Quickborn. Als Eike Kuhrcke der Absacker im Restaurant nicht schmeckte, wurde er selbst kreativ – und erntete einen neuen Spitznamen.

Eigentlich war es nur eine „Schnapsidee“ beim Klönschnack. Dann ist daraus tatsächlich ein neuer Schnaps geworden, der künftig die Eulenstadt Quickborn zumindest unter Likörfreunden weiter bekannt machen dürfte: Der Quickborner Ratsherr und Kreistagsabgeordnete Eike Kuhrcke (41) hat den „Quickborner Eulenschiss“ mit Haselnuss-Nougat-Geschmack und einem Alkoholgehalt von 20 Prozent kreiert, von dem er seit April schon rund 200 Flaschen verkauft hat.

Mit Parteifreunden saß Kuhrcke vor genau einem Jahr in einer Quickborner Kneipe und ärgerte sich, dass ihm der bestellte Absacker nach dem Essen so überhaupt nicht schmecken wollte. Es müsste doch möglich sein, einen leckeren Schnaps zu trinken, der vielleicht sogar noch einen Quickborn-Bezug hätte, dachte sich Kuhrcke – und sagte dies laut. Weil ihn die Kollegen foppten, er solle nicht „so ein Schisser“ sein, brachte er dafür gleich den späteren Markennamen „Eulenschiss“ ins Gespräch. Schließlich ziert ja eine Eule das Stadtwappen von Quickborn.

Quickborner Unternehmer lässt Schnaps brauen

Ein paar Wochen später wurde aus der Schnapsidee ein konkretes Projekt. Kuhrcke ließ sich im August 2020 beim Deutschen Patentamt die Produktnamen „Eulenschiss“ und „Eulenschluck“ für zehn Jahre schützen. Dann suchte er sich eine Schnapsbrennerei, die dieses geistige Getränk im Auftrag herstellen und abfüllen könnte.

Bei einer erfahrenen Destille im bayerischen Fichtelgebirge wurde er fündig und ließ sich verschiedene Geschmacksproben nach seinen Vorgaben zum Probieren schicken. Eine Befragung unter Freunden, die mal einen Banane-Caipirinha-Lakritz-Flavor, mal ein Minze-Wildberry-Eistaube-Aroma vorschlugen, half ihm nicht weiter. „Also habe ich mich für Haselnuss-Nougat entschieden“, erklärt Neu-Schnapsproduzent Kuhrcke seine Auswahl.

„Das schmeckt mir selbst am liebsten“, sagt der Quickborner, der sonst gern mal schottischen Malt-Whisky trinkt. Aber ganz so stark wollte er das Gesöff nicht haben. „Es sollte nicht zu süß sein, aber auch nicht spritig schmecken“, erklärt Kuhrcke. Darum habe er sich dann auch für die bekömmlichere 20-Prozent-Alkohol-Variante entschieden. Am ursprünglichen Namen „Eulenschiss“ hielt er fest. „Das ist einprägsam, witzig und passt irgendwie.“

Die Eule vom Stadtwappen zu nutzen wäre verboten

Nun brauchte der gewiefte Unternehmer, der beruflich zwei Altenheime in Breitenberg und Wrist leitet, noch ein schickes Logo. Dazu rief er im Internet einen kleinen Wettbewerb aus, für den er in kurzer Zeit 94 Vorschläge erhielt. Den Siegerentwurf einer professionellen Grafikerin bedachte Kuhrcke mit 390 Euro Preisgeld. Sie hatte gleich die Eule mit der Likörflasche unter einem Flügel angefertigt, die jetzt auch auf weiß-schwarz-lila-Hintergrund die schlanken Flaschen mit Korkenverschluss ziert, die es in vier verschiedenen Größen zu kaufen gibt.

Die Eule des Stadtwappens durfte er natürlich nicht dafür verwenden, warnte Bürgermeister Thomas Köppl seinen Parteifreund. „Es gibt keine Freigabe für alkoholische Getränke“, bestätigt Köppl dem Abendblatt, weil die städtische Eule als Werbefigur dafür nicht missbraucht werden dürfe und es auch nicht den Gepflogenheiten der politischen Neutralität entsprochen hätte. „Das war mir natürlich von Anfang an klar, und das wollte ich auch nicht“, betont Kuhrcke.

Und doch scheint der Likör-Fan mit seinem „Eulenschiss“ einen echten regionalen Marketing-Hit gelandet zu haben. Die erste Lieferung mit rund 200 Flaschen war schon nach wenigen Wochen ausverkauft, sodass Kuhrcke Ende Mai in Bayern Nachschub bestellen musste. Auch Bürgermeister Köppl ist angetan. „Eine witzige Idee, die Quickborn ins Gespräch bringen wird.“

Der "Eulenschiss" wird stark nachgefragt

Die Leute bestellten im Internet oder riefen ihn an. Im Hofladen Meyn musste am ersten Verkaufstag gleich wieder nachgeliefert werden, freut sich Kuhrcke. Die Internet-Bestellungen verpacke er bei sich zu Hause und bringe sie dann zur Post, erzählt er. Manchmal bringe er sogar das Getränk persönlich beim Kunden vorbei. Wie bei jener Tochter einer Mutter aus Brandenburg, die den „Eulenschiss“ unbedingt zum 30. Geburtstag ihrer Tochter in Quickborn verschenken wollte.

Wer sich die Versandkosten von 6,90 Euro sparen möchte, könnte die bestellten Likörflaschen auch bei einer verschlossenen Abholbox am Harksheider Weg per Code herausholen, sagt Kuhrcke. Zwei Quickborner Gaststätten (Santorini, Kieler Straße 120, und Bistro Italiano Unico, Bahnhofstraße 58) böten das Getränk schon ihren Gästen an.

Verwaltung hat auch schon Interesse angemeldet

„Da habe ich jetzt zum ersten Mal meinen eigenen Schnaps getrunken und bezahlt“, freut sich Kuhrcke. Verkaufsgespräche mit örtlichen Supermärkten sollen folgen. Und auch die Verwaltung habe schon angefragt, ob sie nicht bei Besuchen in der Partnerstadt Malchow den Likör mit dem Quickborn-Bezug als Gastgeschenk mitbringen könnte.

Kuhrcke hat sich eigens für die realisierte Schnapsidee ins Pinneberger Handelsregister mit der Nummer HRA 8679 eintragen lassen und als Gesellschaftsform die des notariell beglaubigten eingetragenen Kaufmanns (eK) gewählt, die nun auch die Flaschenetiketten ziert. Seinen vollen Namen wollte er da zwar nicht verewigt wissen, aber seine Initialen schon.

Bei seinen CDU-Parteifreunden, die ja schließlich vor einem Jahr die Schnapsidee mitverursacht haben, hat Kuhrcke jetzt seinen neuen Spitznamen weg. „Beim letzten Sitzungsprotokoll hat mich Vorsitzender Bernd Weiher als ‚Mister Eulenschiss war anwesend‘ registriert.“