marketing, der die traditionsreiche Veranstaltung rund um die Cyclassics gemeinsam mit den Gewerbetreibenden für 2023 wieder ausrichten wollte, muss die Veranstaltung leider absagen“, schreibt das Stadtmarketing in seiner Nachricht.
So sei bereits im vergangenen Jahr die Unterstützung der Stadt deutlich reduziert worden. Nun kommt es noch dicker: „Aktuell hat Bürgermeister Gernot Kaser die Unterstützung für das Bikefest am Sonnabend und das Familienfest am Sonntag komplett gestrichen.“
Stadt übernahm Kosten für Straßensperrung – Bauhofmitarbeiter packten an
Die Veranstalter hätten sich bisher über eine wenn auch nur geringe finanzielle Hilfe freuen können, da die Stadt bisher die Kosten für die Sperrung der B 431 getragen habe. „Viel wichtiger war aber die tatkräftige Unterstützung des Bauhofs, denn nur mit reinem Ehrenamt ist eine solche attraktive Veranstaltung nicht zu stemmen.“
Diese beiden Leistungen fallen nun weg. Die „nicht unerheblichen Kosten für diese Leistungen“ müssten vom Verein getragen und das „Risiko einer womöglich defizitären Veranstaltung läge dann alleine bei Wedel Marketing.“ Man habe sich letztlich gegen eine Ausrichtung entschieden.
Wedel Marketing: „Keine Preiserhöhungen oder Eintrittsgelder“
Preiserhöhungen oder Eintrittsgelder seien aus Sicht des Vereins keine Option, da das Bikefest als Familienfest für Familien bezahlbar bleiben soll. Für Geschäftsführerin Claudia Reinhard war – besonders der Sonntag – „ein Highlight, gerade für Familien.“
Der zweite Vorsitzende Marc Cybulski sagt: „Es ist natürlich sehr schade, gerade wenn man bedenkt, dass das die einzige Veranstaltung war, die im Kreis Pinneberg zu den Cyclassics stattgefunden hat.“
Wedeler Radsportlegende Uli Langbehn moderierte einst
Die Veranstaltung der Cyclassics am Standort Wedel wurde erstmals 1997 von den damaligen Altstadtkaufleuten aus der Taufe gehoben. Moderator war damals der 2019 verstorbene Uli Langbehn, Vorsitzender des Rad Gemeinschaft Wedel. Als leidenschaftlicher Cyclassiscs-Pionier hatte er maßgeblich dazu beigetragen, die Veranstaltung in Wedel zu etablieren.
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Auch die Stadt Wedel bedauere die Absage der beliebten Feste in diesem Jahr: „Allerdings erwächst die Entscheidung, die kommerzielle Veranstaltung nicht länger mit städtischen Mitteln unterstützen zu können, auch aus der bekannt prekären Haushaltssituation der Stadt Wedel“, sagt Stadtsprecher Sven Kamin.
Freiwillige Leistung der Stadt: Es geht um 4000 Euro
Konkret gehe es um Sachleistungen im Wert von etwa 4000 Euro vor allem für zusätzliche Absperrungen durch den Bauhof der Stadt Wedel im Festbereich. Es gebe keine Privilegierung der Veranstaltung im Marketingkonzept der Stadt oder andere vertragliche Regelungen, die die Stadt Wedel zur Leistung zur Bereitstellung dieser Sachleistungen verpflichten, heißt es in der Mitteilung.
Kamin: „Sie wurden bisher freiwillig gewährt. Aktuell sind viele freiwillige Leistungen der Stadt Wedel im Rahmen der Haushaltskonsolidierung auf dem Prüfstand, damit die Stadt Wedel die verpflichtenden Ausgaben für zum Beispiel Schulen, Kitas und Straßenunterhaltung stemmen kann.“
Bürgermeister: „Wir müssen endlich anfangen, das Notwendige vom Wünschenswerten zu unterscheiden“
Bürgermeister Gernot Kaser meint: „Auch wenn es schmerzhaft ist – wir müssen endlich anfangen, das Notwendige von dem Wünschenswerten zu unterscheiden.“
Er sagt: „Und so gut auch ich ein kommerzielles Fest wie das Bike-Fest finde – es gehört nicht zu den notwendigen Leistungen, für die Steuergelder aufgewendet werden müssen.“ Bürgermeister Kaser betont aber, „dass es dem kommerziellen Veranstalter selbstverständlich freisteht, das Fest auch ohne städtische Förderung stattfinden zu lassen.“