Appen. 2011 gewann die Dressurreiterin Kathleen Keller den Wettkampf in Klein Flottbek. Vor einem Monat zog sie mit ihren zwölf Pferden um.

Als Kathleen Keller eine neue Heimat für ihre Pferde suchte, standen ihr alle Tore offen. Schließlich steht die 27 Jahre alte Dressurreiterin im Bundeskader und hat viele internationale Erfolge vorzuweisen. Mit so einem großen Namen würde sich wohl jeder Stallbetreiber gern schmücken. Kathleen Kellers Wahl fiel auf den Hof Etzer Heide. Dort in Appen hat die junge Frau seit einem Monat nicht nur ein Zuhause für ihre zwölf Pferde gefunden, sondern auch gleich für sich selbst. Auf dem zwölf Hektar großen Gelände wohnt sie in einem kleinen Apartment. Mehr noch: „Der Umzug nach Appen ist für mich zudem der Einstieg in die Selbstständigkeit“, sagt Kathleen Keller.

„Wir waren uns auf Anhieb sympathisch“, sagt Stallbetreiberin Mareike Groth-Becker, eine Bauunternehmerin. Das ist sicherlich bei der Entscheidungsfindung förderlich gewesen, von Luhmühlen (Niedersachsen) nach Appen zu gehen. Ausschlaggebend waren indes andere Fakten.

Auf dem Hof gibt es eine Führanlage, eine Galoppstrecke, zwei Hallen,
20 mal 40 Meter und 25 mal 68 Meter groß, dazu einen Dressurplatz mit Ebbe-und-Flut-System. Dies bedeutet, dass das Viereck je nach Wetterlage gezielt be- oder entwässert werden kann, um nahezu optimale Bodenverhältnisse zu schaffen. Die Stallungen für die insgesamt 55 Pferde sind auf drei Gassen verteilt, die Luxusboxen sind lichtdurchflutet und aus Bambusholz gefertigt. Sie haben eine Art Vorgarten, die Pferde können jederzeit selbst entscheiden, ob sie drinnen oder draußen sein wollen.

Außerdem gibt es 16 Paddocks – zusätzliche Auslaufflächen, die mit Drainagen ausgestattet sind. Für das Wohlbefinden der Tiere sorgen drei Solarien. „Dazu kommt die direkte Anbindung an den Klövensteen, ohne eine Straße zu überqueren. Mehr geht nicht“, sagt Kathleen Keller.

Den Preis für das Rundum-Sorglos-Paket nennen Kathleen Keller und Mareike Groth-Becker nicht. Vergleichbare Reitanlagen kosten locker 1500 Euro – pro Pferd und Monat.

Wer mit der gertenschlanken, bildhübschen Elite-Reiterin spricht, erlebt eine selbstbewusste, sympathische und ehrgeizige Frau. „Schon als Dreijährige bin ich vorne im Sattel meines Vaters mitgeritten“, sagt sie. Ihr Vater ist Dolf-Dietram Keller, ein früher international erfolgreicher Spring- und Dressurreiter und heutiger Trainer, der mehrere seiner Schüler zu Mannschafts-Olympiasiegern, Welt- und Europameistern gemacht hat.

„Alle denken immer, dass er mich gecoacht hat, doch das war in erster Line meine Mutter Manuela. Denn mein Vater war ständig auf Turnieren unterwegs.“ Mit 13 bekam sie ihr erstes Pferd. „Da war ich schon 1,80 Meter groß und ausgewachsen – zu groß für ein Pony.“

Mit 14 Jahren war Keller bereits Team-Europameisterin

Als sie 14 Jahre alt war, bekam sie das Goldene Reitabzeichen verliehen. Im selben Jahr wurde sie Mannschafts-Europameisterin der Junioren, gewann Silber bei der deutschen Meisterschaft. 2005 gab es dort Gold und 2008 Bronze, im selben Jahr sicherte sich Keller außerdem Team-Silber. Mit 21 Jahren wurde sie 2011 die bisher jüngste Derbysiegerin in Klein Flottbek. Sie schloss ein Wirtschaftspsychologie-Studium ab und arbeitete nebenbei als Model. „Meine Agentur wollte mich nach Mailand und sonst wohin schicken, doch dafür hatte ich nicht genug Zeit.“

Wie denn auch, schließlich muss sie gemeinsam mit ihrer texanischen Pferdepflegerin täglich zwölf Pferde betreuen und trainieren. Dabei helfen ihr etwa Magnetfelddecken mit Massageeffekt und ein technisches Gerät, das die Durchblutung der kleinsten Gefäße verbessert. „Bei einem sehr guten Fußballspieler wird auch viel für die Muskeln, Bänder und Sehnen getan. Und unsere Pferde werden genauso aufwendig behandelt“, sagt Keller.

Derzeit trainiert sie mithilfe ihrer Eltern für die nächsten internationalen Turniere in Neumünster (15. bis 18. Februar) und Klein Flottbek (9. bis 13. Mai). „Ein Reiter ist immer nur so gut wie sein Pferd“, sagt Kathleen Keller. „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf bemacht. Das macht mich glücklich.“