Uetersen. Berlin? London? Madrid? Aber nicht doch! Axel Scheffler feiert den 25. Geburtstag seiner Figur mit einer Schau im kleinen Uetersen.
„Er ist riesengroß und sieht wirklich furchterregend aus“, so beschreibt ihn die Maus. Und alle Tiere im Wald haben Angst vor ihm, nur nicht die Maus. Die Rede ist vom Grüffelo. Axel Scheffler, geboren 1957 in Hamburg, hat diesem Fantasietier eine Gestalt gegeben. Und jetzt, zum 25. Geburtstag seiner weltweit beliebtesten Figur, stellt der Grafiker nicht in Hamburg, Berlin oder München aus, sondern in Uetersen im Kreis Pinneberg aus. Eine Frage drängt sich da natürlich auf: Warum?
Wie der kleine Coup gelang, den weltberühmten Grüffelo-Schöpfer in den Kreis Pinneberg zu lotsen, erklärt Ute Harms, seit 21 Jahren Leiterin des Museums Langes Tannen in Uetersen. Sie lächelt, wenn sie an die Geschichte ihrer jüngsten Ausstellung denkt. Eher zufällig hatte sie die Schwester des in London lebenden Grafikers getroffen. Mit ihr verabredete Ute Harms, die wunderbaren gezeichneten Briefumschläge zu zeigen, die sie von ihrem Bruder geschickt bekommen hat. Allein 150 dieser individuellen Zeichnungen hat Axel Scheffler im Péridot-Verlag unter dem Titel „Verbriefte Freundschaft“ herausgebracht.
Scheffler stellt zum Grüffelo-Jubiläum in Uetersen aus, weil es 2010 dort so schön war
Schnell waren sich die beiden Frauen einig. Aus rund 400 Briefen an Rosa Scheffler durfte die Uetersener Museumsleiterin auswählen. Doch schnell war ihr klar, dass neben den kleinen Zeichnungen, die der Künstler so liebt, noch Größeres gezeigt werden musste. Warum nicht den Künstler direkt fragen? Und tatsächlich sagte Axel Scheffler zu, weitere Arbeiten für Uetersen zur Verfügung zu stellen. „Weil es so schön war 2010“, als er das erste Mal in Langes Tannen ausstellen durfte.
Und so kommt es, dass der 25. Geburtstag des Grüffelos in einer kleinen Stadt des Kreises Pinneberg und nicht in der großen Kulturmetropole nebenan besonders gefeiert wird. Nicht zu sehen sein werden in der Ausstellung die vielen rechtlichen und nach dem Brexit aufgebauten Zoll-Hürden, die überwunden werden mussten. Das sei fast eine Nummer zu groß gewesen für sie, erzählt die Uetersener Museumsleiterin.
Befreundeter Illustrator Philip Wächter bringt Bilder aus London mit
Doch wer Ute Harms fragt, dem erzählt sie dann doch gern, wie sogar der mit Scheffler befreunde Illustrator Philip Wächter („Ameisen in Adas Bauch“) von einem Besuch in London noch ein paar Werke mitbrachte. „Wir mussten sie dann nur noch aus Frankfurt abholen“, berichtete Ute Harms. Aber irgendwann hatte sie alles zusammen.
Bis zum 1. September wird in den Mauern des Herrenhauses in Langes Tannen eine gesunde Mischung von Bildern und eine Auswahl an Büchern gezeigt. Im oberen Geschoss sind die wunderbar gezeichneten Briefe und viele Zeichnungen, die von Scheffler geliebten Vignetten, gezeigt. Unten stehen der Grüffelo und die anderen Kinderbuchhelden im Mittelpunkt.
Scheffler über die Zusammenarbeit mit Texterin: „Wir arbeiten komplett getrennt“
Zumeist wird der Illustrator durch den Text eines Autors angeregt, neue Figuren zu zeichnen. So passierte es auch mit seinem bekanntesten Werk, den Grüffelo. Die Texte für den 1999 erstmals veröffentlichten monsterähnlichen Bär, zu dem es auch weitere Bücher wie über das Grüffelo-Kind gibt, liefert Julia Donaldson.
Die Zusammenarbeit mit der Autorin beschreibt Axel Scheffler so: „Wir arbeiten komplett getrennt voneinander – wir entwickeln die Idee für ein Buch nie zusammen. Das macht Julia alleine, und sie macht es ganz toll. Wenn sie eine Geschichte geschrieben hat und denkt, dass sie etwas für mich wäre, schickt sie die Geschichte zum Verlag, drückt die Daumen, und wenn mir die Geschichte gefällt, dann illustriere ich sie. Wir beide mischen uns nicht in die Arbeit des anderen ein. Bis jetzt hat das sehr gut geklappt.“
Gebürtiger Hamburger lebt und arbeitet seit 1986 in London
Axel Scheffler gehört international zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Kinderbuch-Illustratoren. Er hat von 1982 bis 85 Grafik an der Bath Academy of Art in Corsham in England studiert. Ein Jahr später wurde London sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Mehr als 120 (Bilder-)Bücher hat er seitdem illustriert und viele davon durch seine unverwechselbaren Zeichnungen zu Bilderbuchklassikern werden lassen.
Neben dem „Grüfello“ gehören die ebenfalls von Julia Donaldson beschriebenen Außerirdischen „Schneets“ und „Schmoos“ zu den meistverkauften Bilderbüchern. „Räuber Ratte“ und „Die Rüpelbande“ sind ebenfalls von dem gebürtigen Hamburger illustriert worden. Und welche Figur gefällt ihm am besten. Da mag Axel Scheffler sich nicht entscheiden, aber er gesteht: „Am besten gefallen mir die verrückten, fantasievollen, märchenhaften Texte von Julia.“
Grüffelo-Zeichner ist bei der Ausstellungseröffnung dabei
Und worüber freut sich die Museumsleiterin am meisten? Natürlich darüber, dass Axel Scheffler sogar persönlich bei der Ausstellungseröffnung am Sonnabend, 15. Juni, um 16 Uhr dabei sein wird. Auf Wunsch wird er gern Bücher signieren. Das Buchhaus Laworenz baut dazu einen extra Büchertisch auf.
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Trotz aller Vorfreude wird der Museumsleiterin kurz vor der Ausstellungseröffnung ein wenig bange. Denn Ute Harms weiß, dass die Grüffelo-Fans weit über den Kreis Pinneberg hinaus kommen werden. Doch irgendwie gehört ein wenig Chaos auch im Museum dazu, und am Ende ist es immer gut gegangen, auch wenn eine ursprünglich im schönen Park Langes Tannen geplante Veranstaltung spontan wieder ins Museum verlegt werden musste.