Wedel. In einer neuen Studie werden nochmals drei Millionen Euro für Schiffsanlagen veranschlagt. Ratsherr fordert Projektende.
Die Neugestaltung des Schulauer Hafens in Wedel gleicht einer fast unendlichen Geschichte. Seit 2008 soll eine schmucke maritime Meile zum Flanieren und Verweilen an der Elbe entstehen, laut aktueller Prognose wird am Hafen-Areal für inzwischen 34,9 Millionen Euro aber immer noch gebaut – voraussichtlich bis 2025 oder 2026. Bei einer Förderquote durch das Land von 57 Prozent bleiben 15,1 Millionen Euro Kosten an der Stadt haften. Und die könnte am Ende dieses Jahres einen Schuldenberg im dreistelligen Millionenbereich angehäuft haben. Denn außerhalb des Beckens wird vorbereitet und gebaut, auf der Wasserfläche selbst ist es aber noch ruhig. Das soll sich nun ändern, weil andernfalls wohl auch Fördergelder zurückgefordert werden könnten.
Wedel: Wie es mit dem Schulauer Hafen weitergehen soll
Die Machbarkeitsstudie für die Nutzung der Wasserfläche ist nun im Wedeler Planungsausschuss durch Matthias Wedepohl von der Firma Project M vorgestellt worden. Das Unternehmen hat die 50.000 Euro teure Studie – 27.000 Euro übernimmt davon das Land, 3000 Euro die Maritime Landschaft Unterelbe – mit der Ingenieurfirma Körting erstellt.
Die Vorschläge ihres Nutzungskonzeptes: Das Hafenbecken wird in drei Teilbereiche gegliedert, einen Sportbootbereich mit Schlengelanlage zum Festmachen der Schiffe und 17 Boxen, einen Traditionsbereich für alte Schiffe und einen Kulturbereich. Letzterer soll ein schwimmendes Kulturzentrum werden, geplant wird mit Kosten von 6000 Euro pro Quadratmeter. Dazu soll eine Fläche frei bleiben für das Manövrieren, für Wassersportnutzung oder sonstige Veranstaltungen. Ebenfalls geplant ist ein Slip-Bereich und ein weiterer Schiffsanleger etwa für Ausflugsdampfer. Es gibt unterschiedliche Varianten, Teilbereiche könnten auch nacheinander gebaut werden.
Die Kosten beliefen sich auf weitere drei Millionen Euro brutto – ohne das schwimmenden Kulturzentrum. Eine Förderung von Kulturhaus und Sportbootschlengel mit bis zu 750.000 Euro durch das Land seien aber möglich. Die Projektentwickler schreiben allerdings: „Betriebswirtschaftliche Betrachtung nicht zielführend, da die Einnahmen aus Liegeplatzvermietung niemals die Unterhaltungskosten decken.“ Ein solcher Hafen habe einen dauerhaften Zuschussbedarf, aber auch einen dauerhaften und nachhaltigen Nutzen durch die Umwegrentabilität für die Stadt und Region. Betreiber des Hafens sollen die Stadtwerke Wedel – als Tochter der Stadt – und Wedel Marketing werden.
Wedel: Wie teuer wird die Umgestaltung des Hafens wirklich?
Wedels Bürgermeister Gernot Kaser, der sich in seinem Wahlkampf als ehemaliger Unternehmer stets für ein Finanz-Controlling in der Stadt eingesetzt hatte, ließ unmittelbar im Anschluss im Rahmen einer Stellungnahme seine Sicht der Dinge folgen und forderte eine Komplettierung der Studie: „Fakt ist, dass der Hafen defizitär sein wird, es geht nicht darum, ob, sondern in welcher Höhe das Defizit ausfallen wird. Mir als Bürgermeister ist wichtig, dass entsprechend sauber geplant und mit Hilfe eines Projektcontrolling gerechnet wird, damit die politisch Verantwortlichen eine gute Entscheidungsgrundlage haben. Auch und insbesondere was die betriebswirtschaftliche Ebene angeht.“
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Gegenüber dem Abendblatt sagte er: „Die Machbarkeitsstudie in ihrer jetzigen Form ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht komplett durchgerechnet. Es fehlen etwa die jährlichen Betriebs- oder Infrastrukturkosten.“ Der Österreicher ist seit dem 1. Mai im Amt und selbstverständlich sei ihm bewusst, dass eine hundertprozentige Genauigkeit nicht funktioniere, aber „es kann in der Planung zu 70 bis 80 Prozent genau abgeschätzt werden“.
Dass dieses Projekt weiter – und auch auf Dauer – Geld kosten wird, sei klar. Dafür müssten die politischen Entscheider sensibilisiert werden. „Solch ein Hafen ist schön, wenn er fertig ist“, so Kaser. Öffentlich äußern zum Konzept der Machbarkeitsstudie möchte er sich nicht. „Das ist Sache der Politik“, sagt der Verwaltungschef.
Wedel: Grünen-Politiker bringt Ende des Hafenumbaus ins Gespräch
„Der teure Hafen wird noch viel teurer. Und keiner traut sich, ihn zuzuschütten“, sagt Ratsherr Olaf Wuttke (fraktionslos). Jeder, der das offen befürworte „müsste mit seinem politischen Blitztod“ rechnen. Und das wolle fast niemand, sondern „geliebt und wiedergewählt werden.“ Die nächste Gemeindewahl steht im Frühjahr 2023 an. Zumindest eine Diskussion, ob man das Projekt aus Vernunft begrabe, müsse laut Wuttke zwingend geführt werden.
Wenn die jährlichen Defizite des Schulauer Hafens sich etwa „nach 15 Jahren auf die Höhe der Rückzahlung der Fördergelder kumulieren, wäre ein schnelles Ende mit Schrecken doch klüger.“ Auf mittlere Sicht würde andernfalls die Erhöhung des „strukturellen Haushaltsdefizites“ anstehen. Schließlich steigen aktuell überall die Betriebskosten durch enorm erhöhte Energiekosten. Die allgemeine Inflation tue ihr Übriges.
Das Gutachten wird nun innerhalb der politischen Fraktionen besprochen. Wie es weitergeht und ob die Planungsbüros weiteres Zahlenmaterial einfließen lassen – und wer das bezahlt – steht noch nicht fest. Nach weiteren Beratungen soll eine Abstimmung im Planungsausschuss erfolgen, bevor der Rat der Stadt entscheidet.