Wedel. Wedel Nord, Businesspark und Schulauer Hafen: 2021 ist für Bürgermeister Niels Schmidt mit vielen Fragezeichen verbunden.

„Sehr im Konjunktiv“ ist für Bürgermeister Niels Schmidt, die Agenda 2021 für die Stadt Wedel zu setzen. Denn was Corona für die Projekte bedeutet, kann derzeit wohl niemand so genau abschätzen. Und das sind vor allem die bekannten Großprojekte, die sich naturgemäß über Jahre ziehen. Wedel Nord, der Businesspark und der Schulauer Hafen stehen wie 2020 ganz oben auf der Agenda. Und die sollen weiter vorangebracht werden.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Themen, die in der Mehrzahl hohe Belastungen für die Stadtkasse mit sich bringen. Aufgabe der Ratsmitglieder wird es sein, angesichts knapper Kassen Prioritäten zu setzen.

Das sind die Projekte, die Wedel beschäftigen

B 431: Zum Dezember 2020 zeichnete sich in den Ausschussberatungen eine Mehrheit für das Ende einer quälend langen Diskussion um die B 431 ab. Der Rat wollte allerdings erst im Januar entscheiden, die Sitzung ist aber wegen der Corona-Pandemie vertagt worden. Eine Verlegung soll es nicht geben und damit auch kein Geld aus Berlin. Die geplante Trasse zwischen Pinneberger Straße und Holmer Straße soll trotzdem gebaut werden, aber als kommunale Straße.

Neben der Erschließung von Wedel Nord soll diese Lösung auch eine verkehrliche Entlastung der B 431 bewirken. Apropos Erschließung von Wedel Nord: Die Stadt sterbt beim Straßenbau eine finanzielle Beteiligung der Investoren an. Den anderen Teil der Kosten für die Trasse wird damit die Stadt übernehmen müssen. Der Bürgermeister hofft auf Zuschüsse aus Kiel.

Wedel Nord: Die lange diskutierte Realisierung von Wedel Nord soll 2021 mit einem Teil des ersten von zwei Bauabschnitten beginnen. 500 Wohneinheiten sollen entstehen und damit den Druck auf dem Wohnungsmarkt der Rolandstadt mindern („Wir sind ein westlicher Elbvorort Hamburgs“, so Verwaltungschef Schmidt). Insgesamt sind im ersten Bauabschnitt gut 650 Wohneinheiten geplant. Wer den langwierigen Diskussionsprozess um das Mega-Projekt verfolgt hat, der weiß, dass diese Zahlen nicht in Stein gemeißelt sind. Zwischen 1400 und knapp 1000 Wohneinheiten für das Gesamtprojekt waren schon im Gespräch.

Visualisierung des ersten Projekts im Businesspark, der Elbcube.
Visualisierung des ersten Projekts im Businesspark, der Elbcube. © HA | Architekt Liefländer

Businesspark: Über dem Businesspark hängt noch immer das Damoklesschwert der Normenkontrollklagen vor dem Oberverwaltungsgericht, auch wenn das erste Elbcube genannte Gebäude auf dem ehemaligen Raffineriegelände deutlich an Gestalt gewinnt. Nach der Überarbeitung des Bebauungsplanes bleibt Niels Schmidt optimistisch. Er geht davon aus, dass die rechtlichen Probleme im Frühjahr gelöst werden können. Allerdings bleibt dann noch die Gefahr, dass von der Stadt ausgestellte Baugenehmigungen beklagt werden. Die Sanierung der Elbuferzone des Businessparks geht in jedem Fall voran.

Im Businesspark würden die Wedeler gern ein Gründerzentrum etablieren. Mit der innovativen Fachhochschule und der Nähe zu Hamburg meinen sie gute Argumente zu haben. Als größte Konkurrenten sieht Schmidt die Städte Elmshorn und Pinneberg an. Der Kreis als Träger muss sich entscheiden, doch in der Kreispolitik blockieren sich die verschiedenen lokalen Interessen gegenseitig. Der Bürgermeister wäre froh, wenn es 2021 „eine Verdichtung der Entscheidungsfindung“ geben würde.

So stellen sich die Planer anfangs den Schulauer Hafen nach der Umgestaltung vor.
So stellen sich die Planer anfangs den Schulauer Hafen nach der Umgestaltung vor. © HA | Stadt Wedel

Schulauer Hafen: Die Modernisierung des Schulauer Hafens geht mit der Sanierung des Flutschutzes an der Ostmole weiter. Ungewiss ist weiterhin, was mit dem Herzstück der Anlage, dem Hafenbecken, geschieht. Konzepte von privaten Betreibern, vom Museumshafen bis zu Liegeplätzen für Hausboote, haben sich aus verschiedenen Gründen zerschlagen. Mithilfe einer Machbarkeitsstudie soll der Politik nun eine Entscheidungsgrundlage in dem in der Stadt viel diskutierten Fall geliefert werden. Das maritime Filetstücken an der Elbe könnte von der Stadt mit Schlengeln ausgestattet werden, an denen Gastlieger ihre Boote festmachen, so die Gedanken des Bürgermeisters.

Ein anderes Vorzeigeprojekt am Wasser kann 2021 voraussichtlich abgeschlossen werden. Der Hotelbau an der Nordseite des Hafens dürfte fertiggestellt werden. Und traurige Wahrheit bleibt, dass die Stadt nicht ohne kostenträchtige Entschlickungsarbeiten im Schulauer Hafen sowie am Anleger Willkomm Höft auskommen wird.

