Pinneberg. Oberliga-Fußballer des Wedeler TSV siegen 3:1 beim Schlusslicht VfL Pinneberg. WTSV bleibt Vorletzter, VfL plant für die Landesliga

Jaja. Beim Alpen­glühen blüht der Enzian so „blau, blau, blau“. Im Stadion am Rosengarten blühte der Enzo auf, zum Leidwesen der in Blau gekleideten Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg. Beim 3:1 (2:1) des Wedeler TSV im Duell der Kellerkinder war der an allen WTSV-Treffern beteiligte Enzo Simon der entscheidende Mann.

Die Pinneberger haben einen Lemke (Uwe, Stadionsprecher), einen Lembke (Leif) und zwei Lemcke (Nico, Dominic/Spieler). An den Lemke „nur mit K“ richtete Simon einen empörten Blick. Das war in der 39. Minute, als ihm der Mann am Mikrofon schon wieder einen Torerfolg „klaute“. Der langjährige VfL-Mitarbeiter erklärte Nicolai Rörström zum Schützen des 2:1. Dabei war es doch Enzo Simon gewesen, der sich energisch im Zweikampf gegen Henning Lendo durchgesetzt und den Ball in die linke Ecke gespitzelt hatte. Zuvor hatte Lemke Simons 1:1 per Flugkopfball schon als „Eigentor“ deklariert. Beim Seitenwechsel wurden WTSV-Fans im Container vorstellig. Lemke stellte die Halbzeitmusik leise und korrigierte seinen Durchsage.

Die Pinneberger hätten noch etwas korrigieren können, wäre der Ball beim Vorstoß von Florian Strauß in den Maschen und nicht nur im Außennetz gelandet (46.). Vier Minuten später war die 13. Niederlage im 13. Saisonspiel besiegelt. Jaques Rodrigues de Oliveira schlug den Eckball von links, den Simon an den rechten Pfosten köpfte. Marcus Richter brachte den Ball zwischen ein paar Abwehrbeinen hindurch zum 3:1 der Wedeler unter.

VfL-Ligaobmann Michael Schulze, vom torlosen Zweitligaspiel gegen den VfL Bochum aus dem Volkspark zurück, nahm in HSV-Kutte auf der Tribüne Platz. „Hier passiert wenigstens was; es gibt Tore.“ Galgenhumor. Das war es nämlich auch schon. Die letzten 40 Minute der Partie wurden für die Fans zur Qual. Die Pinneberger wollten, aber konnten nicht. Die Wedeler konnten, aber wollten nicht.

Sportlehrer Dirk Maasch aus Pinneberg (61), der früher WTSV-Reservist Maximilian Walter in St. Pauli unterrichtete, quittierte das Festival der Fehlpässe und Missverständnisse mit einem Wort. „Unansehnlich.“ Dafür hatte wenigstens der erste Durchgang einige gelungene Spielzüge geboten.

Zu früh gefreut für Julian Haustein, der sein etwas glücklich abgefälschtes 1:0 bejubelt; Dominic Lemcke eilt zum Gratulieren herbei.
Zu früh gefreut für Julian Haustein, der sein etwas glücklich abgefälschtes 1:0 bejubelt; Dominic Lemcke eilt zum Gratulieren herbei. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Es begann damit, dass VfL-Stürmer Julian Haustein in der 14. Minute verheißungsvoll vor Keeper Andre Alves Lopes auftauchte. „Schieß doch, schieß doch“, riefen die Zuschauer. Machte er nicht. Machte er erst, als er von Gegenspielern umzingelt war. Jannick Wilckens warf sich in die Schussbahn und sorgte unfreiwillig dafür, dass die Kugel dann doch einschlug (1:0/14.). „Die ersten 20 Minuten von uns waren gut. Dann sind wir wieder in Passivität verfallen“, sagte VfL-Coach Patrick Bethke.

Die Wedeler kamen auf. Pech hatten sie, dass sich Keeper Luca Protzek einen abgefälschten Rodrigues-Schuss krallte (21.) und zwei Minuten später eine Großchance von Luis Diaz vereitelte. Dann folgte mal ein Angriff mit Oberligaformat. Luis Diaz nahm im Mittelfeld so richtig Fahrt auf. Zwillingsbruder Daniel servierte von rechts die Flanke, die Enzo Simon in Bedrängnis per Flugkopfball zum 1:1 versenkte.

WTSV-Teammanager Thorsten Zessin lobte den früheren Torjäger von Blau-Weiß 96, der wegen eines Kurzlaubs und einer Erkrankung längst nicht alle bisherigen Partien mitmachte, in den höchsten Tönen. „Wäre er immer dabei gewesen, hätten wir ein paar Punkte mehr auf dem Konto.“ Die drei ersten auswärts gegen den VfL reichten den Wedelern nicht, sich auf einen Nichtabstiegsplatz zu verbessern. Die Konkurrenten Buchholz 08 und HEBC verblüfften nämlich mit Siegen über Spitzenteams.

Pinnebergs Trainerduo Sven Delling (l., Co) und Patrick Bethke schaut skeptisch drein, obwohl zu diesem Zeitpunkt der VfL noch nicht zurückliegt. Die Planung für die Landesliga hat nach diesem Derby begonnen.
Pinnebergs Trainerduo Sven Delling (l., Co) und Patrick Bethke schaut skeptisch drein, obwohl zu diesem Zeitpunkt der VfL noch nicht zurückliegt. Die Planung für die Landesliga hat nach diesem Derby begonnen. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Der Weg zum Klassenerhalt könnte lang werden, während Patrick Bethke das Kapitel Oberliga zugeschlagen hat und schon jetzt ein neues für die Landesliga-Planung aufschlägt. Aussortiert wird möglicherweise schon in den nächsten Wochen. „Spieler, die beleidigt sind, dass sie nicht eingesetzt werden, kann ich absolut nicht gebrauchen.“

Tore: 1:0 J. Haustein (14.), 1:1, 1:2 Simon (32.,39.), 1:3 Richter (50.). Schiedsrichter: Jürgensen (Eintr. Norderstedt). Zuschauer: 130. Unterhaltungswert: Ab der 50. Minute gegen Null, vorher mittel.
VfL Pinneberg: Protzek – Zaman, Lendo Sukama, Bejaoui, Krellmann – D. Lemcke
(75. Trzeciok), Strauß – Lembke (62. Clausen), Krauze, Ignatiadis – J. Haustein (62. Ballner).
Wedeler TSV: Alves Lopes – Daniel Diaz, Wilckens, Ellerbrock, Eggers – Dirksen, Rörström (76. Correia) – Richter, Rodrigues de Oliveira (72. Banoub), Luis Diaz – Simon (86. Münster).