Elmshorn/Neumünster. Bei der Holsteiner Herbst-Auktion überstrahlt der zweieinhalbjährige Hengst Sandro Junior die Konkurrenz. 75 Pferde werden versteigert

Pferde­züchter aus dem Kreis Pinneberg haben einmal mehr gezeigt, dass sie in der obersten Liga spielen. Bei der internationalen 47. Holsteiner Herbst-Auktion in Neumünster hat das von Carmen Eissfeldt (Sparrieshoop) gezüchtete Springpferd Sandro Junior für den Spitzenpreis von 260.000 Euro den Besitzer gewechselt. Der gekörte – und so für die Zucht zugelassene – zweieinhalb Jahre alte Hengst bestach mit seinem Typ, der Bewegungsqualität und beeindruckendem Freispringen. Ein Gestüt in Niedersachsen bekam den Zuschlag. Glatte 100.000 kostete der bereits im Turniersport sehr erfolgreiche Wallach Nerrado Junior von der Quickborner Zuchtgemeinschaft Friedrich und Meier.

75 Pferde wurden in Neumünster versteigert, allein 18 von ihnen kommen aus dem Kreis Pinneberg. Insgesamt erzielte Auktionator Günther Friemel im Auftrag des Holsteiner Verbandes mit Sitz in Elmshorn 3.274.000 Euro, der Durchschnittspreis pro Pferde beträgt exakt 43.667 Euro.

Bei der Verkaufsveranstaltung gibt es immer zwei Kategorien von Pferden. Die einen sind mindestens dreieinhalb Jahre alt, sie sind bereits geritten worden und stehen am Beginn ihrer Ausbildung. Die anderen haben gerade mal die Kindergarten-Lektionen gelernt, werden an der Hand geführt und kennen noch keinen Sattel.

Siegerstute Catharina gehört zu den dreieinhalb Jahre alten Pferden. Der neue Besitzer aus Braunschweig bekam den Zuschlag bei 150.000 Euro. Catharina ist eine Tochter des unerreichten Elite-Hengstes Casall. „Sie gehört zum Holsteiner Tafelsilber“, sagte Auktionator Günther Friemel. Catharina kommt aus der erfolgreichen Zucht von Hartwig Schmidt aus Borsfleth. Dieser Züchter hat sich zuvor mit der leistungsstarken und international erfolgreichen Stute Corradina einen exzellenten Ruf erworben. Corradina hat im Springsport bisher mehr als 1,1 Millionen Euro mit dem Wedeler Ausnahmereiter Carsten-Otto Nagel (56) gewonnen.

Nerrado Junior war schon erfolgreich bei Turnieren unterwegs. Der Wallach wird, wie sechs weitere Elite-Reitpferde auch, seinen Hafer künftig in Italien fressen. Der langjährige Partner des Holsteiner Verbandes, Alessandro Mingoli, hatte seine italienischen Landsleute offenbar gut beraten. Weitere Käufer kommen aus den USA, Dubai, Mexiko, England, Polen, der Slowakei und der Schweiz. Dementsprechend international ging es in den Stallgassen in Neumünster zu. Dort fachsimpelten Besitzer und Käufer über Gewohn­heiten, Futter und Ausbildungswege der Vierbeiner.

Die zweieinhalb Jahre alten ausgewählten Hengste waren zuvor von einer fünfköpfigen Jury des Holsteiner Verbandes gesichtet worden. Zu dieser Kommission gehört auch Jens Hau­schildt aus Seester, ein ausgewiesener Experte. Sein Großvater hat die Pferdezucht in der Familie aufgebaut; seine Tochter Helena und sein Sohn Felix bringen regelmäßig Nachwuchspferde in den Sport.

Die mindestens dreieinhalb Jahre alten Reitpferde, waren bereits in Elmshorn getestet worden, bevor es zum Gebot in Neumünster kam. Es ist eine Tradition, die Vierbeiner im November in Neumünster anzubieten, die Räumlichkeiten und der Boxenplatz in Elmshorn sind für die vielen Vierbeiner plus dem großen Publikum auf der Anlage des Holsteiner Verbandes zu klein.

In Neumünster dauerte es im Schnitt nur zwei Minuten, bis ein Pferd versteigert war. Das klingt nach Spontankäufen, doch die fachkundigen Bieter hatten zuvor die Abstammung und sportlichen Leistungen der Objekte ihrer Begierde genauesten studiert. Aber ein Risiko bleibt immer; die jungen Tiere sind wie ein Überraschungs-Ei. Niemand kann vorhersagen, ob sie im Sport erfolgreich sein werden oder gewinnbringend in der Zucht eingesetzt werden können.

Das gilt auch für den 260.000 Euro teuren Siegerhengst Sandro Junior, der bei der Herbst-Auktion nicht nur alle anderen Pferde in den Schatten stellte, sondern auch der Liebling des fachkundigen Publikums war.

Züchter aus In- und Ausland hatten sich mit über 200 Pferden für die Herbst-Auktion beworben. Nachdem die fünfköpfige Jury alle Tiere gesichtet und bewertet hatte, blieb nur etwas mehr als ein Drittel von ihnen übrig. Qualität ist der alleinige Maßstab. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, kommentierte Ronald Schultz, Geschäftsführer der Holsteiner Verband Vermarktungs- und Auktions-Gesellschaft.