Pinneberg. Die stabile Psyche ist eine Stärke von Drittligist VfL Pinneberg. In Schöneiche soll am Sonnabend die Revanche für das 2:3 gelingen
Aufschlag, Annahme, Zuspiel, Angriff, Block oder Feldabwehr. Die Anzahl an Spielsituationen mit ihren dazugehörigen Grundtechniken im Volleyball ist überschaubar. Dieselben sind nach einigen Jahren engagierten Trainings von allen Aktiven mehr oder weniger verinnerlicht. Eine Aussage, die für sämtliche Teams der 3. Liga Nord gelten dürfte.
Dass aber dennoch nicht alle Partien eng verlaufen und über vier oder gar fünf Sätze gehen, liegt nicht allein in individuellen Qualitäten der Spieler oder der taktischen Einstellung begründet. Daniel Prade, Trainer der Drittligamänner des VfL Pinneberg, weiß zum Beispiel, dass er mit seinem drittplatzierten Team noch einen weiteren Trumpf immer wieder ins Rennen werfen kann. Die Kopfarbeit.
„Meine Mannschaft ist psychisch ausgesprochen stabil und kann mit Drucksituationen sehr gut umgehen“, sagt Prade. „Ich trainiere die Jungs seit vier Jahren und schon damals hatte der VfL den Ruf, sehr robust zu sein.“ Auch vom Selbstbewusstsein und -verständnis seiner Spieler bekam der Coach früh einen bildhaften Eindruck. „Ich habe gleich in der Anfangsphase aus dem Mannschaftskreis den Satz gehört: ,Bei uns hat der Gegner erst dann gewonnen, wenn er in Pinneberg Süd wieder auf die Autobahn fährt‘“, erinnert sich Prade mit einem Schmunzeln. „Das spricht dafür, dass hier keiner einen Ball aufgibt und dass sich alle voll reinhängen, um so ein Spiel auf der Kippe herumreißen zu können.“
Eine Beobachtung, deren Bedeutung Daniel Prade aus berufenem Mund bestätigt bekommt. Für Maike Koberg ist das Selbstbewusstsein der Pinneberger ein Schlüsselfaktor zum sportlichen Erfolg. Letzterer hat sich beim VfL nach zwei 1:3-Niederlagen – bedingt durch personelle Engpässe – gegen den Zweiten SV Preußen Berlin und die fünftplatzierten TKC Wriezen mit dem 3:0 über den TSV Spandau wieder eingestellt.
„Es ist essenziell, dass Sportler nicht nur glauben, dass sie Erfolg haben können; sie müssen davon überzeugt sein“, sagt Maike Koberg, langjährige Torhüterin bei Handball-Zweit- und -Regionalligist TSV Ellerbek. Die 49-Jährige berät als hauptberufliche Mentaltrainerin Einzel- und Teamsportler aus allen Disziplinen. „Mit größtes Hindernis auf dem Weg zum Erfolg ist der innere Dialog des Sportlers, der sich nur mit der eigentlichen Aufgabe befassen darf“, sagt Koberg.
Eine frühe Erkenntnis aus ihrer Arbeit: „Sportler lassen sich gerne von Nebensächlichkeiten geistig blockieren, gelangen im Denkprozess gar nicht mehr zu ihrer Disziplin“, sagt Koberg. So könnten sich Unzufriedenheit mit einer Sportstätte oder Gedanken wie „Das ist heute irgendwie nicht mein Tag.“ zu selbsterfüllenden Prophezeiungen entwickeln. „Für solche Fälle muss ein Sportler im Geist seinen ,Moment of Excellence‘ bereit haben und sich daran erinnern. Zum Beispiel die Aktion, in der er den perfekten Ball geschlagen oder die spektakulärste Feldabwehr geschafft hat.“
Daniel Prade weiß aber auch, wie er seine Spieler im Training auf Drucksituationen einstellen kann. „Dann spielen wir einfach mal mehrere Kurzsätze in Folge. So erzeugen wir dann auch im Übungsspiel ,Big-Point-Momente‘, wie sie oft in der Saison über Sieg oder Niederlage entscheiden“, sagt der Coach. Doch bei aller Psychologie, ein weiterer Faktor im Teamgefüge scheint Prade nicht minder wichtig. „Die Jungs sind auch außerhalb der Halle ganz dicke miteinander, die sind ein verschworener Haufen und haben einfach Bock auf Volleyball.“
Und mit eben dieser Einstellung wollen sich die Pinneberger am Sonnabend, 19 Uhr, bei der TSGL Schöneiche die Punkte wiederholen, die sie bei der 2:3-Hinspielniederlage gelassen haben. Prade: „Da ist nun wirklich keine gesonderte Motivation nötig. Die Jungs wollen den Sieg.“