Kreis Pinneberg. Erhellender Baustellentermin für die Elektrifizierung der AKN mit Anwohnern. Was die Planer zum Lärm und dem Zeitplan sagen.

Zwei Jahrzehnte lang war der Bahnsteig bereits eine Art Geisterbahnhof. Doch nun bekommen die Anwohner des Halstenbeker Weges südlich vom Albertinen-Krankenhaus doch noch mit der Haltestelle „Schnelsen Süd“ einen Bahnhof ganz in ihrer Nähe. Das wurde bei einem Vor-Ort-Termin in Hamburg zum Ausbau der AKN und der S-Bahn-Linie 5 nun deutlich.

Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Eidelstedt – Bönningstedt – Hasloh – Quickborn – Ellerau – Ulzburg bis Kaltenkirchen macht es möglich. Auch wenn es noch fünf Jahre dauert, bis aus dem Geisterbahnhof eine belebte Haltestelle wird. Erst 2028 soll der fertig ausgebaute Bahnsteig in Betrieb gehen.

HVV: An fast fertigem Bahnsteig wird die S-Bahn erst in fünf Jahren halten

„Hier wird erst die neue S-Bahnlinie 5 halten“, erklärte Projektleiter Jörg Metzger nun den etwa zwei Dutzend Anliegern. Bei eisigen Temperaturen und Schneetreiben ließen sie sich die Baustelle vor Ort zeigen. Dabei gab es zudem Gelegenheit, ein paar kritische Fragen zu stellen.

Für die AKN komme der Bahnsteigumbau zu spät, erklärte Projektleiter Metzger. Wenn die AKN im September nächsten Jahres den Streckenabschnitt zwischen Burgwedel und Eidelstedt wieder befahre, der seit Ende August wegen der Elektrifizierungsarbeiten voll gesperrt ist, würden die AKN-Züge an der modernsten Haltestelle des Bahnunternehmens vorbeirauschen. Erst die S-Bahn wird dort halten, wenn die jetzige AKN-Strecke - wie nun geplant- bis Ende 2028 elektrifiziert ist.

Anwohnerin hofft, dass sie die Eröffnung des Bahnsteiges noch erlebt

„Hoffentlich erlebe ich das noch“, sagte Veronika Häfele. „Dann bin ich 91. Ich muss gesund bleiben“, sagte die rüstige Rentnerin. Als sie vor gut 20 Jahren in die Halstenbeker Straße gezogen sei, freute sie sich, als 2004 direkt vor ihrer Haustür ein neuer Bahnsteig errichtet wurde, der sie über die AKN-Linie 1 schnell in Richtung Eidelstedt oder nach Quickborn und Kaltenkirchen bringen sollte.

Anwohnerin Veronika Häfele (Rentnerin mit Brille): Hoffentlich bleibe ich gesund, bis die S-Bahn in fünf Jahren die neue Haltestelle in der Nähe anfährt, sagt die 86 Jahre alte Anwohnerin.
Anwohnerin Veronika Häfele (Rentnerin mit Brille): Hoffentlich bleibe ich gesund, bis die S-Bahn in fünf Jahren die neue Haltestelle in der Nähe anfährt, sagt die 86 Jahre alte Anwohnerin. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Da sei hier im Zuge des damaligen zweigleisigen Ausbaus der AKN-Strecke bereits ein 120 Meter langer Bahnsteig zwischen dem Eidelstedter Brook und der Halstenbeker Straße gebaut worden, bestätigte Projektleiter Metzger.

Bahnsteig ist beim zweigleisigen Ausbau geschaffen, aber nicht genutzt worden

Nur konnte der nie in Betrieb genommen werden, weil sonst die AKN-Züge den S-Bahnverkehr in Eidelstedt gestört oder auch zu spät in Quickborn gehalten hätten. „Jede Haltestelle verlängert die Fahrtzeit um ein bis zwei Minuten“, erklärt der Projektleiter. Das sei künftig mit der S-Bahn anders. Die beschleunige schneller als es die AKN-Triebwagen könnten.

Die AKN habe jetzt zudem den Bahnsteig der künftigen S-5-Haltestelle Schnelsen-Süd von 120 auf 138 Meter verlängert, sodass genau zwei S-Bahnwaggons dort Platz fänden. Zudem sei der Bahnsteig um 20 Zentimeter auf 96 Zentimeter erhöht worden, damit die künftigen S-Bahn-Fahrgäste hier barrierefrei ein- und aussteigen könnten.

Alle Bahnsteige werden um 18 Meter verlängert und um 20 Zentimeter erhöht

Diese Verlängerung und Erhöhung der Bahnsteige erfolge auf der gesamten Strecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen und betreffe also 14 Haltestellen, erklärte Projektleiter Metzger.

Einige Anwohner wie Michael Petersen freuen sich sehr darüber, dass sie nun bald einen Bahnhof in ihrer Nähe haben werden. Andere machen sich auch Sorgen: Ob die modernen S-Bahnen für weniger Erschütterungen als die heutigen AKN-Triebwagen sorgten, wollte Franz Stein wissen, der auch ganz in der Nähe in der Halstenbeker Straße wohnt.

