Quickborn. Nicolas Kröger betreibt nicht nur die beste Hotelbar Österreichs. Mit seinem Label „Wagemut“ hat er nun auch 1200 Verkoster überzeugt.
Der Mann lebt, liebt und genießt dieses geistige und hochprozentige Getränk. Und vor allem: Nicolas Kröger hat eine feine Nase für guten Geschmack. Der 33 Jahre junge Quickborner verfeinert seit drei Jahren unter dem Label „Wagemut“ Rum aus der Karibik mit ganz eigenen Rezepturen, die er in allen möglichen Holzfässern im Gewerbegebiet an der Max-Weber-Straße lagern und weiter reifen lässt.
Jetzt ist der ausgebildete Sommelier für französischen Weinbrand und Betreiber einer Hotelbar in Wien mit einer Goldmedaille für eine seiner Kreationen ausgezeichnet worden. Bei dem renommierten Wettbewerb „Concours International de Lyon“ für Weine, Biere und Spirituosen haben 1200 Verkoster aus aller Welt in Südfrankreich Krögers „Wagemut XO“ – eine Spezialität aus einem mehr als 15 Jahre alten Rum aus Barbados – mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
Bester Schnaps der Welt: 1200 Verkoster haben Quickborner zum besten alten Rum erklärt
In dieser Altersklasse gelang dies nur noch einem französischen Rum. Die Goldmedaille belege, dass die Verkoster diese Spirituose zur Besten in ihrer Kategorie bewerten, heißt es dazu von der Wettbewerbsleitung. Diese besondere Auszeichnung erhielten in Lyon zwar auch noch 191 andere der bewerteten Spirituosen, aber nur 17 Hersteller aus Deutschland, darunter etliche Gin-, Brandy- und Likör-Varianten – aber nur ein weiterer Rum: der mehr als vier Jahre alte Rum unter dem Namen Helmut Wermut aus Hamburg.
Nicolas Kröger, der vor drei Jahren den Familienbetrieb mit seinen jüngeren Brüdern Florian und Adrien gegründet hat, macht dieser Erfolg Mut, weitere Rum-Kreationen zu wagen. So hat er aktuell zu seinen bislang drei Wagemut-Varianten – den beiden hochprozentigen XO und PX (über 15 und unter zwölf Jahre alter Rum aus Barbados) sowie dem süßen Vanille-Likör Ida van der Ille – jetzt drei weitere Rum-Köstlichkeiten in Quickborn erschaffen. Kröger nennt seine neuesten Kreationen Maduro, Colorado und Connecticut Shade, die aus Melasse und Zuckerrohrsaft in Trinidad, Barbados und Jamaika hergestellt wurden.
Rum-Kenner hat drei neue Varianten in verschiedenen Holzfässern reifen lassen
Der pfiffige Rum-Experte aus Quickborn hat dafür das Holz arbeiten lassen. Er habe sich Fässer aus den verschiedensten Holzsorten besorgt, erklärt Kröger. Ob Walnuss, Kastanie, Esche oder Eiche. Gerade bei Eiche gebe es unterschiedliche Arten wie zum Beispiel die Mizunara-Eiche aus Japan. Diese besonderen, sehr dunklen Eichenfässer gehören zu den seltensten Fässern auf der Welt und gelten als die Besten, um Malt-Whisky reifen zu lassen.
„Ein solches Mizunara-Holzfass kostet allein 4000 Euro“, erklärt Kröger. Für das Walnuss-Fass – „mein Favorit“ – habe er immerhin noch 2000 Euro ausgeben müssen. Wobei ein normales 250-Liter-Fass, von denen er 120 in Quickborn gelagert hat, etwa 850 Euro kosten würde.
Unterschiedliche Geschmacksnoten, Farben, Aromen und Alkoholgehalt
Und so ist sein hellbrauner Colorado-Rum aus Barbados mit 41 Prozent Alkoholgehalt, der fruchtig und nach Nuss schmeckt, bei ihm in diesen sehr teuren japanischen Mizunara-Fässern gereift. Dem fast gelblich aussehenden Connecticut-Rum aus Jamaika mit 43 Prozent Alkoholgehalt hat er einige Zeit mit Kastanienholz sich verbinden lassen, was diesem eine sehr fruchtige, leicht nach Ananas schmeckende Note verleiht.
