Wedel. Üblicherweise bekommt Wedel jährlich eine hohe Summe aus einer Anleihe. Dieses Jahr nicht – was den Haushalt nicht gerade entastet.

Für den seit Jahren klammen Haushalt war eine jährliche Zinszahlung der Stadtsparkasse Wedel bisher ein steter und wohltuender Tropfen auf den heißen Stein. Doch für das Jahr 2023 bleibt die Zahlung an die Stadt aus einem Anleihegeschäft aus. Die Summe von jährlich 600.000 Eurofehlt. Doch warum?

Es geht um ein Darlehen (AT1-Anleihe) über zehn Millionen Euro, das die Stadt über einen Kredit bei einer anderen Bank seit 2014 finanziert. Das Geld wird von der Sparkasse Wedel als Eigenkapital ausgewiesen. Für dieses echte Eigenkapital zahlte die Stadtsparkasse bis zuletzt zum Zinssatz von sechs Prozent die jährliche Summe an die Stadt.

Verwirrung in Wedel wegen ausbleibender Zinszahlungen der Stadtsparkasse

Der Haushaltsentwurf für dieses Jahr der Stadt weist ein Minus von gut 13 Millionen Euro auf. Die Verwaltung soll der Wedeler Politik mitgeteilt haben, dass die Zahlungen der Stadtsparkasse per Beschluss für die kommenden drei Jahre ausgesetzt seien.

Darüber ist Marc Cybulski, Vorstandsvorsitzender der Wedeler Sparkasse, irritiert: „Wir haben niemals gesagt, dass die Zahlungen definitiv drei Jahre ausfallen. Es war allen klar, dass wir für 2023 keine Ausschüttung leisten können“, sagt er. Diese Perspektive war vom Vorstand intern aufgezeigt worden – im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzt auch Bürgermeister Gernot Kaser (parteilos).

Die Zinswende sorgte für Belastungen bei der Stadtsparkasse Wedel

Kaser widerspricht der Darstellung, dass die Verwaltung von einem Beschluss gesprochen habe. „Einen Beschluss des Verwaltungsrates, die Zinszahlung für drei Jahre auszusetzen, gibt es nicht. Die Aussetzung der Zinszahlung für das Jahr 2023 war eine Entscheidung des Vorstands der Stadtsparkasse.“

Grund: Der deutliche Zinsanstieg im Vorjahr habe zu einer großen Belastung und einem zu geringen Jahresüberschuss geführt, um „aus Sicht der Stadtsparkasse eine Zinszahlung zu rechtfertigen.

In diesem Jahr sei wegen der durch die Europäische Zentralbank eingeleiteten Zinswende eine Zinszahlung nicht möglich, so Cybulski. Einen Beschluss gebe es laut dem Vorstandsvorsitzenden nicht, die Entwicklung werde jährlich individuell beobachtet, eine Zahlung geprüft.

So wie in den vergangenen sieben Jahren auch. „Die Botschaft war nur für 2023 eindeutig. Vermutlich klappt es 2024 schon wieder mit der Zahlung, aber aufgrund der Entwicklung gehen wir aktuell ganz sicher davon aus, dass wir 2025 wieder normal zahlen werden“, so Cybulski.

In finanzieller Schieflage befinde sich die Bank nicht

Schließlich würden in den kommenden Jahren viele Laufzeiten der festverzinslichen Wertpapiere auslaufen, dann bekäme die Sparkasse 100 Prozent des Nennwertes zurück, auch wenn der Wert wegen der Zinslage aktuell zum Beispiel bei 75 Prozent liegen würde.

Das Geld-Institut halte laut Cybulski viele festverzinsliche Wertpapiere, die noch aus Niedrigzinsphasen stammen. So wie viele andere Banken ebenfalls. Wegen der vorübergehenden Neubewertung im Vorjahr aufgrund der Zinswende stehe nun ein Wertverlust zu Buche, der zu hohen Abschreibungen für die Stadtsparkasse Wedel geführt habe. Durch viele „stille Reserven“ konnte dies abgefedert werden, sodass in der Bilanz immerhin noch ein kleiner Überschuss bliebe. In finanzielle Schieflage sei die Stadtsparkasse nicht geraten.

Wedel: Aufregung ist für Sparkassen-Chef nicht nachvollziehbar

Der Vorstand der Stadtsparkasse Wedel: Marc Cybulski (l.) und Florian Graßhoff.
Der Vorstand der Stadtsparkasse Wedel: Marc Cybulski (l.) und Florian Graßhoff. © Sparkasse Wedel | Sparkasse Wedel

Ganz nachvollziehbar ist die entstandene Aufregung für ihn nicht. „Die Stadt hat für das Darlehen ihrerseits sehr niedrige Zinsen von einem Prozent gezahlt“, so der Sparkassenvorstand. 4,2 Millionen Euro habe die Stadt Wedel von der Sparkasse bekommen, 1,3 Millionen Euro war der Zinsaufwand seitens der Stadt. Macht in Summe ein Plus von fast drei Millionen Euro für die Rolandstadt.

Trotzdem klafft nun eine Lücke von 600.000 Euro im Haushalt der Stadt. Gibt es bereits eine Idee, wie diese kompensiert werden kann? „Dazu kann aus heutiger Sicht noch keine konkrete Aussage getätigt werden. Die Verwaltung hat ein Projekt mit dem Titel ‘Abbau des Haushaltsdefizit’ initiiert, das gemeinsam mit der Politik in Zukunft strategische Ziele und Handlungsfelder zum Abbau der Schulden definiert und auch umsetzt“, so der Bürgermeister.

Dieses Projekt werde maßgeblich dazu beitragen, „eine bessere Planbarkeit und eine gezieltere Ausgabenpolitik zu ermöglichen. Erst dann wird sich auch zeigen, inwiefern auch die fehlenden Einnahmen abgefedert werden können“, sagt Kaser.

Keine Negativzinsen mehr bei der Stadtsparkasse Wedel

Von einer großen Summe auf dem Konto kann die Stadt aktuell nur träumen. Dafür seien vor einigen Jahren sogenannte Negativzinsen angefallen. Mittlerweile haben die meisten Banken diese wieder abgeschafft. Am 17. Januar hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in dem Artikel „Die letzten Banken mit Negativzinsen“ auch die Stadtsparkasse Wedel genannt.

Das sei jedoch falsch. „Grundlage dieser Aussage ist eine Onlinerecherche des Internetportals Verivox, die das Preis- und Leistungsverzeichnis der Stadtsparkasse Wedel als Quelle hinzugezogen hat“, sagt Juliane Oehler aus der Unternehmenskommunikation. Dieses habe jedoch den Stand vom 1. April 2022 wiedergegeben.

Stadtsparkasse Wedel: Tipps für Geldanlage in unsicheren Zeiten

„Die Stadtsparkasse Wedel hat den Negativzins zum 20. Juli 2022 abgeschafft. Das Preis- und Leistungsverzeichnis wird gerade auf den aktuellen Stand gebracht“, so Oehler.

Um in unsicheren Zeiten mit hoher Inflation sein Geld möglichst sicher anzulegen, rät Cybulski unter anderem zu Investitionen zu festgelegten Zinssätzen, in Sachwerte oder auch in breit gestreute Aktien oder Immobilien. „Wichtig ist, dass es generell ein Mix ist. Also sollte man auch Produkte in das Portfolio aufnehmen, die kurze Laufzeiten haben und solche, bei denen man kurzfristig an das Geld käme“, so der Bankchef.