Elmshorn. Zweitligist besiegt die Rostock Griffins und bleibt Zweiter. Ein Abwehrspieler glänzt, doch zwei wichtige Akteure verletzen sich schwer

Es liegt in der Natur des Spiels, dass beim American Football oft nur ein kleiner Spielerkreis die fast ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer bekommt. Mit dem Quarterback, also dem Spielmacher, den Widereceivern als dessen Pass-Anspielstationen sowie den Ballträgern, den Runningbacks – alles die sogenannten Skill Player –, sind die prominentesten Positionen von Akteuren bekleidet, die für das bei den Fans erhoffte Punkte-Feuerwerk sorgen sollen.

Extrem ist dies wohl bei den Elmshorn Fighting Pirates der Fall, wo allein Ausnahme-Runningback Khairi Dickson mit den 222 Zählern allein durch seine bislang 37 Touchdowns für über die Hälfte der Elmshorner Punkte (439) verantwortlich zeichnet.

Doch keiner dieser Spieler – auch Dickson nicht in diesem Maße – bekäme die Chance zu glänzen, wenn ihm nicht im Sinne des Wortes der Weg durch seine Line-Spieler oder Vorblocker freigeräumt würde.

Und alle Offensivbemühungen wären Makulatur, wenn nicht eine effiziente Abwehr den Gegner am Punkten hindern würde. Doch gänzlich anonym bleibt die Arbeit dieser „namenlosen Helden“ nicht – zumindest, wenn sich in nur einem Spiele gleich viele gute Aktionen eines Akteurs aneinandereihen.

So, wie es nun Miguel Boock unter dem lautstarken Jubel der 635 Fans im Elmshorner Krückaustadion erleben durfte. Zum 35:28 (7:7/21:14/0:0/7:7)-Heimsieg der Fighting Pirates über die Rostock Griffins wusste der 26-Jährige einen großen Teil beizutragen. Als Linebacker – ein flexibel agierender, kraftvoll-dynamischer Spieler hinter der Abwehrreihe – bekam der Hamburger immer wieder die Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Chancen, die Boock mit schöner Beständigkeit nutzte.

Mal nahm der Vollblut-Footballer, der 2005 mit 13 Jahren bei den Hamburg Huskies diesen US-Sport begonnen hatte, den gegnerischen Ballträger aufs Korn und ließ keinen Raumgewinn der Rostocker zu; mal tankte er sich in Richtung von Gäste-Quarterback Chris Andrews durch und setzte diesen erfolgreich unter Druck.

Die vielen gelungenen Aktionen werden lautstark bejubelt

Aktionen, die nicht unbeachtet blieben und die Boock mit seinen Teamkameraden jedesmal lautstark feierte. Schließlich gilt es auch, die Emotionen hoch zu halten – vieles im Football läuft schließlich über die Psyche. Und ein Abwehrspieler, der an seine Stärke glaubt, der ist dann auch stark.

Aber Moment mal. Wieso Abwehr? Beim Blick ins Stadionheft stutzt manch erfahrener Zuschauer. Hinter Boocks Namen prangen die Buchstaben TE. Dieses Akronym steht für Tight End. Das aber ist eine Mischung aus offensivem Linespieler und Passempfänger. Und als solchen hatten die Fighting Pirates Boock verpflichtet, der zuletzt nach zwei Jahren bei den Kiel Baltic Hurricanes (2013/2014), zwei Jahre an alter Wirkungsstätte bei den Huskies (2015/2016) und dann nochmal eine Spielzeit bei den „Canes“ (2017) bestritt.

Aus Kiel sind Miguel Boocks Defensivqualitäten bekannt

„Aus Kiel kenne ich ja auch unseren Offense-Coach Andreas Nommensen, und über ihn war dann im Trainerstab bekannt, dass ich nicht nur Tight End, sondern auch Linebacker spielen kann“, sagte Boock, der auf ein halbes Leben an Football-Erfahrung zurückblickt. Ein Wissen, das sich die Elmshorner Führungsriege um Headcoach Jörn Maier dann zu Nutze machte, als sich – unter anderem verletzungsbedingt – Bedarf abzeichnete.

„Nach einer Handvoll Spiele bin ich gefragt worden, ob ich mich der Defense anschließen wolle; am 23. Juni gegen die Lübeck Cougars hatte ich dann meinen ersten Einsatz auf der neuen Position“, sagte Boock. „Ein, zwei Spiele habe ich dann aber schon gebraucht, um reinzufinden, aber nun läufts ganz gut.“

Dieses „ganz gut“ umschrieb Chefcoach Jörn Maier nach der Revanche gegen Rostock – das Hinspiel endete 32:35 – etwas weniger zurückhaltend. „Das war ein überragendens Spiel von Miguel“, lobte Maier den Middle-Linebacker, der schon beim 28:21-Sieg über Spitzenreiter Düsseldorf Panther geglänzt hatte. „Er füllt nicht nur die Lücke, die durch den Abschied von Ty Parsons in der Sommerpause entstanden ist. Er ist ein ,Upgrade‘ für uns.“

Bleibt aus Elmshorner Sicht zu hoffen, dass auch auf zwei weiteren Positionen guter Ersatz gefunden wird. Widereceiver Philipp Schulz (rechtes Knie) und Runningback Nico Nowak (Bruch des rechten Wadenbeins) fallen für die verbleibenden drei Spiele aus.