Elmshorn. Spring-Bundestrainer Peter Teeuwen hat in Elmshorn ein Seminar gegeben. Dem Abendblatt erklärt er, was einen guten Reiter ausmacht

Das waren Tipps und Tricks aus erster Hand. Bundestrainer Peter Teeuwen (53) hat in der Elmshorner Fritz-Thiedemann-Halle vor den 800 besten jungen Reitern aus Schleswig-Holstein und Hamburg sowie ihren rund 400 – zumeist elterlichen – Begleitern anhand von Beispielen Einblicke in die hohe Kunst des Springreitens gegeben. Im Abendblatt-Interview erklärt Teeuwen, was einen guten Reiter ausmacht, wie der erfolgreich sein kann und warum die Zusammenarbeit mit ehrgeizigen Eltern manchmal zu bösen Konflikten führt.

Herr Teeuwen, wie wird man ein guter Reiter?

Bundestrainer Peter Teeuwen: Von einem guten Reiter erwarte ich ein gewisses Maß an Talent und die Bereitschaft, auf das Pferd einzugehen, sich auf das Tier einzulassen. Dazu gehört ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Wenn ich zu großen Druck ausübe, dann geht vieles nicht; ich muss Kompromisse machen. Ich arbeite mit einem Lebewesen zusammen, das bedeutet ein Geben und Nehmen, und ich muss merken, wann ich mit dem Programm aufhören soll. Auch wenn ich mein für heute gesetztes Ziel nicht erreicht habe. Das ist Horsemanship, das muss man auch im Blut haben.

Horsemanship?

Horsemanship bedeutet die Fähigkeit, sich in das Pferd hineinzuversetzen. Den Blickwinkel wechseln, was wird von mir oben aus dem Sattel verlangt? Verstehen, warum ein Tier jetzt so reagiert, wie es gerade reagiert. Dann erkennt man auch, was gerade machbar ist und was nicht.

Das kann man lernen?

Ja und nein, es geht um Talente, es geht um die Fertigkeit. Die Reittechnik ist erlernbar, ich erwarte mit der Fertigkeit alles, was um ein Pferd drumherum ist.

Zum Beispiel?

Empathie muss mitgebracht werden, diese Eigenschaft muss verankert sein. Beispiel: Bevor ich mich um meinen Hund kümmere, nehme ich mal eben mein Pferd. Einfach in den Reitstall fahren, sich draufsetzten, die übliche Runde drehen – das reicht nicht. Es kommt auf das richtige Feeling an.

Wo kann ich die Basics lernen?

Für das kleine Einmaleins des Reitsports braucht es eine fachliche Anleitung. In Reitschulen oder in privaten Betrieben kann eine gute Grundlage vermittelt werden. Unerlässlich ist es auch, die Grundlagen der Dressur zu kennen. Sie ist die Basis für den Springsport.

Wie können Reiter vorankommen, wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind?

Reitpartnerschaften sind geradezu perfekt, um in den Sport hineinzuschnuppern. Dann könnte der Weg mit einem eigenen Pferd weitergehen.

Das ist aber kein Garant für Erfolg.

Junge Reiter – besser die Eltern – müssen merken, wann das Limit erreicht ist. Dann sollte ein neuer Weg einge­schlagen werden. Der Impuls geht mit Sicherheit nicht vom Schulbetrieb aus. Genau hier liegt die Schnittstelle. In der Regel sind es Schulpferde, die einfach das Programm abspulen und für Turniere nur begrenzte Möglichkeiten haben.

Ich starte also mit einem Gokart, um mich zum Ferrari hochzuarbeiten?

So könnte der Weg im Reitsport aus­sehen.

Ein gutes Reitsport-Pferd ist teuer.

Der Minimumeinsatz liegt bei rund 30.000 Euro. Wenn es aber weitergehen soll: Nach oben gibt es selbst für junge Reiter keine Grenze. Da kann es auch locker in den siebenstelligen Bereich gehen.

Ein gutes Pferd trägt mich zum Erfolg?

Grundsätzlich kommt ein schlechter Reiter mit einem guten Pferd weiter als ein guter Reiter mit einem schlechten Pferd. Das Material muss stimmen.

Welchen Einfluss hat der Coach?

Auch hier gilt: Es gibt gute und schlechte Trainer. Einige wollen ihre Schüler nicht abgeben, da ihnen sonst einen Einnahmequelle verloren geht. Wenn junge Reiter auf Turnieren von Scouts gesichtet werden, steigen die Verbände mit ein. Einladungen für Lehrgänge erfolgen, der jeweilige Landestrainer schaltet sich ein. Wenn es dann weitergeht, schickt der Landestrainer die jungen Reiter zu mir nach Warendorf in den Dachverband der Reiterlichen Vereinigung.

Was sollte man können müssen, um in die Elite-Nachwuchsförderung zu kommen?

Mit zwölf Jahren sollte ein talentierter Nachwuchsreiter soweit sein, einen 1,30 Meter hohen Parcours gut zu bewältigen. Damit befindet er sich in dem passenden Zeitraster, um sich bei guter sportlicher Weiterentwicklung für die Eliteförderung der Altersklassen U14, U16, U18 und U21 zu empfehlen.

Wie gehen Sie mit Ihren Schülern um?

Wir reflektieren, was schiefgelaufen ist. Fehler können passieren. Wenn es zu Lasten des Tieres geht, muss ich energisch werden; da kann sich alles schnell drehen, wenn der Vierbeiner zeigt: Jetzt habe ich keine Lust mehr. Das muss dem Reiter klar sein. Disziplin, Wertschätzung und Respekt sind gefragt. Wichtig ist auch ein genauer Trainingsplan.

Manchmal erleben wir aber auch das Phänomen, dass die Eltern ehrgeiziger sind als ihre Kinder...

In der Tat. Es ist nicht immer alles nett. Ein Großteil meiner Arbeit besteht darin, erbosten Eltern zu erklären, warum der Eine und nicht der Andere zu einem Turnier mitgenommen wird. Da gibt es manchmal böse Worte, zu viel Ehrgeiz ist ein schlechter Berater.