Und den tiefbraunen, 48-prozentigen Maduro-Rum, der aus Trinidad stammt, ist erst in einem Walnuss- und dann in einem alten Sherryfass gelagert worden. „Das gibt ihm eine vollmundige Süße und lässt ihn fast ölig wirken“, ist Kröger selbst begeistert von der Fülle an Aromen und Geschmacksvarianten, die diese Holzfass-Wechselstrategie seinen Rum beschert hat.
Der Connaisseur experimentiert auch mit verschiedenen Aromastoffen
Mit seiner feinen Nase und der versierten Zunge schmeckt er den in den Fässern reifenden Rum ständig ab und weiß so ganz genau, wann der Prozess abgeschlossen ist oder beendet werden sollte, erläutert der Rum-Kenner seine Arbeit. Auch mit Vanille, Safran, Ingwer und anderen fruchtigen Aromen experimentiert der Connaisseur dabei und veredelt den Rum.
Die Kundschaft, die den erlesenen Rum im Famila-Markt in Quickborn, bei der Weinquelle Lühmann in Hamburg-Hohenfelde oder über seine Internetseite (www.wagemut.com) erwerben kann, scheint diese Kreationen zu genießen. Allein von seiner Erstkreation, dem PX Cask-Wagemut-Rum aus Barbados, habe er voriges Jahr 20.000 Flaschen verkaufen können, sagt Kröger stolz. Die 0,7-Liter-Flaschen sind jeweils quaderhaft flach gestaltet und sehen eher wie Kosmetika als nach hochwertigem Schnaps aus.
Die Halle in Quickborn ist bereits für die 120 Rumfässer zu klein geworden
Insgesamt würden zurzeit etwa 27.000 Liter Rum in den 120 Fässern im Quickborner Gewerbegebiet zwischen Tankstelle, Reifenhandel und Spedition lagern, berichtet Kröger. Die angemietete Halle platzt längst aus allen Nähten und soll möglichst bald um einen Anbau erweitert werden, kündigt der Quickborner Jungunternehmer an.
„Eigentlich sollte das schon Anfang des Jahres geschehen.“ Aber bestimmte Materialien konnten nicht geliefert werden. Was den Rum-Kenner nicht allzu sehr stört. Gerade erst konnte er dort 250 Gäste und Kunden bei einem Sommerfest in seinen Räumen beköstigen.
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„Alle Hotels in Quickborn und zum Teil in Norderstedt waren ausgebucht“, freut sich Kröger. Einige reisten sogar aus Österreich an, erzählt er. In der dortigen Hauptstadt Wien, wohin er alle zwei Wochen der Liebe wegen pendelt, betreibt er seit einem Jahr die ehemalige Kavalier-Bar im Grand-Hotel, die er jetzt in Wagemut-Kavalierbar umbenannt hat. „Das war zuvor die Zigarren-Lounge-Bar des Hotels“, erklärt der umtriebige Jungunternehmer. Und auch die ist jüngst ausgezeichnet worden als eine der besten Hotel-Cocktailbars Österreichs.
Fachmagazin hat Wiener Hotelbar von Wagemut zur besten Österreichs erkoren
„Aus dem Stand bereicherte Rum-Kenner und -Produzent Nicolas Kröger die Wiener Szene“, schreibt dazu das auszeichnende Magazin Falstaff und verlieh ihr 92 von 100 möglichen Punkten für ihr Sortiment, Service, Drinks und Ambiente. „Sein Manhattan-Serve direkt aus dem Rumfass ist hitverdächtig, die Gastgeberqualitäten vorbildlich“, urteilte das Feinschmecker-Magazin.
Gerne würde er auch hierzulande eine solche Cocktailbar mit seinem Wagemut-Rum betreiben, kündigt Kröger an. Dann aber wohl eher in Hamburg als in seiner Heimatstadt Quickborn, in der er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist und wo er sich jetzt diese Existenz aufgebaut hat. Aber die richtige Location habe er dafür noch nicht gefunden.