Pinneberg. Tornescher gewinnen den Bert-Meyer-Cup 2019. Im Finale setzt sich der Landesligist gegen den verletzungsgeschwächten Oberlicaclub durch

„Sie sind möglicherweise platt. Die ganze Zeit spielen sie nur mit sechs Mann. Die Nummer 20 ist doch kaum auf dem Parkett.“ Thorben Reibe, Trainer von Union Tornesch, wusste genau, wovon er redete, als er sich den SV Rugenbergen als Finalgegner beim 9. Bert-Meyer-Cup des VfL Pinneberg wünschte. Aus Spekulation wurde Realität: Die „platten“ Bönningstedter Oberliga-Fußballer“ unterlagen den Torneschern (Landesliga) 0:2.

Damian Missias – 19 Jahre, Nummer 20 – erzählt ein bisschen was über sich. Am Abend vorher war der Anruf von Enrico Carl, Trainer der SVR-Zweiten, gekommen. „Die Erste braucht dich. Willst du in Pinneberg mitmachen?“ Missias wollte. Erster Saisoneinsatz, nachdem er an einer Schulterverletzung laborierte.

Die Feldspieler Patrick Hoppe, Pascal Haase, Boamah Rüster, Hassan Zarei, Kevin Lohrke und Sulayman Dampha waren dankbar, dass er ihnen ein bisschen Luft verschaffte. Klar im Vorteil waren aber die Tornescher, die acht gleichstarke Akteure (Maik Stahnke, Christian Kulicke, Fabian Knottnerus, Dennis Beckmann, Jannek Laut, Jannik Swennosen, Philipp Werning, Phillip Kuschka) zum Einsatz brachten.

Am Erfolg nach Toren von Beckmann und Knottnerus gabs nicht zu rütteln. „Uns hatten zum Schluss schlichtweg die Körner gefehlt“, sagte SVR-Coach Thomas Bohlen. Im Halbfinale gegen den Wedeler TSV hatte sein Team noch eine Energieleistung gezeigt und das 0:2 in ein 3:2 gedreht. Turnier-Newcomer Bohlen hatte Spaß am „Rahmen“. Das spielerische Niveau behagte ihm weniger.

Deutlich drückte sich Frank Ockens, früherer sportlicher Leiter des Wedeler TSV, aus. „Das war Magerkost. Ich sehe nur Fernschüsse und vermisse diese Zocker mit dem gewissen Etwas auf dem Spielfeld.“ Gleich nach der Vorrunde verabschiedete sich Ockens vom Geschehen und gab Tochter Mia (14) im Schnellrestaurant einen Big Mac aus. So bekam er nicht mit, wie Marcel Schöttke (SV Halstenbek Rellingen) gegen die Tornescher im Halbfinale clever die Bande ins Spiel einbezog. Mike Theis schoss das 1:1. 30 Sekunden vor dem Ende glückte Christian Kulicke, der auch schon das 1:0 erzielt hatte, der Tornescher Siegtreffer.

Die Siegprämie ist bereits für eine Mallorca-Fahrt verplant

Die 500 Euro für den ersten Platz sind bereits verplant. Am Ende der Punktrunde gehts mit 16 Mann nach Mallorca. Fabian Knotterus kündigte eine rauschende Party noch am selben Abend an. Wohl dem vom FC Union, der am nächsten Morgen nicht beim Nordsport-Cup in Horst antreten musste.

Jörg Niemann und sein Stürmer-Idol von einst, Andre Grünwald, beim Bert-Meyer-Cup 2019.
Jörg Niemann und sein Stürmer-Idol von einst, Andre Grünwald, beim Bert-Meyer-Cup 2019. © Wolfgang Helm | Wolfgang Helm

Und die Gastgeber, die Pinneberger, die so oft das eigene Turnier schon gewannen? Ferner liefen. „Die Stimmung im Team ist schlecht, nachdem uns Trainer Patrick Bethke verlassen hat“, räumt Mittelfeldspieler Dominic Lemcke ein. Auf der Tribüne nahm Jörg Niemann (62) einen großen Schluck aus dem Bierbecher. Von Kindesbeinen an ist er treuer VfL-Fan. Mit seinem Idol Andre Grünwald, früherer Vorzeigestürmer (54), beide bei der Deutschen Post AG beschäftigt, stieß er auf vergangene Zeiten an. „Mit meinem VfL geht es bergab. Aber tolle Hallenturniere auf die Beine stellen, das können sie immer noch.“

So sah es auch Roland Lange, Moderator der Ereignisse am Mikrofon, Mann der ersten Stunde beim Pinneberger Budenzauber, den das potenzielle Interesse am Amateur-Fußball im Kreis Pinneberg immer wieder entzückt. „Wir hatten 1400 bis 1500 Zuschauer an drei Tagen. Das ist eine unerwartete Steigerung gegenüber dem Vorjahr. “ Jeweils an zwei von drei Turnierabenden waren zahlreiche Fans des TuS Appen und des Kummerfelder SV zugegen, das erwies sich als Segen für die Stimmung in der THS-Halle und die leere VfL-Kasse.

Hassan Zarei Hassan (SV Rugenbergen) wird zum besten Spieler des Turniers gewählt.
Hassan Zarei Hassan (SV Rugenbergen) wird zum besten Spieler des Turniers gewählt. © KBS-picture | KBS-Picture Kalle Meincke

Auch wenn die Kummerfelder im Konzert der „Großen“ nicht an ihren Erfolg im zweiten Quali-Turnier anknüpfen konnten, wurde ihnen doch Anerkennung zuteil. Bei der Siegerehrung traten Hannes Rudek als bester Nachwuchsspieler und Yannik Neumann als bester Keeper vor das Publikum. Zum besten Spieler wählten die Trainer Hassan Zarei (SVR). Zarei zählte zudem zu den drei Akteuren, die es auf jeweils vier Turniertreffer brachten. Im Losverfahren ging der Preis an seinen Teamgefährten Pascal Haase.

Union-Vorsitzender Detlev Brüggemann gewann im Tippspiel zwei Karten für das HSV-Zweitligaspiel am 30. Januar gegen den SV Sandhausen. „Ich war schon während der Vorrunde davon überzeugt, dass wir Erster werden würden.“ 150 Euro ernteten die Kummerfelder als fairste Mannschaft.

Yannik Neumann (l., Kummerfelder SV) wird von Turniersponsor Bert Meyer als bester Torhüter des Turniers geehrt.
Yannik Neumann (l., Kummerfelder SV) wird von Turniersponsor Bert Meyer als bester Torhüter des Turniers geehrt. © KBS-picture | KBS-Picture Kalle Meincke

Da saß Trainer Dennis Usadel (FC Elmshorn) schon wutentbrannt im Auto und schimpfte auf Schiedsrichter Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide), der erst seinem Keeper Moritz Junge nach einem Meinungsaustausch in der Partie gegen den VfL (0:2) und während der Schlusssirene auch noch Yannick Kouassi wegen einer abwertenden Geste die Rote Karte gezeigt hatte. Usadel stelle Ehrenfort zur Rede und wurde sofort aufgefordert, den Innenraum nicht mehr zu betreten.

Emotionen dürfen und müssen sein. Auch das macht den Bert-Meyer-Cup in den extrem schweren Zeiten des Fußballs im Hamburger Westen so wertvoll.