Kölln-Reisiek . Dennis Kenzler gewann mit Braunschweig internationale Titel. In diesem Jahr tritt er in der zweiten Liga wieder für die Elmshorner an.

Vor zehn Jahren besuchte Dennis Kenzler (26) mit drei Freunden ein Probetraining der Pirates-Jugendfootballer – und blieb der US-Sportart bis heute treu. „Kleine, dicke Jungs, die sich bewegen wollen, waren damals eher selten. Sie haben uns nicht wieder gehen lassen“, sagt Kenzler, und das Grinsen in seinem Gesicht wird immer breiter.

Seine Wunschposition war ihm auch schnell klar: „Ich war vorher Torwart beim Fußball. Also habe ich gedacht, dass ich dadurch dann automatisch Wide Receiver werde, weil ich ja schon Bälle für Grün-Weiß Bokel gefangen habe“, sagt der Footballer.

Etwas hinterlistig habe ihm sein damaliger Coach Markus Schwartz geantwortet, dass man dies doch lieber erst einmal abwarten müsse – wohl wissend, dass dieser Traum eher keine Realität werden würde. Schließlich zeichnen sich Wide Receiver für gewöhnlich durch ihre Wendigkeit und eine gewisse Größe aus. In der Elmshorner A-Jugend wurde Kenzler, der im Laufe der Jahre noch auf imposante 1,98 Meter heranwuchs, in der Defense- und Offense-Line eingesetzt, also bei den Jungs, die sich – aus dem Blickwinkel eines Laien betrachtet – auf kurzer Distanz ins wilde Getümmel stürzen. Im weiteren Verlauf war er dann nur noch Teil Angriffsreihe, die den eigenen Quarterback schützt und den Mitspielern Freiräume schafft. Kenzler spielt auf der Position Offense Tackle. „Klar ist es von Vorteil, genug Masse mitzubringen.“ Aber eine gewisse Athletik sei selbstverständlich eine Grundvoraussetzung, sagt Kenzler. Drei bis vier Mal die Woche geht er üblicherweise zum Krafttraining, dazu wird noch gelaufen.

2016 nahm er eher spaßeshalber in Braunschweig an einem Probetraining der New Yorker Lions – seit Jahren bundes- und europaweit eines der dominantesten Teams – teil und konnte die Coaches überzeugen. Er gewann in seinen zwei Jahren dort den German Bowl 2016 (die deutsche Meisterschaft) und wurde zwei Mal in Folge Europapokalsieger (Big 6-European League) mit den Niedersachsen.

„Im ersten Jahr bin ich wegen meiner Freiberuflichkeit meist von Mittwoch bis Samstag oder Sonntag in Braunschweig geblieben. In der vergangenen Saison hat sich dann beruflich etwas bei mir verändert, und ich bin ständig hin- und hergependelt“, erklärt Kenzler. „Das wurde mir auf die Dauer viel zu anstrengend.“ Der gelernte Bankkaufmann entschied sich nach dem Jobwechsel (Disponent bei einem Paketdienst) nun auch zu einer Rückkehr auf die Piratenkogge.

„Ich wohne in der Nähe von Trainingsplatz und Krückaustadion. Das ist einfach viel angenehmer“, sagt der Kölln-Reisieker, der noch die dunklen Zeiten der Fighting Pirates in der GFL 2 Nord miterlebt hat. In den beiden Zweitliga-Spielzeiten (2014 und 2015) gewann der Club drei von 28 Partien. „Mein Ziel ist, in diesem Jahr schon mal mehr als zwei Spiele zu gewinnen. In Lübeck bei dem Sieg war ich nämlich nicht dabei“, scherzt Kenzler, der einst auch bei einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Kanada Football spielte.

„Auf dem Papier haben wir ein gutes Zweitliga-Team, das schon oben mitspielen könnte. Aber wir müssen abwarten, wie sich das alles entwickelt und wie schnell wir eine echte Mannschaft werden“, sagt Kenzler.

Dass er die Sportart liebt, wird im Gespräch schnell deutlich. So manches Mal müsse auch seine Freundin Annika an zweiter Stelle stehen. „Wenn Saison ist, ist nun einmal Saison. Ich bin ein ex-trem pflichtbewusster Mensch. Da muss schon etwas richtig Schlimmes passieren, dass ich mal ein Training oder eine Partie verpasse“, so der Hüne, dessen Idealgewicht während der Saison bei 120 Kilo liegt.

Momentan fällt Kenzler nach einer Schulteroperation noch aus. Läuft alles nach Plan, ist er zum GFL 2-Saisonstart Ende April wieder komplett fit.