Pinneberg/Calgary. Das Herz von Madita (17) und Dominic Wohlers (19) schlägt für Holsteiner Pferde. Mit dem Verband waren sie bei der WM in Calgary/Kanada

Es ist wie bei einer Modenschau. Schöne Menschen sollen sich attraktiv und wirkungsvoll auf dem Laufsteg präsentieren. Damit das klappt, werden sie vom Catwalk-Trainer geschult, wie etwa Heidi Klums Kandidatinnen bei „Germany’s next Topmodel“ von Jorge González. Im Reitsport ist es im Prinzip das gleiche. Schöne, rassige und junge Pferde werden von jungen Frauen und Männern im Schritt und im Trab an der Hand gezeigt. 15 Catwalk-Trainer aus Schleswig-Holstein wollen ihre Sache tierisch gut machen, stehen deshalb in Konkurrenz zueinander. Die Geschwister Madita (17) und Dominic Wohlers (19) aus Pinneberg waren in Calgary (Kanada) dabei, um bei der dortigen Weltmeisterschaft der Pferdepräsentation und Jungzüchter den Titel zu verteidigen.

Calgary ist mit seinen fast 1,1 Millionen Einwohnern die größte Stadt in der Provinz Alberta und die viertgrößte in ganz Kanada. Bei diesem Wettkampf treten Pferdeführer aus den acht Nationen Deutschland, Frankreich, USA, Irland, Österreich, Schweden, Dänemark und natürlich Kanada mit 17 Zuchtverbänden und 111 Teilnehmern gegeneinander an. Das deutsche Team ist mit acht Zuchtverbänden und 39 Jungzüchtern dabei. Im Alter von 16 bis 19 Jahren zählen die Teilnehmer zu den Junioren, mit 20 bis 25 Jahren gehören alle zu den Senioren.

Treffpunkt war zunächst für alle Schleswig-Holsteiner Wettkämpfer der Hamburger Haupt­-bahnhof. Pünktlich um 6.30 Uhr versammelten sich diese um Inken Gräfin von Platen-Hallermund, Präsidentin des Holsteiner Verbandes der Jungzüchter mit Sitz in Elmshorn. Die 42-Jährige ist eine ausgewiesene Expertin. Die ehemalige Vielseitigkeitsreiterin und Pferdesportfunktionärin aus Tornesch-Ahrenlohe wurde unter ihrem Mädchennamen Inken Johannsen 1995 und 1996 Europameisterin der Jungen Reiter. 1998 war sie Deutsche Meisterin und 2001 Vize-Europameisterin. „Wir sind alle hoch motiviert, wir wollen den Titel für die nächsten zwei Jahre haben“, sagt Gräfin von Platen-Hallermund. Zuvor konnte ihr Team den Titel, um den alle zwei Jahre gekämpft wird, 2011, 2013 und 2015 für den Elmshorner Verband sichern. Die gute Nachricht vorweg: Die Holsteiner-Senioren haben es geschafft und sich als Team vor Brandenburg-Anhalt und Bayern durchgesetzt.

Nach fast zehnstündigem Flug von Frankfurt nach Calgary ging es für die Pinneberger Geschwister mit den weiteren 13 schleswig-holsteinischen Teilnehmern nach Spruce Meadows ins größte Reitsportzentrum der Welt. „Die lange Anreise habe ich zur Vorbereitung für die theoretische Prüfung genutzt. Die ist mit Fragen auf Englisch rund ums Pferdefachwissen gespickt“, sagt Madita Wohlers. Es geht um Zucht, Haltung, Krankheiten und internationale Rankings. Eine Kostprobe aus dem Dutzende Fragen umfassenden Prüfungskatalog: Welches dieser Chromosomen-Paare bestimmt ein Stutfohlen? (a) XY, (b) YY, (c) XX, (d) YX. Richtig ist Antwort C.

„Zudem müssen wir zum Beispiel wissen, welcher internationale Verband mit seinen Sportpferden besonders erfolgreich ist, mit Namen kann gepunktet werden“, erklärt Dominic Wohlers. Der zweite Prüfungsabschnitt dreht sich in der Praxis um die Beurteilung junger Pferde, die kein Teilnehmer zuvor gesehen hat. „Wir müssen Standbild und Beschaffenheit des Körperbaus des Pferdes vor der Jury beurteilen. Im zweiten Schritt möchten die Richter die Beurteilung der Gangkorrektheit im Schritt und im Trab hören – alles in Fachenglisch“, sagt der Pinneberger Dominic.

Das Outfit der Teilnehmer ist je nach Nation und Zuchtverein einheitlich. Die Holsteiner Jungzüchter tragen bei den Prüfungen alle eine weiße Hose, ein weinrotes Polohemd mit dem Holsteiner Logo, zudem sind weiße Turnschuhe und weiße Handschuhe vorgeschrieben. „Kappenpflicht haben wir bei der Präsentation an der Hand, wenn wir Nachwuchspferde zeigen. Die haben nicht immer Manieren“, erklärt Madita.

Wer glaubt, im Team könne man sich beraten oder absprechen – Fehlanzeige. Jeder Prüfling war in Calgary auf sich gestellt. „Die Richter wollten beim Sprung etwas über Beinwinkelung, Flugkurve und schnelles Abfußen hören – und wieder alles auf Englisch“, sagte Dominic.

Man fragt sich vielleicht wofür – geht es um Preise und Geld? „Wir kämpfen nur um die Ehre; Geld und Sachpreise gibt es in der Regel nicht“, sagt Inken Gräfin von Platen-Hallermund. „Allerdings kann der Gastgeber entscheiden, ob er Gewinner mit einer Plakette, einem Silberteller oder einer anderen Trophäe belohnt.“ Zusatzgepäck, mit dem sich die Geschwister in diesem Jahr nicht abmühen mussten. In den Einzelwertungen der Junioren sprangen für Madita Platz 19 und für Dominic Rang 31 unter 50 Startern raus. Mit dem Team erreichten sie Platz sieben.

Ergebnisse unter: www.young-breeders.com/world-championships/canada-2017.html