Pinneberg. Der Trainer von Oberligist VfL Pinneberg hat entnervt das Handtuch geworfen. Aus dem Verein habe es ihm an Unterstützung gefehlt

Bei den hoffnungslos abgeschlagenen Oberliga-Fußballern des VfL Pinneberg kann sich Patrick Bethke (32) unmittelbar nach seinem Rücktritt nach insgesamt dreijähriger Trainertätigkeit für den Club über fehlende Angebote offenbar nicht beschweren. „Kommende Woche werde ich einige Gespräche führen“, kündigte der gebürtige Elmshorner an. „Danach wird man sehen, ob ich eine Pause einlege oder eine neue Aufgabe übernehme.“

Kenner der Szene bringen ihn bereits mit dem Hetlinger MTV (Bezirksliga West) in Verbindung. HMTV-Chef Michael Kirmse: „Es gab keinen Kontakt.“ Pinneberg ist jedenfalls Vergangenheit. Wenige Stunden, nachdem der Oberliga-Drittletzte SC Condor die Trennung von seinen Übungsleitern Olufemi Smith und Fabian Boll bekannt gegeben hatte, verbreitete VfL-Abteilungsleiter Heinz Sellmann diese Mitteilung: „Mit sofortiger Wirkung verabschiedet sich Patrick Bethke. Wir danken ihm für seine aufopferungsvolle Tätigkeit.“ Gleichzeitig gab Sellmann die Verpflichtung von Stürmer Wojciech Krauze (35) als Coach bekannt. Allerdings könne Bethkes Nachfolger seine neue Rolle wegen eines Auslandsaufenthalts erst ab Mitte Februar umfänglich antreten. Neben Christian Kullock-Braun werde der in der VfL-Jugend ausgebildete Maximilian Gloszat, zurzeit für die B-Mädchen zuständig, als Assistenzcoach eingesetzt. Alle drei Übungsleiter seien im Besitz der Trainer-B-Lizenz.

Erschöpft und zermürbt von 19 Niederlagen in 20 Punktspielen soll Bethke direkt nach der 0:4-Niederlage in Meiendorf am 1. Dezember das Handtuch geworfen haben. „Mir fehlt die notwendige Unterstützung. Alles bleibt an einer Person hängen, und das bin ich“, hatte er sich schon in den Wochen davor geärgert. Auf Ligaobmann Michael Schulze konnte er da schon nicht mehr zählen, der hatte sich „aus beruflichen und privaten Gründen“ zurückgezogen. Nach dem 0:3 am 25. November gegen Teutonia 05 schwankte Bethke noch, ob er zeitnah oder erst am Saisonende aufhören solle. Dann brachte Meiendorf das Fass zum Überlaufen. Kein Co-Trainer, kein Physiotherapeut, kein Betreuer, niemand aus dem Vorstand hatte die Fahrt mit angetreten.

Am Ende des Tages sammelte der Trainer die Trikots der Spieler ein und lieferte sie in der Wäscherei ab. Sellmanns Interview am 4. Dezember mit dem Internetportal „Sportnord“ („Wir planen die Zukunft mit Patrick Bethke.“) – nur noch Augenwischerei. Im Herbst 2017 als Coach des zweiten Teams in der Landesliga hatte der in Horst beschäftigte Schlosser mit seinem Rücktritt geliebäugelt, dann doch weitergemacht. Diesmal bleibt er eisern.

Für den VfL bedeutet sein Rücktritt den negativen Höhepunkt eines Seuchenjahres. Der 25. Januar 2018, Sellmann schickt eine Nachricht in die interne Whatsapp-Gruppe. „Ab Sommer werden wir sowohl für das Trainerteam wie auch für die Spieler nur geringere Aufwandsentschädigungen aufbringen können. Jeder von euch kann gerne über den Sommer hinaus bei uns spielen.“ Die sportlichen Berater Detlef Kebbe und Thomas Bliemeister suchen sofort das Weite, Trainer Thorben Reibe und seine Protagonisten bringen die Saison mit Anstand zu Ende, dann sind sie (fast alle) weg. Bethke erklärt sich bereit, die unmögliche Mission, aus unfertigen und unbekannten Spielern sowie Routinier Krauze ein wettbewerbstaugliches Team zu formen, zu übernehmen. Sellmann positioniert sich klar. „Solange ich die Verantwortung trage, wird der Verein nicht mehr mit Geld um sich werfen, sondern mit den vorhandenen Mitteln den Nachwuchs fördern.“

Und dann auch noch das.
Juni 2018: Die A-Junioren des VfL, immerhin in der Landesliga angesiedelt, wechseln komplett zum Nachbarn TBS. Trainer Miktat Öncü sieht ein Versäumnis. „TBS hat uns eine Perspektive aufgezeigt, der VfL erst, als es schon zu spät war.“

August 2018: Der Club sieht sich außerstande, ein Abschiedsspiel für den langjährigen Betreuer Willy Ketterer auf die Beine zu stellen. Das übernehmen ehemalige VfL-Kicker. Das Spiel am
19. August gegen die HSV-Altliga wird irgendwie in den Terminkalender gequetscht.

21. Oktober 2018: Kim Neidenberger macht Schluss als Trainer der VfL-Zweiten, die nach dem Abstieg aus der Landesliga sogleich in die Kreisliga durchgereicht wird.