Wedel. Eigentlich sollte das Hotel am Schulauer Hafen schon bald eröffnen. Wie es jetzt mit dem Millionen-Projekt weitergeht.
Die Kräne auf der Baustelle des Hotels am Schulauer Hafen in Wedel stehen verdächtig still. Seit Kurzem scheint es ganz so, als arbeite hier auch niemand mehr. Und dieser Eindruck täuscht nicht: Die Bauarbeiten ruhen tatsächlich. Die Firma Premiumverbund Bau GmbH, als Generalunternehmer für das Projekt zuständig, hat die Arbeiten eingestellt und Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Hamburg hat den Rechtsanwalt Matthias Wolgast von der Hamburger Kanzlei Münzel und Böhm zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt (Az.: 67g IN 318/21).
Hotel in Wedel: Eröffnung ursprünglich für 2022 geplant
Der jetzt noch skelettartige Rohbau lässt die angestrebte Form des Hotels schon gut erkennen: ein großer, runder Turm auf einer Art Sockel, flankiert von zwei niedrigeren Quadern. Darunter eine Tiefgarage mit U-förmiger Zufahrt. Und direkter Anschluss an die Hafenpromenade. Im Sockelgeschoss sollen nach Fertigstellung auch das Büro des Hafenmeisters und mehrere Restaurants Platz finden. Am bestechendsten aber ist der Elbblick durch die Lage direkt am Hafenkopf.
Bis Hotelgäste aus den Zimmern den Panoramablick auf den Strom genießen können, wird aber noch etwas mehr Zeit ins Land gehen als geplant. Ursprünglich war die Eröffnung für April kommenden Jahres vorgesehen. Ein Blick auf die zur Ruhe gekommene Baustelle lässt dieses Vorhaben jetzt vollkommen utopisch erscheinen.
Wie lange die Verzögerung aufgrund der Pleite noch andauern wird, ist unklar. Die Bauherren und künftigen Hotelbetreiber von der Hiltrud Hesse KG in Hamburg wollen sich auf Abendblatt-Anfrage weder zum aktuellen Stand der Dinge noch zum weiteren Vorgehen äußern. Im Wedeler Rathaus möchte sich gegenüber dem Abendblatt ebenfalls niemand äußern, auch Bürgermeister Niels Schmidt nicht. Auf Facebook lässt der allerdings wissen, dass es zu einer Verzögerung kommen werde, „es gibt heute aber keinen Anlass, an der Fertigstellung des Baus zu zweifeln“.
Hotel in Wedel: Mehr Klarheit bis Jahresende
Insolvenzverwalter Wolgast sagt auf Abendblatt-Anfrage: „Ein Insolvenzverfahren während eines Bauprojekts ist nicht schön. Das ist der Worst Case für Bauherren.“ Trotzdem wolle er tun, was getan werden kann. Dazu gehöre, möglichst die Bauverfahren auch aus der Insolvenz heraus noch weiterzuführen. Dafür brauche es aber Investoren, erklärt der Rechtsanwalt.
Im Falle des Hotels am Hafen führe man dazu noch Gespräche, viele andere Auftraggeber hätten ihre Verträge bereits gekündigt. Man müsse schauen, welche Reststrecke bei den Bauprojekten noch bliebe, so Wolgast. Bis Ende des Jahres brauche es Klarheit, wo und wie es weitergeht. Dann entscheide sich auch die weitere Zukunft des Hotels.
Warum das Bauunternehmen insolvent ging, werde zurzeit noch ermittelt. Laut Wolgast könnten andere Insolvenzen in der Eyemaxx Gruppe, zu der die Premiumverbund Bau GmbH gehört, eine wichtige Rolle gespielt haben.
Hotel in Wedel: Startschuss für Projekt hat sich verzögert
Schon seit 2015 laufen die Planungen rund um das Hotel am Schulauer Hafen. Das Konzept des Architektenbüros Rainer Schwarz schaffe ein „weiteres Highlight in der Maritimen Meile Wedels“, hieß es bereits Anfang 2016 auf der Website der Stadt Wedel, als der Entwurf erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Der eigentliche Bau begann jedoch erst Anfang vergangenen Jahres. Was war passiert?
Der Startschuss hatte sich unter anderem deshalb verzögert, weil benachbarte Grundstückseigentümer Klage gegen den Bebauungsplan eingereicht hatten. Ihre Sorge: Der Bau des Hotels könnte den Hochwasserschutz des Geländes beeinträchtigen. Der Wedeler Unternehmer Heinrich Schneider und die Elbhöfe Wedel GmbH legten deshalb 2018 einen Eilantrag vor, der den Bau stoppen sollte.
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Sie veranlassten außerdem ein sogenanntes Normenkontrollverfahren wegen des Flutschutzes. Der Eilantrag wurde abgewiesen, die Normenkontrollklage aber erst Mitte 2020 zurückgezogen – nachdem die Bauherren ihre Pläne entsprechend angepasst hatten. Das Erdgeschoss der Anlage soll nach heutigem Stand der Dinge mit Flutschutztoren gesichert werden.
Die Stadt Wedel hatte sich während dieser Auseinandersetzungen wiederholt als Vermittler zwischen beiden Parteien eingesetzt und auch versucht, den Fall außergerichtlich zu klären.
Hotel in Wedel soll zweistelligen Millionenbetrag kosten
Das fertige Hotel soll einmal über 130 Doppelzimmer verfügen, verteilt auf sieben Geschosse. Hinzu kommen noch eine Panoramaterrasse und mehrere Tagungsräume, denn das Hotel soll auch als Location für Veranstaltungen gebucht werden können. Für den Betrieb der Anlage will die Hiltrud Hesse KG laut eigener Aussage vom April dieses Jahres etwa 20 neue Mitarbeiter anstellen.
Die Projektkosten gab das Unternehmen damals mit einem zweistelligen Millionenbetrag an. Bei der Konstruktion der Hotelgebäude wurde extra mit vorgefertigten Teilen gearbeitet, die vor Ort nur noch zusammengesetzt werden mussten. Damit sollten die Bauarbeiten eigentlich möglichst zügig abgeschlossen werden, hieß es noch im April.