Anwohner hoffen, dass die S-Bahn weniger Lärm und Erschütterungen verursacht

So manches Mal klirrten die Fenster und schepperten die Gläser im Schrank, wenn die AKN vorbeirausche, sagte der Anwohner in der Hoffnung, dass das dann ein Ende haben werde. Was Projektleiter Metzger ihm aber nicht versprechen konnte.

Das Ehepaar Alexandra und Jörg Seidler wünscht sich eine Lärmschutzwand zwischen ihrem Haus (im Hintergrund) und dem Bahngleis. 
Das Ehepaar Alexandra und Jörg Seidler wünscht sich eine Lärmschutzwand zwischen ihrem Haus (im Hintergrund) und dem Bahngleis.  © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Regelrecht genervt vom Lärm der AKN-Bahnen ist das Ehepaar Alexandra und Jörg Seidler, dessen Grundstück nur von einer hohen Buchenhecke von den Gleisen abgeschirmt ist. Zwischen 76 und 80 Dezibel schlage dann sein Messgerät aus, sagte der direkte Anwohner. „Wir wünschen uns am liebsten eine 2,50 Meter hohe Lärmschutzwand“, sagt Jörg Seidler, der hier schon als Kind in seinem Elternhaus gewohnt hat. „Damals war es aber viel leiser, weil es nur ein Bahngleis gab.“

AKN-Sprecherin: Alle Beschwerden werden im Einzelfall überprüft

AKN-Sprecherin Maren Brandt sagt dazu, das werde im Einzelfall von einem unabhängigen Gutachter geprüft. Selbstverständlich müsse die AKN bei der Elektrifizierung die gesetzlichen Bestimmungen und Lärmgrenzwerte einhalten, die heute niedriger seien als es früher der Fall war.

Bei starkem Schneetreiben ließen sich gut zwei Dutzend Anwohner die neue, fast fertige Haltestelle Schnelsen-Süd zeigen.
Bei starkem Schneetreiben ließen sich gut zwei Dutzend Anwohner die neue, fast fertige Haltestelle Schnelsen-Süd zeigen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Bei der Bahn mit Sitz in Kaltenkirchen gebe es ein eigenes Team, das sich mit Beschwerden aller Art befasse. „Wir nehmen jeden Fall ernst“, versichert sie. Alle Hinweise, Anregungen und Beschwerden, die die AKN über die Mailadresse info@akn.de erreichten, würden gelesen und an die zuständigen Kollegen zur Bearbeitung weitergeleitet.

In Quickborn konnte Ruhestörung durch Ansagen schnell gelöst werden

Manchmal ließe sich ein Ärgernis auch recht schnell im gegenseitigen Einvernehmen abstellen, erklärt die AKN-Sprecherin. So habe sich ein Anwohner des AKN-Bahnhofs in Quickborn über die Ansagen auf dem Bahnsteig beschwert, die auch noch spätabends zu hören waren. Aus rechtlichen Gründen dürften sie nicht gänzlich auf solche Ansagen verzichten, erklärt Maren Brandt. „Doch wir haben die Anzahl erheblich reduziert, worüber sich der Anwohner sehr gefreut hat.“

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Anwohner Franz Stein hofft auch, dass die Beleuchtung des Bahnsteigs – die Masten der Lampen stehen schon – seine nächtliche Ruhe nicht stören wird. Eine Überdachung werde es nicht geben, bedauerte Projektleiter Metzger. Aber es werde überdachte Wartehäuschen geben, damit kein Fahrgast bei Regen nass werden muss. Ende dieses Jahres werde der „Geisterbahnhof“ in Schnelsen-Süd fertig ausgebaut sein und dann auf seine Jungfernfahrt der ersten S-Bahn in fünf Jahren zu warten haben.

Die Bahnstrecke Burgwedel – Quickborn – Ellerau wird in einem Jahr elektrifiziert

Wenn bis Anfang September nächsten Jahres die Oberleitungen für die Stromversorgung der S-Bahnzüge und die Bahnsteige zwischen Eidelstedt und Burgwedel entsprechend ausgebaut sind, wird als nächstes der Streckenabschnitt Richtung Norden von Burgwedel bis Quickborn und Ellerau folgen, kündigt AKN-Sprecherin Maren Brandt an.

Dann werde dieser Streckenabschnitt voraussichtlich ein Jahr lang bis zum 5. September 2025 vollgesperrt sein, um hier alle 60 bis 70 Meter die Oberleitungsmasten aufzustellen, von denen es knapp 1000 entlang der gesamten Strecke bis Kaltenkirchen geben wird. An einigen Stellen müssten noch die Gleise unter den Brücken tiefer gelegt werden, damit die Bahn mit Oberleitungen unterdurch passe, wie dies gerade in Eidelstedt-Zentrum realisiert wird.

Anwohner in Quickborn, Ellerau und Hasloh werden zu Führungen eingeladen

„Wir werden dann auch wieder die Anwohner auf die Baustellen einladen“, kündigt die AKN-Sprecherin an. Wie in dieser Woche an den Haltestellen Schnelsen-Süd, Hörgensweg (7. Dezember) und Eidelstedt (8. Dezember) würden jeweils einige Tausend Anwohnerinnen und Anwohner mit Postwurfsendungen rechtzeitig dazu eingeladen.

Auch in den Zügen würden diese geführten Besichtigungstermine noch angekündigt. „Ich war überrascht, wie interessiert, gut informiert und detailreich die Anwohner bei dieser Baustellen-Begehung waren.“