Wedel. Hetlinger Schanze, Holmer Sandberge und Himmelmoor wegen Corona gesperrt. SPD befürchtet Chaos in der Rolandstadt.
Sie sind gesperrt, die drei touristischen Hotspots Himmelmoor, Hetlinger Schanze und Holmer Sandberge. Der Kreis Pinneberg hat Ausflüglern verboten, die Naherholungsgebiete zu betreten. Grund ist der nach wie vor hohe Corona-Inzidenzwert von zuletzt rund 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, der noch strengere Regeln nach sich gezogen hat. Wenn es aber nicht die drei „H“ – Himmelmoor, Hetlinger Schanze und Holmer Sandberge – sein dürfen, wohin zieht es die Menschen dann? Die Sorge bei den Nachbarn wächst.
Wedels SPD-Fraktion sieht das Betretungsverbot im unmittelbaren Einzugsgebiet der Rolandstadt mit großer Sorge, „da die Besucher sich neue, nicht gesperrte Ziele im nahen Umfeld suchen werden“, schreiben die Fraktionschefin Sophia Jacobs-Emeis und Fraktionsmitglied Rüdiger Fölske in einem offenen Brief an Wedels Bürgermeister Niels Schmidt und zur Kenntnis an die Vorsitzenden der anderen Ratsfraktionen.
Die Sozialdemokraten befürchten am kommenden Wochenende einen Besucheransturm auf die Stadt. Explizit nennen sie die Maritime Meile zwischen Fährhaus und Strandbad, den sogenannten Hundestrand, den Elbwanderweg sowie das Autal und den Bereich rund um Fährmannssand. Auch auf den Wegen in Richtung Holm könnte es ihrer Einschätzung nach voll werden. Weiter heißt es: „Wir wissen aus eigener Erfahrung der letzten Tage, dass schöne Plätze für Wedeler und Tagestouristen aus Schleswig-Holstein und Hamburg attraktiv sind, und konnten bereits an den letzten Wochenenden beobachten, dass es zu Überfüllung und langen Schlangen kam.“
Sie zitieren eine Wedelerin zur Situation am vergangenen Wochenende mit den Worten: „Im Autal ging es zu wie auf der Mönckebergstraße beim Weihnachtsshopping.“
Naherholungsgebiete zu sperren ist ein großes Problem
Auch werfen die SPD-Politiker Wedels Verwaltung vor, es versäumt zu haben, auch für die Stadt kontrollierte Zugangsbeschränkungen als Reaktion auf die Sperrungen ins Spiel gebracht zu haben. Wörtlich heißt es: „Wie konnte ohne Intervention der Wedeler Stadtverwaltung der Kreis dem Land Schleswig-Holstein solche Vorschläge machen und damit Wedel zum Zentrum der Wochenendausflüge zu Pandemiezeiten?“ Sie fragen nach, „ob es eine Planung für Zufahrtsbegrenzungen nach Wedel und Zugangsbeschränkungen zu den jeweiligen Besuchsabschnitten geben wird, wenn eine pandemiegerechte Maximalzahl an Besuchern dort eingetroffen ist?“ Oder ob möglich sei, die gesperrten Naherholungsgebiete wieder zu öffnen, um den Druck von Wedel zu nehmen. Könnten, wie im Sommer beispielsweise in den Strandbädern an der Ostsee, kontrollierte Zugangsbeschränkungen eine pandemiegerechte Nutzung ermöglichen? „Denn eine Sperrung der Naherholungsgebiete ist schlicht ein großes Problem.“
In seinem Antwortschreiben bedankt sich Bürgermeister Schmidt für den Ansatz, mit Vorschlägen und Anregungen bei der Bewältigung der schwierigen Lage mithelfen zu wollen. Allerdings äußerte der Verwaltungschef sein Befremden und seine Verärgerung darüber, dass die zum Teil verwaltungskritischen Inhalte in Form eines offenen Briefes versendet wurden – ohne zuvor in irgendeiner Form das gemeinsame Gespräch zu suchen und sich über die vielleicht unterschiedlichen Sichtweisen auszutauschen, wie Rathaussprecher Sven Kamin auf Abendblatt-Anfrage mitteilt. Schmidt teile durchaus die Sichtweise, dass die Ausweitung von Sperrzonen in bestimmten Bereichen des Kreises Probleme mit sich bringe. Dem Vorwurf, die Stadt Wedel hätte hier beim Kreis Pinneberg auf die Ausweisung von Sperrgebieten zum Beispiel an der Wedeler Au oder an der Elbe drängen müssen, trat der Bürgermeister allerdings entgegen. Wörtlich heißt es: „Mir liegen keine Hinweise vor, dass das Spazierengehen an frischer Luft, und darüber rede ich, zu gesteigerten Infektionsgefahren führt. Auch eine Sperrung der Kinderspielplätze an der Elbe, die dann ja enthalten sein müssten, halte ich für nicht angemessen.“
Auf das konzentrieren, was die Inzidenz wirklich senkt
Schmidt habe nach Abstimmung unter anderem mit der Polizei und anderen Bürgermeisterkollegen aus dem Kreis davon abgesehen, den Kreis um die Ausweisung einer solchen Zone für Wedel zu bitten.
Die von der SPD-Fraktion vorgeschlagenen Maßnahmen könnten zwar sicherlich nicht schaden – allerdings müssten insgesamt die derzeit zur Verfügung stehenden angespannten Ressourcen berücksichtigt werden, um sie zielgenau und effizient an den entscheidenden Stellen einzusetzen, heißt es weiter. Das bedeute, sich auf die Maßnahmen zu konzentrieren, die geeignet sind, eine deutliche Verbesserung der Inzidenzwerte zu erreichen. Dieses Vorgehen entspreche auch dem Vorgehen anderer Mittelstädte, mit deren Verantwortlichen Schmidt bei den Sitzungen des Städteverbandes im Austausch steht.