Wedel. VfL Pinneberg fährt gegen HEBC mit 4:2 den ersten Saisonsieg ein. Wedeler TSV vergibt leichtfertig Chance auf einen „Dreier“
Innenverteidiger Frederik Etling machte Jagd auf Patrick Bethke. Der Trainer des VfL Pinneberg nahm die Beine zwar in die Hand und konnte der Bierdusche trotzdem nicht entkommen. Bravo, bravissimo, VfL. Für eine kämpferisch einmalige und phasenweise auch spielerisch gefällige Darbietung hat sich der Tabellenletzte der Hamburger Fußball-Oberliga mit den ersten Saisonpunkten belohnt. Jörn Großkopf, Coach des unterlegenen HEBC, gratulierte Bethke zum verdienten 4:2 (1:0).
In der 82. Minute hatte Bethke den Mann, der ihn nach dem Abpfiff verfolgte, eingewechselt, um das 2:2 zu sichern. Weitere drei Minuten später schwang Etling seine Oberbekleidung in der Luft und ließ sich mit nacktem Oberkörper als Schütze des 3:2 nach einem Freistoß von Alexandros Ignatiadis von Fans und Mitspielern feiern.
Sein Spurt zur Seitenlinie galt Wojciech Krauze, der ihm als Erster in die Arme fiel. Die Geschichte dahinter: „Am letzten Sonntag hatte mich Wojciech stark kritisiert, weil ich lieber zum FC St. Pauli wollte als in Sasel für den VfL zu spielen.“ Ein Tor reichte, sich wieder zu versöhnen.
Ärgerlich nur, dass sich auch Ignatiadis nach seinem Treffer zum 4:2 (90.+2) des Trikots entledigte, dieses HEBC-Keeper Tino Nennhaus quasi unter die Nase hielt und immer wieder auf die Rückennummer Zehn deutete. Das empfanden die Eimsbütteler als Provokation – Schiedsrichter Martin Pfefferkorn auch: Gelb-Rot.
Nach zwei vergebenen Großchancen (4./12., jeweils Tristan Trzeciok) hatte Krauze in der 31. Minute das 1:0 erzielt. „Doch es wird wieder schiefgehen“, unkten die Zuschauer, als Ignatiadis mit einem Handelfmeter kläglich an Nennhaus scheiterte (40.) und ausgerechnet der starke Amin Bejaoui ein Kopfball-Eigentor fabrizierte (1:1/55.).
Dann aber verwandelte Krauze den fälligen Strafstoß, nachdem Tjorven Köhler am Ärmel von Yasir Zaman gezogen hatte (2:1/58.). Für Keeper Maxim Ceban, nur aufgrund eine Verletzung von Luca Protzek in die Startelf gerückt, war das 2:2 von Max Priebe (75.) nicht unhaltbar. Davon abgesehen erwies sich der Moldawier als riesengroßer Rückhalt, wie auch ausnahmslos alle Teamgefährten mit Abstand ihre beste Saisonleistung boten. „Es könnte daran gelegen haben, dass wir den Abstieg jetzt akzeptieren und keinen Druck mehr verspüren“, vermutete der diesmal nicht eingesetzte Dominic Lemcke (Mittelfeld).
Die unerwartete Nachbarschaftshilfe gegen den Viertletzten tröstete den Vorletzten Wedeler TSV möglicherweise über das eigene 2:2 (1:1) im Vormittagsspiel über Buchholz 08 hinweg. Dabei kostete eine klitzekleine Unaufmerksamkeit von Luis Diaz, der am eigenen Strafraum die spielerische Lösung suchte, anstatt den Ball ins Gebüsch zu schlagen, zwei Punkte.
Aus der Tändelei resultierte das 2:2 per Kopf von Milaim Buszhala (83.), der zuvor (39.) auch schon das 1:1 erzielt hatte. Für die Wedeler waren Jannick Wilckens per Freistoß aus über 30 Metern (27.) und Marcus Richter nach einem Steilpass von Marlo Steinecke (70.) erfolgreich. Der Buchholzer Ahmed Abdurahman sah nach einer Rangelei mit Wilckens die Rote Karte (86.).
Der SV Rugenbergen bezahlte eine schwache Leistung mit einer deftigen 1:5 (0:2)-Niederlage beim SV Curslack-Neuengamme. Trainer Thomas Bohlen registrierte den ersten Saisontreffer von Hunu Jeong (1:4/86.), ansonsten aber „kollektives Versagen“.