Elmshorn. Khairi Dickson machte 45 von 78 Touchdowns der Vorsaison für den Elmshorner Zweitligisten. In diesem Jahr will er GFL 2-Meister werden.

3077 Yards – knapp 2814 Meter – Raumgewinn in 14 Spielen, die zu 45 Touchdowns führten. US-Footballer Khairi Dickson (24) war nicht nur der prägendste Akteur der Elmshorn Fighting Pirates, sondern einer der besten Spieler in ganz Deutschland. Insgesamt waren es in der Saison 2018 genau 78 sechsfache Punkterfolge für Elmshorn, bei denen der Ball in der gegnerischen Endzone gefangen wird oder aber durch Läufe dorthin gelangt. Runningback Dickson gelang dies auf dem gut 110 Meter langen Spielfeld durchschnittlich 3,2-mal pro Partie – ein beeindruckender statistischer Wert.

„Ihn wieder im eigenen Team zu haben ist großartig und hilft uns enorm, unsere Ziele zu erreichen“, sagt Pirates-Cheftrainer Jörn Maier, der mit dem ambitionierten Zweitligisten (GFL 2) in diesem Jahr Meister werden will, um dann anschließend in der Relegation gegen einen Erstligisten zu bestehen und 2020 dann in der GFL 1 Football in Elmshorn bieten zu können. „KD“, so der Spitzname des aus Conyers (US-Bundesstaat Georgia) stammenden Footballers, freut sich ebenfalls auf seine zweite Spielzeit auf der Piratenkogge.

Dickson möchte mit Elmshorn in die erste Liga aufsteigen

„Ich bin dankbar, wieder hier zu sein. Meine einzige Erwartung ist, dass wir alles gewinnen und in die GFL 1 aufsteigen“, sagt Dickson, der in der Vorsaison mit dem Aufsteiger Dritter wurde. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Elmshorner Verantwortlichen viele neue potenzielle Leistungsträger geholt – vor allem für die schwächelnde Defensive.

Doch auch für den Angriff kamen unter anderem Top-Talent Diego Sanchez (Wide Receiver) oder Nationalspieler Levi Kruse (Tight End). „Es ist doch nur super, wenn neue Qualität im Team ist. Davon profitieren alle. Und die Fans sind für uns alle da, nicht nur für einen Spieler“, sagt Dickson, dem die Rolle als Publikumsliebling streitig gemacht werden könnte.

Ihm selbst sei der Erfolg der Mannschaft wichtiger als persönliche Statistiken. „Theoretisch ist es schon möglich, so etwas zu wiederholen, aber darum geht es nicht“, meint Dickson, der auf dem Spielfeld nach Touchdowns manchmal kniet und betend gen Himmel blickt. „Der Glaube bedeutet mir alles. Daraus ziehe ich Kraft. Jeden Tag weiß ich, dass Gott mich beschützt“, erklärt Dickson, der auch als Coach im Elmshorner U19-Team (Junior Pirates) aktiv ist.

Der Kanada-Plan von „KD“ hatte sich zerschlagen

Nach dem Saisonende im September 2018 und der Abreise des Leistungsträgers in die USA hielten die Elmshorner Verantwortlichen stets den Kontakt zu Dickson aufrecht. Die Pirates hatten sein Wort: Entweder es klappt mit einem Vertrag bei einem Erstligisten in der Canadian Football League (CFL) – oder Dickson spielt wieder in Deutschland bei den Piraten. Für eine andere Mannschaft wolle er hierzulande nicht spielen.

Ein Engagement in Kanada kam nicht zustande, also überraschte Dickson seine ehemaligen und neuen Teamkameraden beim Hallentraining in Elmshorn. „Es war ein streng gehütetes Geheimnis, und die Überraschung ist definitiv gelungen. Es hat sich keiner vorher verplappert“, sagte Maier. Nur das Trainerteam und die Club-Offiziellen wussten Bescheid.

„Als ich in die Halle kam, konnte mich erst keiner sehen. Dann waren die Jungs sehr überrascht und haben mit mir gefeiert. Das Gefühl war einzigartig“, so der US-Amerikaner. Er habe es vermisst, weit von der Heimat in einem fremden Land und mit all den damit verbundenen Erfahrungen und Herausforderungen aufzuwachen. „Es ist ein großartiges Gefühl, zurück zu sein. Es fühlt sich irgendwie wie eine zweite Heimat für mich an“, sagt der 24-Jährige, der einst im Trainingskader des US-NFL-Teams der Philadelphia Eagles stand.

In seiner Freizeit ist Modell-Athlet Dickson meist im Fitnessstudio, um an seiner Fitness zu arbeiten. Zudem liebt er das Essen im Hafen-Grill, auch wenn die dort angebotenen Speisen nicht unbedingt für einen Energieschub bei Sportlern sorgen. Zumindest in der Vorsaison hat es dem Laufwunder, das teilweise mit drei an sich hängenden Gegenspielern noch ein paar Meter weitermarschierte, nicht geschadet. Nur selten hatte der Gegner in der Nordstaffel der GFL 2 den Runningback im Griff. „Ob er noch einmal so eine Saison spielen kann, ist schwer vorherzusagen. Aber im Endeffekt ist es ohnehin wichtiger, dass wir durch unsere neuen Spieler in der Offense plus Khairi nun noch mehr Optionen im Angriff haben“, so Pirates-Headcoach Jörn Maier. „Die Pirates sind ein toller Verein mit aufrichtigen Menschen“, sagt Dickson.

Der Traum, noch einmal in der CFL aufzulaufen, ist aber nicht endgültig begraben. „Der ist immer noch da. In der Football-Welt verändert sich ständig alles. Viele werden das nicht verstehen, sofern sie nicht selbst gespielt haben. Es kommt auch oft auf das Timing an.“