Wedel. Die junge Band aus Wedel hat einen Nachwuchsbandwettbewerb gewonnen und tritt bald in Berlin auf. Ein Besuch im Proberaum.
Ein genervter Anwohner der ABC-Straße könnte eigentlich stolz darauf sein, Namensgeber einer Band zu sein. Ob er es ist? Niemand weiß es. Denn die Legende geht so: Die noch namenlose vierköpfige Gruppe – bestehend aus Ben Eberbach (16), Leo Zech (16), Caspar de Quillacq (17) und Moritz Hamann (16) – probte in den späten Abendstunden in der gegenüberliegenden Musikschule. „Da hat jemand mit einer Taschenlampe in diesem Flacker-Modus in unseren Raum geleuchtet. Irgendwie fanden wir dann den Namen Flacker für eine Band ganz cool und haben bei Spotify geschaut, ob es ihn schon oft gibt“, erzählt Sänger Ben Eberbach. „Es gab unter zehn Treffer, das ist weltweit gut.“ Die Sache war beschlossen.
Wedeler Band ist auf Erfolgskurs – Flacker definieren Rock
Neben Eberbach spielt Zech die Lead-Gitarre, de Quillacq zupft den Bass und Hamann hält den Laden rhythmisch an den Drums zusammen. Bald sogar in Berlin: Flacker, seit gut zwei Jahren aktiv, ist Preisträger des Wettbewerbs Junge Musikszene 2022, der von den Berliner Festspielen ausgerichtet wird. Ein Video der Band überzeugte die Fachjury. Der Preis ist ein sechstägiges Treffen mit Hotelübernachtungen inklusive Workshops mit Profis vom 23. bis 28. November. Es gab 76 Bewerbungen, ausgewählt wurden drei Bands, drei Duos und sieben Solisten. Am 24. November treten alle gemeinsam auf.
Und vielleicht folgt dann bald der große Durchbruch. „Also wir haben schon Bock, unser Ding durchzuziehen“, so Sänger Eberbach, der wie seine Bandkollegen de Quillacq und Hamann auf das Rissener Gymnasium geht. Zech besucht die Gebrüder-Humboldt-Schule in Wedel. Alle sind froh, dass sie in der noch zwei Jahre andauernden Schulzeit einfach zusammen Musik machen können.
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Was danach passieren könnte, möchten sie auf sich zukommen lassen. Ohne Stress, ohne Druck. „Aber wir wären natürlich auch nicht abgeneigt, wenn es klappen würde“, sagt Zech. Und lacht. Schon die Rapperin Nina Chuba (bürgerlich Nina Katrin Kaiser), die aus Wedel kommt und in Berlin wohnt, entsprang einem Bandprojekt der Wedeler Musikschule – und erreichte mit dem Song „Wildberry Lillet“ im August die Spitze der deutschen Singlecharts.
Wedeler Band bekommt viel Unterstützung von der Musikschule
Fleißig sind die Flacker-Jungs jedenfalls. Mentor ist der Musik-Dozent Sandro Jahn (39). Als Nachteil empfand die Band die lange Ruhephase wegen der Corona- Pandemie nicht. „Wir konnten uns als Band ein Jahr lang in Ruhe eingrooven und quasi zu einer Einheit zusammenwachsen. Unser Set können wir mittlerweile quasi im Schlaf spielen“, sagt Zech, der wie Bandkollege Eberbach in Wedel wohnt. De Quillacq und Hamann kommen aus dem benachbarten Hamburger Stadtteil Rissen.
Auf der Bühne wirkt Flacker aber hellwach: In diesem Jahr trat die talentierte Nachwuchsband beim Rissener Dorffest auf, in Wedel nahm die Band im Sommer die Bühne beim Hafenfest gleich zweimal auseinander – und bei der Wedeler Kulturnacht spielte Flacker auch. Neun Songs sind fertig, an etlichen weiteren wird geschrieben. Es gibt Titel auf Englisch und Deutsch. „Wir haben aber gemerkt, dass das Publikum gerade bei den deutschen Songs ordentlich abgegangen ist“, sagt Jahn. Was die Band mit dieser Erkenntnis macht, bleibt abzuwarten.
Wedel: Sound der Band Flacker ist größtenteils rockig
Der gitarrengetriebene Sound der jungen Musiker ist im weitesten Sinn Rock. Der Song „In Berlin“ erinnert an die Mischung aus Indie, Punkrock und Rap der Chemnitzer Band Kraftklub. Diese Ecke passe ganz gut, sagen die Wedeler. Richtig festlegen wollen sich die Vier aber nicht. „Wir lassen uns aus vielen Richtungen inspirieren und bringen unsere Ideen ein“, sagt Bassist de Quillacq. Es werde auch mit Grunge, Funk , Indie-Rock oder der klassischen Musik-Ausbildung experimentiert. Als junge Band habe die Gruppe das Privileg, sich musikalisch austoben und weiterentwickeln zu können.
Musikalisch erfahren sind die vier Teenager jedenfalls – und jeder beherrscht sein Instrument. „Ich habe mit drei oder vier Jahren mein erstes Kinderschlagzeug bekommen, damit ich nicht mehr auf den Kochtöpfen rumschlage“, sagt Drummer Hamann. Auch Zech tauschte früh die „Plastikgitarre“ mit der Akustikgitarre, bevor er dann die Verstärker in die E-Gitarre stöpselte. Sänger Eberbach hat zehn Jahre Gitarren-Erfahrung, de Quillacg, der von der klassischen Gitarre zum Bass umschwenkte, spielt seit acht Jahren.
Noch im November soll bei „Recording-Sessions“ in Ben Eberbachs Keller aufgenommen werden. Die Königsdisziplin bleibe aber der Live-Auftritt. „Es ist einfach cool, auf der Bühne zu stehen, Applaus zu bekommen und die Leute verlangen eine Zugabe“, so Eberbach. Solche Momente zu teilen sei: unbezahlbar.