Pinneberg/Elmshorn. Die Pinnebergerin (24) ist auch Präsentationsreiterin. Ihr nächster Einsatz: die Herbst-Auktion des Holsteiner Verbands in Neumünster

Züchter, Stallbetreiber und Pferdefreunde können zwei Tage lang auf der 47. Holsteiner Herbst-Auktion in der Holstenhalle Neumünster edle Vierbeiner bewundern und ersteigern. Um sich den Traum vom Pferd zu erfüllen, sollte das Konto gut gefüllt sein. Bei dieser Auktion geht es in der Regel um viel Geld. Es bleibt nicht bei den Anschaffungskosten, die Ausbildung muss einkalkuliert werden. Allein die kann leicht einen fünfstelligen Betrag verschlingen.

Das Titelfoto des Auktionskatalogs schmückt Elitehengst Casall – und verspricht inhaltlich viel. Mit seinen für die Zucht zugelassenen Söhnen Casalito, Casaltino, Clarcon und Conner sind allein 29 Casall-Nachkommen im Angebot – elf Reitpferde und 18 Junghengste, die noch nie geritten wurden. Insgesamt stehen 35 Reitpferde und 69 junge Hengste zum Verkauf. Diese werden den Interessenten sowohl an der Hand im Schritt und Trab, aber auch im freien Springen präsentiert.

Paula de Boer saß im Sattel, ehe sie laufen konnte

Bei Paula de Boer (24) verläuft die Begegnung mit den Holsteiner Reitpferden anders. Die Pinnebergerin hat geschafft, wovon viele nur träumen. „Ich präsentiere junge Reitpferde für diese Auktion, die Zusammenarbeit mit dem Holsteiner Verband ist spannend, da ich sowohl junge, unerfahrene als auch reifere Pferde reiten darf“, sagt die studierte Sportmanagerin.

Schon bevor Paula laufen konnte, saß sie im Sattel von Ponys, später auf Pferden. „Als sie Kleinkind war, haben wir sie in der Wiege mit in die Meldestelle genommen“, sagte ihr Vater Wieger de Boer, selbst Reiter und Züchter. Paula hat es geschafft, international sowohl in Dressur als auch im Springsport vorne mitzumischen.

Wer in Neumünster für den in Elmshorn ansässigen Holsteiner-Verband Auktionspferde vorstellen darf, hat viel Erfahrung mit jungen wie älteren Tieren und Erfolge vorzuweisen. „Wenn junge Pferde zappelig werden, muss man oben einfach cool bleiben.“ Es ist wie ein Ritterschlag, hier im Sattel Platz nehmen zu dürfen. Die drei angestellten Bereiter vom Holsteiner Verband können die 35 Reitpferde nicht allein präsentieren; so wurden mit de Boer sechs sattelfeste Reiter als Ergänzung ins Team geholt. Zwei Dressurpferde trainiert de Boer abwechselnd mit Markus von Holdt aus Appen. „Es ist eine Kooperation, bei 35 Auktionspferden muss alles aufeinander abgestimmt sein“, sagt de Boer.

Bei der Holsteiner Herbst-Auktion hat Paula de Boer auch drei- bis sechsjährige Holsteiner Springpferde im Fokus. „Seit vier Wochen trainiere ich täglich die drei Jahre alte Chandra und zwei Fünfjährige – C’est bon und Citylight“, sagt de Boer. Etwas mehr Zeit kalkuliert de Boer für Chandra ein. „Die ist jung und hat noch Flausen im Kopf, was völlig normal ist. Zwei Jahre Unterschied merkt man deutlich“, erklärt die junge Reiterin.

Ein weiteres Highlight sind die 69 für die Auktion zugelassenen zweieinhalb Jahre alten Hengste, die eigentlich nicht viel können. Einen Sattel haben diese Sportler zum Beispiel noch nie getragen – sie kennen nur ein Halfter und eine Trense.

Und die erste Lektion mit Grundmanieren beim Führen im Schritt und Trab sollte sitzen. Freispringen ist im Rahmen der Körung die Disziplin, um die es dann wirklich bei den jungen Vierbeinern geht. Die jungen Hengste fokussieren die Hindernisse, die Ohren sind gespitzt, die Distanzen müssen passen. An den vier Sprüngen zeigt sich in drei bis vier Runden die Qualität eines zukünftigen Vatertiers. Es geht um Geschick und Schnelligkeit am Hindernis mit der Abfußung und Anwinkelung der Vorder- und Hinterbeine.

Leistungsbereitschaft, Nervenstärke, klarer Kopf, Schönheit und Eleganz sind international gefragt. Im vergangenen Jahr kostete bei der Herbst-Auktion das preisgünstigste Pferd 12.000 Euro, für den vier Jahre alten dressurbetonten Hengst Classic Motion zahlte der neue Besitzer den Spitzenpreis von 170.000 Euro. Die 42 verkauften Reitpferde erzielten damals einen Durchschnittspreis von 42.220 Euro.

Für den Holsteiner Verband trainiert jeden Vormittag das zehn­köpfige Team die Verkaufspferde. „Wir können in diesem Jahr Pferde für den internationalen Sport und auch für ambitionierte Amateure anbieten“, sagt Geschäftsführer Jörgen Köhlbrandt. Besonders kostspielig sind in der Regel junge Hengste und Reitpferde, die schon sportliche Leistungen vorweisen können. Ein spannender und internationaler Markt, der für Überraschungen bekannt ist...