Elmshorn. Ryan Sample ist der zweite Spielmacher für Zweitligist Elmshorn aus dem Mutterland dieses Sports. Im März fliegt er aus Illinois ein

Im März 2019 wird Ryan Sample (24) auf dem Flughafen Hamburg landen und dann in einer für ihn komplett neuen Welt sein. Bislang war der US-amerikanische Footballer im Bundesstaat Illinois, zuletzt in Lisle beheimatet. In der kommenden GFL 2-Saison ist er Nachfolger von Justin Alo und damit neuer Spielmacher beim Zweitligisten Elmshorn Fighting Pirates.

Was könnte er am meisten aus seiner Heimat vermissen, wenn sein Deutschland Abenteuer beginnt? Punkt eins ist nachvollziehbar. „Das wird die Familie sein“, sagt Sample. Punkt zwei klingt da schon weitaus extravaganter: „Die Chicago-Style-Pizza werde ich auch sehr vermissen.“ Vermutlich wird diese Art von Pizza, die mit ihrem hohen Rand und viel Füllung mehr an eine Torte erinnert, hierzulande tatsächlich kaum zu bekommen sein.

Ob die Leibspeise auch bei seinem Erfolgsgeheimnis eine Rolle gespielt hat? 2016 warf er für sein Team der Benedictine University (ebenfalls Bundesstaat Illinois) in zehn Division III-Partien 3299 Yards. 3169 Yards waren es 2017; seine Fehlerquote ist sehr gering.

Auf diese Zuverlässigkeit der neuen Passmaschine wollen nun die Piraten, die in diesem Jahr den Aufstieg in die 1. Liga als Saisonziel ausgerufen haben, bauen. „In einer anspruchsvollen Liga mit vielen guten Teams hat er wenig Fehler gemacht. Ryan war unser Wunschkandidat für diese Position“, sagt Elmshorns Headcoach Jörn Maier.

„Ich möchte unter fünf Turnovers bleiben. Außerdem möchte ich natürlich dem Team helfen, zu gewinnen“, gibt sich Sample selbstbewusst, den Anspüchen gerecht zu werden. Turnovers sind Fehler eines Spielers, die zum Wechsel des Angriffsrechts führen.

Im Frühjahr 2018 verließ Sample seine Universität mit Abschlüssen in Wirtschaft und Soziologie (Business Management und Organizational Behaviour) und arbeitete als hauptamtlicher Trainer der Quarterbacks an der Bildungseinrichtung weiter. „Das zeigt auch, dass er ein sehr intelligenter Spieler ist. Ryan genießt einen hohen Stellenwert an seiner Uni“, sagt Pirates-Sportchef Max Paatz.

Ein Freund von US-Coach Joe Roman, der noch in den USA weilt und als Defensiv-Trainer der Pirates in dieser Saison tätig ist, arbeitet als Football-Scout für NFL-Profiteams und gab seinem Kumpel einen Tipp. „Coach Roman war der erste, der mich kontaktiert hat. Wir haben uns eine Stunde über das Team, die Stadt und die Vorteile eines Wechsels unterhalten“, erzählt Sample. Es folgte die Kontaktaufnahme zu Elmshorns Offensiv-Koordinator Andreas Nommensen, der mit ihm über die Ausrichtung des Piraten-Angriffs und die Erwartungen an ihn selbst sprach.

Kombination aus Sport und Abenteuerlust gibt Ausschlag

„Am Ende war entscheidend, dass ich meine sportliche Karriere in Elmshorn weiterführen und mit den Erfahrungen, die du in einem anderen Teil der Welt sammelst, kombinieren kann. So eine Gelegenheit hat nicht jeder“, sagt der 24-Jährige.

Drei Wochen lang überlegte Ryan Sample – und nahm das Angebot dann an. „Außer meiner Familie habe ich hier momentan keine größeren Verpflichtungen, wie zum Beispiel eigene Kinder. Das hat die Entscheidung dann schon etwas einfacher für mich gemacht“, sagt der US-Amerikaner.

In der 7. Klasse hatte der Neuzugang auf der „Königsposition“ mit dem Football begonnen. Sample gefällt vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit des Sports, es würden enge Freundschaften entstehen. „Alle elf Spieler auf dem Feld müssen ihren Job erledigen, damit es funktioniert.“

Wenn er nicht gerade Footbälle wirft oder anderen Spielern als Trainer weiterhilft, entspannt der baldige Neu-Elmshorner beim Angeln oder an der Spielkonsole. Ursprünglich stammt Sample aus Manteno – Illinois – und besuchte die dortige Highschool.

Sample spielt für drei verschiedene Uni-Teams

Anschließend war der 1,83 Meter große und 95 Kilogramm schwere Spieler in seinem Lieblingsbundesstaat („Ich habe dort mein ganzes Leben gelebt; aber ich bin nun bereit, meine Komfortzone zu verlassen, um einen neuen Teil der Welt zu sehen“) noch an der Olivet Nazarene University (2013), Concordia University (2014) und Benedictine (2014 bis 2017) aktiv.

Für die Elmshorner, die in der Vorsaison mehr über das Laufspiel im Angriff erfolgreich waren, „ist diese Verpflichtung ein großer qualitativer Schritt nach vorn, um ein noch größeres Repertoire an Angriffsoptionen aufzubauen“, sagt Headcoach Maier.

Nun müssen die Pirates hoffen, dass die Eingewöhnungsphase ähnlich unproblematisch wie beim letzten US-Spielmacher Justin Alo läuft, der auf Anhieb überzeugen konnte. Ursprünglich sollte dieser auch 2019 ein Pirat sein, doch Alo ist Vater geworden und bleibt der Großfamilie zuliebe in der Heimat.