Wedel. Die meisten Anwohner, durch deren Ortschaften die Cyclassics-Strecke führt, freuen sich über das Event. Manche aber ärgern sich.

Die Sonne scheint, noch ist es kühl. Unterwegs im beschaulichen Schenefeld sind nur ein paar sonntägliche Frühaufsteher mit ihren Hunden. Doch auf der Brücke über der Altonaer Chaussee warten ein paar Radsportfans. Sie rufen, winken frenetisch und freuen sich sichtlich. Denn nach der pandemiebedingten Verschiebung in den vergangenen zwei Jahren finden die Bemer Cyclassics endlich wieder statt. Es sind die Jedermänner, die bereits von 7.15 Uhr an die Landesgrenze zu Schenefeld passieren.

Begeisterte Fans haben sich auch an den Absperrungen am Wedeler Roland getroffen. Es ist laut, Musik dröhnt aus Lautsprechern, die Snack- und Getränkebuden öffnen an diesem Teil der Strecke. Denn hier startete bereits am Sonnabend das Bikefest als einziges externes Partner-Event der Cyclassics, die in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen feiern.

Cyclassics: Wedeler feuern die Radrennfahrer an

„Hopp, hopp, hopp!“ wird lautstark gerufen und gejubelt. Etliche Rasseln werden gedreht, wenn die Radler am Roland vorbeirauschen. „Die müssen angespornt werden, deshalb machen wir hier so viel Krach“, erklärt Karin Marzahl lachend und schwingt ihre Rassel mit dem Vattenfall-Aufdruck. „Die ist uralt, macht aber immer noch gut Lärm.“

Die Wedelerin ist mit einer besonderen Mission gekommen: Sie will ihren Sohn sehen, der „schon seit Jahren im Jedermann-Rennen kurbelt“. 15 Jahre aktiv dabei war Wolfgang Mertens (67). Wegen privater Verpflichtungen klappte eine Teilnahme jetzt leider nicht. „Nächstes Jahr bin ich aber wieder dabei.“ Er müsse im Training bleiben, denn sein Traum sei es, mit seinem Enkelsohn in sechs Jahren gemeinsam zu fahren.

Cyclassics: Wedeler Bikefest wird zum beliebten Treffpunkt für das Radrennen

Mit ihren Großeltern sind Inga (7) und Annika (5) gekommen – um ihre Eltern heute ganz besonders anzufeuern. „Wir haben Mama und Papa gesehen und gewunken“, erzählt Inga stolz, während sie mit einem Pinsel und Farbe ein Sparschwein anmalt.

„Damit bei den ganz jungen Zuschauern keine Langeweile aufkommt, haben wir eine Schmink- und Malstation aufgebaut“, betont Volker Hagedorn, Filialleiter der Wedeler Hamburger Sparkasse. Derweilen trudeln mehr Fans ein. „Vor Corona war deutlich mehr los“, stellt Hagedorn fest. „Aber die wenigen, die jetzt hier sind, machen ordentlich viel Dampf!“

Cyclassics: Mehr als 1500 Menschen feiern abends in der Rolandstadt

Zufrieden trotz weniger Zuschauer zeigt sich der Veranstalter der Bikefest-Party, Christian Sinn. Mehr als 1500 Menschen feierten am Sonnabend den Auftritt der Party-Band Just For Fun. Es war „ordentlich was los, von 16 bis 60 Jahren hatten alle viel Spaß, und es wurde viel getanzt“, bilanziert der Geschäftsführer der Agentur Elbmenschen. „Auch bis 12 Uhr ist heute am Roland bestimmt alles wieder voll!“ ist Sinn zuversichtlich.

Der 100-Kilometer-Jedermann-Kurs führte in diesem Jahr erstmals auch über Haseldorf, Haselau und Hetlingen. Das Eintagesrennen hatte im Vorfeld für Unmut gesorgt, denn für die Großveranstaltung mussten viele Straßen gesperrt werden, Gastronomie, Einzelhandel und Feuerwehr seien durch die Straßensperrungen am Sonntag massiv beeinträchtigt, kritisierten die Bürgermeister im Vorfeld.

Cyclassics: Radler rasen auch durch Haseldorf und Haselau

Proteste während des Rennens gab es jedoch nicht. „Hier ist alles gut gelaufen“, sagt Haseldorfs Bürgermeister Daniel Kullig. Etliche Haseldorfer hätten Stühle und Bänke in die Vordergärten gestellt und die Fahrer bejubelt, berichtet er.

Peter Bröker, Bürgermeister von Haselau, bedauert hingegen, dass viel zu wenige Zuschauer die Sportler angefeuert haben. „Viele wussten wohl nicht einmal, dass das überhaupt stattfindet“, andere wiederum waren erstaunt und erbost über die Straßensperrungen, wie Bröker erstaunt auf Facebook lesen konnte.