Pinneberg. Verbaler Schlagabtausch nach 3:1-Heimerfolg im Drittliga-Duell gegen den Verfolger PSV Neustrelitz. VfL baut als Zweiter Vorsprung aus.
Daniel Prade (43) musste sich ordentlich Luft verschaffen. Zum dritten Mal in dieser Saison beurteilte der Gegner die Leistung der siegreichen VfL-Volleyballer in einer Weise, die des Übungsleiters Unmut erregte. Neustrelitz’ Coach Dirk Heß meinte, dass „der VfL nicht seinen besten Tag“ gehabt habe. Es sei für seine Mannschaft viel mehr drin gewesen.
Die Pinneberger hatten die Drittliga-Partie in der Jupp-Becker-Halle mit 3:1 (23:25, 25:18, 25:23, 25:20) gewonnen. Anschließend eine derartig anmaßende Äußerung zu tätigen, ärgerte Prade immens. „Da ist mir einen Tag später einfach der Kragen geplatzt. Ich hatte sowieso nicht meinen besten Tag und dieses Facebook-Posting geschrieben“, sagt der Pinneberg-Coach. Darin enthalten sind Passagen wie: „Ich muss mich doch über viele Trainerkollegen sehr wundern. Es scheint neuerdings Sitte zu sein, nach Niederlagen gegen uns nicht nur der eigenen Mannschaft ein schlechtes Spiel zu attestieren, sondern gleich noch die Leistung meines Teams niederzumachen“oder „Darum hier nochmal in aller Deutlichkeit.
Meine Jungs haben ein überragendes Spiel gegen eine mit viel Geld zusammengekaufte „Millionentruppe“ vom PSV Neustrelitz gemacht. Wir waren klar die bessere Mannschaft und haben das Spiel völlig verdient 3:1 gewonnen.“
Einmal in Fahrt geraten, plauderte Prade weiter aus dem Nähkästchen: „Und das gegen einen Gegner, der allen Spielern Geld zahlt und gegen uns eine Siegprämie in Höhe von 1000 Euro ausgelobt hatte.“ In seinem Team bekomme niemand Geld, um Volleyball zu spielen. „Dafür haben meine Spieler alle etwas, was man sich für Geld nicht kaufen kann. Anstand, Ehre und den besseren Tabellenplatz. Männer, ich bin stolz auf Euch!“
Bevor kleinere und größere rhetorische Giftpfeile zwischen Pinneberg und Neustrelitz hin- und herflogen,
boten die Gastgeber eine konzentrierte Leistung. Letzten Endes sei Volleyball eben ein Teamsport, so Prade. Neustrelitz verfügt über starke individuelle Qualität: Mit Sebastian Krause gibt es einen siebenfachen Nationalspieler auf der Außenposition. Die Partie wurde zeitlich um eine Stunde nach hinten verlegt, damit zwei Ukrainer (Alex
Komisarov und Andrej Storozhenko) noch rechtzeitig vom Flughafen anreisen konnten. „Es gibt einfach Siege, die noch etwas mehr Spaß machen als andere Siege“, sagte VfL-Zuspieler Sebastian Rieck – gar nicht bemüht, seinen süffisanten Unterton zu verstecken.
Im Mittelblock agierte Ricardo
Galandi, zweifacher deutscher Meister. Dass er über vier Sätze kein Faktor
war, lag an dem furios aufspielenden
Janosch Maas. Der 2,06m-Hüne packte im Block immer wieder krachend zu und war auch im Angriff nicht zu halten. Dies erkannte auch der Neustrelitzer Trainer an und so wurde Maas zum dritten Mal in Folge vom gegnerischen Coach in Folge zum wertvollsten Spieler ernannt.
Am gestrigen Montag hatten die VfL-Volleyballer dann endgültig die Zeit und Muße, sich der aggressiven Grundstimmung rechtzeitig vor
Weihnachten noch zu entledigen.
Bei Pizza und Getränken trafen sie sich zu einem geselligen, teaminternen V0lleyball-Turnier.
Durch den 3:1-Erfolg kann der VfL Pinneberg seinen Vorsprung als Tabellenzweiter auf das Team aus Mecklenburg-Vorpommern von zwei auf fünf Punkte ausbauen. Neuer Dritter ist mit vier Zählern Rückstand nun Preußen Berlin, das Anfang Januar zum Jahresauftakt nach Pinneberg kommt. „Das ist so ein Team, gegen das man auch mal 0:3 verlieren kann. Ein unangenehmer Gegner nach der kurzen Pause“, sagt Prade. Mit dem Saisonverlauf ist der VfL-Trainer soweit zufrieden:
„Kiel ist in dieser Saison das Maß aller Dinge. Wir trauern so ein bisschen den verlorenen Punkten aus der Schöneiche-Partie hinterher, aber sonst ist das alles absolut in Ordnung.“