Elmshorn. Fighting Pirates stellen Liga-Rekord mit 538 Punkten auf: Der Aufsteiger wird Dritter in der GFL 2. 47:50-Pleite zum Saisonabschluss.

„Während andere in der Sommerpause mal mit ihren Familien verreist sind, saßen meine Frau und mein Sohn zu Hause. Und ich war in Finnland“, erzählt Andreas Nommensen (43). Sportlich lief es für den
Football-Trainer, der seit zwei Jahren das Angriffsspiel der Elmshorn Fighting Pirates koordiniert, in der zweiwöchigen Saisonunterbrechung allerdings
optimal: Als Offense-Coach der französischen Nationalmannschaft gewann er den EM-Titel. Und mit dem Zweitliga-Aufsteiger (GFL 2) aus dem Krückaustadion gab es den dritten Platz. Dies stand bereits vor der 47:50 (20:21,13:7, 7:7, 7:15)-Niederlage der Piraten am letzten Spieltag gegen Mitaufsteiger Solingen Paladins, der die Saison als Zweiter abschließt, fest.

„Jetzt bin ich schon froh, dass man erstmal keine festen Termine mehr hat, auch wenn wir nun in Ruhe die Saison analysieren und langsam die Planung für 2019 angehen“, sagt der Halstenbeker, der hauptberuflich im Hamburger Hafen im Bereich Container-Logistik arbeitet. Nun könne er auch mal abschalten und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Vor 24 Jahren begann er als Spieler (Position: Tight End) bei den Footballern der Hamburg Blue Devils, seit 2007 ist er als Offensiv-Coach bei diversen Teams aktiv und drückt diesen seinen Angriffsstempel auf.

Die letzte Pirates-Partie kann dabei als Spiegelbild dieser Spielzeit gelten. Offensiv schenkten die Elmshorner dem Gegner ordentlich ein, auf der Gegenseite ließ die Defensive dann aber zu viel zu. Mit 538 Punkten in 14 Spielen haben die Piraten den besten Angriff der Nordstaffel, mit 466 Gegenpunkten stellt die Mannschaft allerdings auch die zweitschwächste Defensive hinter Absteiger Paderborn Dolphins (487).

Die Defense-Abteilung wurde intern nie angegriffen

„Das mag jetzt abgedroschen klingen, aber wir gewinnen als Team. Und wir verlieren auch als Team. Hier in Elmshorn passt es einfach zwischenmenschlich, egal ob unter den Spielern oder den Coaches. Es gab selbst intern nie deshalb Zoff oder Vorwürfe“, sagt Nommensen, der als Spieler mit den Devils dreimal deutscher Meister und einmal Eurobowl-Sieger wurde und als Offensiv-Coach der Kiel Baltic Hurricanes einmal den nationalen Titel gewinnen konnte. Im Vorjahr war Nommensen mit Frankreich zudem World-Games-Gewinner.

Im Elmshorner Angriff dominierte vor allem Running Back Khairi Dickson. Der US-Amerikaner war für 45 Touchdowns zuständig. „Wenn man für diese Position einen Importspieler holt, ist es doch klar, dass das System auch auf ihn zugeschnitten ist. Vor allem, wenn es so gut funktioniert“, sagt Nommensen, der in der Stadtliga für den Bramfelder SV auch als Basketballer antritt.

260 von 538 Punkten gingen auf das Konto von Dickson

260 der 538 Punkte gehen auf das Konto des Sprinters. „Die 268 weiteren Zähler haben also andere Spieler gemacht. Die gesamte Offensive hat super gearbeitet“, erklärt der Trainer. Beispielsweise die kräftigen Jungs in der Offense-Line, die dem Quarterback den Rücken freihalten und Wege freiräumen. „Das hat Khairi auch immer wieder betont. Wie sehr er davon profitiert, dass die Jungs so hart für ihn arbeiten“, sagt Nommensen, der hauptverantwortlich für das Austüfteln der Angriffsspielzüge der
Piraten ist. Im Laufe der Saison hatte Elmshorn in beiden Mannschaftsteilen großes Verletzungspech und verlor unter anderem für die Offensive die beiden Widereceiver Nassim Amround und Philipp Schulz durch Kreuzbandrisse.

Die letzten drei Partien gingen nun allesamt verloren. „Als Aufsteiger auf dem dritten Tabellenplatz zu landen ist ein gutes Ergebnis. Aber natürlich hätte ich mir als Headcoach noch einen Sieg zum Saisonabschluss gewünscht“, sagte Pirates-Cheftrainer Jörn Maier.

Wie bei den Piraten üblich, gab es ein offensives Spektakel: Die Gäste aus Nordrhein-Westfalen gingen in Führung, ehe Wide Receiver Johannes Jermies für den ersten Touchdown der Piraten sorgte. Ein Kickoff-Returntouchdown ließ Elmshorn wieder in Rückstand geraten (7:14). Dickson lief dann circa 25 Yards in die gegnerische Endzone – Solingen konterte (14:21). Anschließend war es Widereceiver Christoffer Jensen, der 25 Yards vor der Endzone einen Pass fing und in die Endzone marschierte. Kicker Sören Becker vergab diesmal den Extra Punkt (20:21).

Und es ging munter weiter: Dickson brachte die Gastgeber mit drei weiteren Touchdowns 40:28 in Front, doch Solingen kam zu leicht in Elmshorns End­zone (40:43). Pirates-Spielmacher Justin Alo lief über acht Yards zum zwischenzeitlichen 47:43, Doch Sekunden vor dem Ende konnten die Paladins ihren siebten und auch entscheidenden Touchdown erzielen.

„Wir haben die zweitmeisten Punkte in unserer Staffel kassiert und sind trotzdem Dritter geworden. Man muss jetzt kein weiser Mann sein, um zu wissen, an welchen Stellschrauben wir nun unter anderem drehen müssen“, sagt Headcoach Maier.