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Kitas: Wedel fehlen Kindergartenplätze. Gleich drei neue Kitas sind in der Diskussion, übrigens genauso wie schon Anfang 2020. Die katholische Kirche will eine Einrichtung bauen, zwei Kitas sind im beziehungsweise in der Nähe des Neubaugebietes Wedel Nord vorgesehen. Der Bürgermeister wagt keine Prognose, wo die Handwerker als Erstes in die Hände spucken werden. Ziel bleibt die schnellstmögliche Verbesserung der Versorgung mit Kita-Plätzen.

Bahnhofstraße: Die Bahnhofstraße aufhübschen, Teile des Radweges verlegen und Fahrbahnverengungen entfernen, um mehr Sicherheit für Fußgänger und Radler zu schaffen – mit einer zeitnahen Veränderung ist hier nicht zu rechnen. Die Diskussionen über dieses immer wieder formulierte Ziel der Stadtpolitik, die Situation in der zentrale Flaniermeile zu verbessern, soll im Rahmen der laufenden Mobilitätsplanungen fortgesetzt werden.

Die Volksbank-Dauerbaustelle empfinden manche Wedeler als ärgerlich, doch die Fertigstellung soll 2021 erfolgen. Eine etwa halbjährige Kanalsanierung gibt der Stadt die Chance, einmal mit neuen Konzepten zu experimentieren. Durch die Straßensperrung können neue Ideen für die Nutzung von Straße und Parkplätzen ausprobiert werden. Es wird noch dauern, bis das südliche Ende der Bahnhofstraße mit dem Stadtsparkassen-Neubau an Attraktivität gewinnt. Für 2021 erwartet Schmidt lediglich den Bauantrag.

Stadt und Investor im Gespräch über Grundstück an Rissener Straße

Rissener Straße: Das – von Hamburg aus gesehen – Tor in die Stadt könnte ein neues Gesicht bekommen. Die Brandruine an der B 431 ist abgerissen, in der sich früher unter anderem eine Großraumdisco befand. Der Inhalt einer ersten Bauanfrage stieß allerdings bei der Stadt nicht auf Gegenliebe. Stadt und Investor sind jedoch im Gespräch. Auf der anderen Seite der Rissener Straße harrt das alte Possehl-Areal der Neugestaltung. Der Investor will immer noch Einzelhandel, die Stadt weiterhin produzierendes Gewerbe. Wenigstens ist man sich so weit einig, dass die alte Bausubstanz abgerissen werden muss, um etwas Neues zu schaffen.

Sportentwicklungsplan: Der für 2020 vorgesehene Sportentwicklungsplan wird erst 2021 fertig. Dass zusätzlicher Bedarf besteht, war bereits vorher klar. Der Plan soll die Bedürfnisse genauer abbilden. Wie die Vorhaben finanziert werden können, müssen die Ratsmitglieder nach Fertigstellung des Planes klären.

Schulbau: Im Gegensatz dazu ist die Stadt in Sachen Schulbau und -sanierung weiter. Die Vorhaben an Johann-Rist-Gymnasium, Gebrüder-Humboldt-Schule und Albert-Schweitzer-Grundschule werden fortgesetzt.

Feuerwache: Neu aufgepoppt ist 2020 das Thema Feuerwache. Dort hat die Feuerwehr-Unfallkasse einige Mängel ausgemacht, die in Summe einen Neubau notwendig machen könnten. Den Standort an der Schulauer Straße hält Schmidt auch nach den Erkenntnissen des Feuerwehrbedarfsplanes weiter für ideal, so dass er von einem Neubau an gleicher Stelle ausgeht. Kleinere Mängel, wie die zu wenig zur Verfügung stehenden Parkplätze werden bereits 2021 behoben.

Wedels Bürgermeister Niels Schmidt gibt Auskunft über die Pläne der Stadt in 2021.
Wedels Bürgermeister Niels Schmidt gibt Auskunft über die Pläne der Stadt in 2021. © HA | HA

2021 könnte auch das Jahr einer wichtigen Personalentscheidung in Wedel sein. Denn am 30. April 2022 endet die Amtszeit des Bürgermeisters. Zwischen September 2021 und März 2022 muss ein neuer Rathauschef gewählt werden. Möglich, aber wenig wahrscheinlich ist eine Zusammenlegung mit der Bundestagswahl am 26. September. Die Landtagswahl im Frühjahr 2022 ist noch nicht terminiert. Es wird von einem Urnengang im Mai ausgegangen. Durchaus möglich also, dass die Wedeler innerhalb eines guten halben Jahres dreimal an die Wahlurnen gerufen werden.

Niels Schmidt – er hat Ende vergangenen Jahres seinen 60. Geburtstag gefeiert – hält sich bedeckt, ob er noch einmal antritt. Er betont, dass ihm die Arbeit trotz der hohen Belastung nach wie vor Spaß mache. Eine weitere Amtszeit würde zudem sogar noch mit dem gesetzlichen Pensionsalter für Laufbahnbeamte harmonieren. Seit 2004 ist Schmidt Bürgermeister der Stadt Wedel. Der parteilose Diplom-Verwaltungswirt ist damit der aktuell dienstälteste Bürgermeister im Kreis Pinneberg sowie der Wedeler Verwaltungschef mit der längsten Dienstzeit nach dem Zweiten Weltkrieg.