Uetersen. Spektakuläre Schau: Das Museum Langes Tannen zeigt jetzt Arbeiten von Hilda Körner, die auch für Merian-Reiseführer arbeitete.
Sie lernte gemeinsam mit den ganz Großen: mit Vicco von Bülow, vielen eher als Loriot bekannt, und mit Horst Janssen, der als einer der herausragendsten Zeichner des 20. Jahrhunderts gilt. Sie heißt Hilda Körner, ist in Uetersen aufgewachsen und gehörte mit den beiden später berühmten Männern zur ersten Klasse von Alfred Mahlau an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg nach dem Krieg.
„Hilda Körner hat nach dem Studium vielfältige Aufträge als Gebrauchsgrafikerin erhalten, hat zahlreiche Bücher illustriert und Grafiken für Zeitschriften gestaltet“, berichtet Dr. Ute Harms, Leiterin des Museums Langes Tannen in Uetersen. Sie hat die Ausstellung zusammengestellt und über das Werk der Uetersenerin recherchiert, die von 1920 bis 1995 lebte.
Loriot und Janssen in einer Klasse: Ausstellung der Künstlerin jetzt zu sehen
Die Präsentation mit Zeichnungen, Fotos, Film und weiteren Dokumenten trägt den Titel „Mit lockerem Strich und feiner Kontur“. Sie wird an diesem Sonnabend, 9. Dezember, um 16 Uhr eröffnet. Es spricht an dem Nachmittag auch Renata Walter, die Nichte der Grafikerin. Hilda Körner war mit Lothar Walter (1922-2003) verheiratet, der ebenso wie sie als Gebrauchsgrafiker und Zeichner tätig war.
„Sie waren keine Künstler, die sich um ihr eigenes Image gekümmert haben“, erzählte die Nichte 2006 bei der Ausstellungseröffnung mit dem Titel „Ein Künstlerpaar in Hamburg“ im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Die hatte Jürgen Döring damals kuratiert. Er war es auch, der die Uetersener Kollegin darauf aufmerksam machte, dass Hilda Körner in Uetersen aufgewachsen ist.
Kollege aus Hamburg macht auf Künstlerin aufmerksam
Im Trubel der Aufgaben geriet dieser Vorschlag in Vergessenheit, bis die Uetersener Museumsleiterin in den einsamen Corona-Zeiten in einer Mappe aus der Kunstsammlung von Hermann Tartsch (1886 bis 1970) und Emil Meyer (1900 bis 1974) auf zwei Arbeiten Hilda Körners stieß.
Familie Walter verwaltet den Nachlass der Künstlerin
Seitdem hat Ute Harms zahlreiche Gespräche mit Verwandten und alten Uetersenern geführt, die Hilda Körner noch kannten. Sie hat hat viele Stunden mit der Nichte von Lothar Walter, Renata, in New York telefoniert. Familie Walter stellte für die Ausstellung zahlreiche Arbeiten zur Verfügung, die im ehemaligen Elternhaus an der Elbchaussee aufbewahrt werden. Jetzt sind die Informationen so weit zusammengetragen, dass die Arbeiten in allen Räumen des altehrwürdigen Uetersener Herrenhauses ausgestellt werden können.
Hilda Körner ist mit zwei Geschwistern im Wohnhaus neben dem Wasserwerk am Quellenweg in Uetersen aufgewachsen. Sie besuchte die Mittelschule und lernte in der Uetersener Bank. Während des Krieges arbeitete sie unter anderem im Büro der Werft Blohm & Voss.
Die berühmte erste Klasse an der Hochschule
Direkt nach dem Krieg konnte sie über Stipendien in der berühmten ersten Klasse von Alfred Mahlau an der Landeskunstschule studieren. Ihr Lehrer galt auch als großer Förderer. Wie auch anderen Talenten vermittelte Mahlau ihr gebrauchsgrafische Aufträge in Verlagen und anderen Unternehmen. Wie auch ihr späterer Ehemann malte sie sehr gegenständlich und figürlich.
Reedereien wie Hapag-Lloyd beauftragten sie gern. Gemeinsam stattete das Paar Körner-Walter unter anderem Speisesalons auf Frachtschiffen mit Wandbildern aus. Diese Schiffe sind leider wohl alle abgewrackt.
Geblieben ist bis heute ein Wandbild im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg. Allerdings wanderte das 1957 erarbeitete Werk bei einem Umbau des Gebäudes von der Kantine ins Treppenhaus.
Drei Jahrzehnte für die Merian-Reiseführer
Einen großen Raum nehmen Hilda Körners Arbeiten für den Merian-Reiseführer ein. 30 Jahre lang lieferte die gebürtige Uetersenerin von 1962 an vor allem Karten und Stadtpläne. Kaum eine Ausgabe erschien ohne eine Zeichnung oder Pläne der Grafikerin. „Natürlich war das eine Fleißarbeit“, erzählt Museumsleiterin Ute Harms. Aber alles sehr sei filigran und sorgfältig ausgeführt.
Wer mehr über die Künstlerin erfahren will, schaut sich in der Ausstellung im Museum Langes Tannen, Heidgrabener Straße 1 in Uetersen, in Ruhe um. Das Museum und das angrenzende kleine Café in der ehemaligen Mühle sind mittwochs sowie sonnabends und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Werke werden bis zum 25. Februar gezeigt.