Kreis Pinneberg/ Hamburg. Bei der verlängerten S-Bahn-Linie über Quickborn nach Kaltenkirchen explodieren die Kosten. Das sind die Gründe – und die Zeitpläne.
Eines der großen Infrastrukturprojekte für Hamburg und das nordwestliche Umland wird deutlich teurer als ursprünglich kalkuliert. So gibt es nach der Erweiterung des Projekts S5 von der Elbgaustraße in Richtung Norden erhebliche Preissteigerungen für die Elektrifizierung der AKN-Strecke, die bald komfortabler Hamburg-Eidelstedt mit Quickborn im Kreis Pinneberg und Kaltenkirchen im Kreis Segeberg verbinden soll. Das teilt nun die AKN Eisenbahn GmbH mit.
Den Angaben vom Freitag nach kostet das Projekt nun „absehbar 270 Millionen Euro“ statt der eigentlich im Jahr 2019 veranschlagten 120 Millionen Euro. „Die Erweiterung des Schienenprojekts S5 um Stellwerke, eine Abstellanlage sowie zusätzliche Sicherungstechnik, aber auch bisherige wie erwartete Preissteigerungen werden die Elektrifizierung der Bahnstrecke Eidelstedt-Kaltenkirchen deutlich verteuern“, so das Unternehmen.
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So ergebe sich nun nach Abschluss der aktuellen Kostenkalkulationen eine Gesamtsumme, die mehr als doppelt so hoch ist wie vor fünf Jahren angenommen. Die Kostensteigerungen seien am Freitag im Projekt-Lenkungskreis diskutiert worden. Den Angaben nach seien die nun veranschlagten Steigerungen auf 270 Millionen Euro auf insgesamt fünf Hauptfaktoren zurückzuführen.
Demnach betragen die Kosten für Stellwerkserneuerungen rund 29 Millionen Euro, die zusätzlichen Ausgaben für Sicherungstechnik schlagen mit 6 Millionen Euro zu Buche. Hinzu kämen erwartete Baupreissteigerungen in den kommenden Jahren um rund 43 Millionen Euro sowie der Bau einer neuen Abstellanlage für 23 Millionen Euro. Nicht zuletzt werde mit Preissteigerungen im Bausektor wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges gerechnet, die Auswirkungen auf Produktion und Lieferketten haben. Mehrkosten dadurch: rund 50 Millionen Euro.
Trotz Kostenexplosion bei AKN: Der Nutzen übersteige den finanziellen Mehraufwand
Trotz dieser finanziellen Hiobsbotschaft halten alle Beteiligten das Projekt für richtig. Denn, so heißt es in der Erklärung: „Auch bei der aktualisierten Kostenkalkulation übersteigt der volkswirtschaftliche Nutzen der Maßnahme die Ausgaben.“ Der für die Finanzierung und Bundesförderung entscheidende Nutzen-Kosten-Faktor betrage 1,14. Damit sei das Projekt förderfähig.
Rund 227 Millionen Euro (etwa 84 Prozent) werden voraussichtlich vom Bund gefördert. Von den verbleibenden Kosten übernimmt das Land Schleswig-Holstein zwölf Prozent und Hamburg etwa vier Prozent.
S5 von Eidelstedt nach Kaltenkirchen: Seit April werden Oberleitungen aufgestellt
Das Nahverkehrsprojekt schreite trotz der Herausforderungen voran. Seit April werden die ersten Oberleitungsmasten entlang der Strecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen aufgestellt. Die aktuelle zweite Bauphase dauere noch bis zum September an. Ziel sei, die Oberleitung auf der sechs Kilometer langen zweigleisigen Strecke zwischen Eidelstedt und Burgwedel weitgehend fertigzustellen.
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In den kommenden Jahren sollen darüber hinaus die übrigen Bahnsteige für den S-Bahn-Einsatz angepasst werden. Ab September 2025 sollen die Baumaßnahmen sogar unter Aufrechterhaltung des Regelfahrplans durchgeführt werden. Die Inbetriebnahme der S5-Strecke sei für das Jahr 2028 geplant.
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Die Anpassungen der Kostenkalkulation seien ein notwendiger Schritt, um Fortschritt und Qualität des Projekts zu gewährleisten. Die Elektrifizierung der Strecke und die Einführung der S-Bahn-Linie S5 würden als Teil der Mobilitätswende einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des regionalen Nahverkehrs und zur Reduzierung der Emissionen leisten.
Bekanntlich haben die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein das Projekt zur Fortführung der S5 beschlossen. Der Streckenabschnitt von Eidelstedt bis nach Kaltenkirchen wird dafür elektrifiziert und mit Stromschienen und Oberleitungen ausgestattet. Damit werde die Strecke von Kaltenkirchen bis zum Hamburger Hauptbahnhof durchgehend befahrbar, der Umstieg für die Fahrgäste in Eidelstedt entfällt. Ein weiteres Ziel sei ein stabilerer Fahrplan.