Kreis Pinneberg. Aus der Luft checkt der Netzbetreiber die Hochspannungsleitungen. Dafür muss der Hubschrauber ganz nah ran. Die Ergebnisse.
Ein spektakulärer Hubschraubereinsatz ist am Flugplatz in Uetersen-Heist gestartet: Ein Pilot, vier Experten: Das ist die Besatzung für den Flug Richtung Hochspannung. Unter anderem ging es an Leitungen entlang über Moorrege, Kummerfeld, Borstel-Hohenraden in Richtung Quickborn – insgesamt 80 Streckenkilometer wurden überprüft.
Die Firma Tennet lässt als Netzbetreiber die Stromleitungen im Kreis Pinneberg regelmäßig prüfen. Gegen 9.30 Uhr hob Pilot Leonard Thielmann von der Spezialfirma Sky Heli aus dem brandenburgischen Trebbin ab, um mit einem Tennet-Team auf Spurensuche im Hochspannungsnetz aus der Luft zu gehen. Der Schwerpunkt dieser Routinekontrolle liegt auf den Leitungen zwischen den einzelnen Strommasten.
Spektakulärer Hubschraubereinsatz: Auf Tuchfühlung mit der Hochspannung
Dabei schauen die Mitarbeiter, ob Blitzeinschläge die Seile beschädigt haben oder ob Isolierungen, Aufhängungen, Abstandshalter und Vogelschutzmarker an den sogenannten Lichtwellenleiter- oder Erdseilen noch intakt sind. Besonders geachtet wird auf Vogelnester oder andere Fremdkörper im Leitungs- oder Mastbereich.
Thielmann steuert den Helikopter dabei eher langsam durch den Luftraum. Mit einer Geschwindigkeit von nur 15 Stundenkilometern geht es an den Leitungen entlang durch den Kreis Pinneberg. Während dessen bugsiert er den Hubschrauber vorsichtig und hochkonzentriert bis auf wenige Meter an die Hochspannungsleitungen heran.
Auf 80 geprüften Leitungskilometern gab es kaum Mängel
Ein Job unter Hochspannung, denn die Leitungen führen bis zu 380 Kilovolt – also 380.000 Volt elektrische Spannung. Auf Wunsch der Mitarbeiter, die neben einem geschulten Auge auch Ferngläser haben, kann jederzeit gestoppt oder punktgenau rangiert werden.
Große Mängel stellten die vier Tennet-Mitarbeiter Andreas Böttcher, Lennart Koop, Timo Mühe und Danilo Joscht glücklicherweise an diesem Tag nicht fest. Sie hatten sich bei den jeweils bis zu zweistündigen Rundflügen Richtung Quickborn und etwa geprüften 80 Leitungskilometern in Zweier-Teams abgewechselt. Die Protokoll-Liste blieb entsprechend übersichtlich.
„Es wurde nichts Leitungsgefährdendes entdeckt. Hauptsächlich Bewuchs, das heißt Pflanzen, die zu dicht an die Leitungen heran wachsen. Auch hier muss nicht akut eingegriffen werden“, sagte Tennet-Sprecher Peter Hilffert.
Leitungen: Bäume müssen mindestens sieben Meter Abstand halten
Der Mindestabstand von Pflanzen und Bäumen zur Leitung beträgt sieben Meter. Bei festgestellten Mängeln gibt es eine Priorisierung der Maßnahmen in drei Stufen: sofort, kurzfristig oder in der nächsten Winterperiode zwischen Oktober und Ende Februar. Akut müsse nicht eingegriffen werden.
Vom Boden aus werde nun noch einmal genau nachgemessen, um dann gegebenenfalls regionale Unternehmen mit Rückschnitt oder Entfernung zu beauftragen.
Ein Vogelschutzmarker, diese Vorrichtungen halten Vögel von den Leitungen fern, „war etwas in Schieflage geraten und muss beizeiten neu montiert werden“, erklärte Hilffert. Es gehe jedoch keine Gefahr davon aus, eben so wenig wie von einer verdrehten Leitung, die nachjustiert werden müsse.
Der Tennet-Helikopter ist bereits im Raum Lübeck unterwegs
In den kommenden Tagen soll – der Helikopter ist mittlerweile schon am nächsten Standort Lübeck angekommen – eine Gesamtstrecke von 350 Kilometern im Bundesland geprüft werden. „Das entspricht etwa der Hälfte des Tennet-Leitungsnetzes in Schleswig-Holstein“, so Hilffert.
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Die andere Hälfte wird dann im kommenden Jahr vom Boden aus begutachtet. Das Leitungsnetz des Unternehmens umfasst in der Region exakt 742 Kilometer.
Erneuerbare Energien: Schleswig-Holstein spielt wichtige Rollle
Das Land Schleswig-Holstein hat bei der Umgestaltung der bundesweiten Energieversorgung hin zu den erneuerbaren Energien mit seinen windreichen Küstenregionen einen bedeutenden Stellenwert.
Für̈ die stetig steigende Stromproduktion aus bestehenden und neu geplanten Windenergieanlagen in Schleswig-Holstein und anderen Regionen müssen dringend neue Transportleitungen geschaffen werden.
Leitungskontrolle im Hubschrauber – nah an der Hochspannung
Die Mittelachse entlang der A7 zwischen Hamburg und Dänemark ist beispielsweise bereits verstärkt worden und transportiert seit 2020 siebenmal mehr Strom als zuvor.
Noch in diesem Jahr geht die neue Westküstenleitung zwischen Brunsbüttel und Dänemark mit allen fünf Abschnitten in Betrieb – vier sind es bereits 2027 und 2028 folgen die Inbetriebnahmen der Ostküstenleitung und des sogenannten SuedLink. Tennet ist einer der führenden europäischen Netzbetreiber.