Quickborn. Nicolas Kröger produziert in Quickborn seinen „Wagemut“-Rum – mit Erfolg. Wie der 32-Jährige einst auf den Geschmack kam.

Der Typ ist ein Weltenbummler mit einer sehr feinen Nase. Er ist ausgebildeter Hotelfachmann, Sommelier für französischen Weinbrand, war Barkeeper in England, Berlin und auf den Malediven und hat in Südafrika eine Schule für Butler besucht. Jetzt betreibt der 32 Jahre junge Nicolas Kröger in Quickborn eine Destillation für feinsten Rum, den er für andere Handelsmarken geschmacklich verfeinert oder unter seinem eigenen Label „Wagemut“ vertreibt. „Die Schnapsbrennerei hat es mir schon von Kindheit an angetan“, sagt Kröger, der privat zurzeit in Wien bei seiner Freundin lebt, die er in Thailand kennen- und lieben gelernt hat.

Quickborn: Vom Schwarzbrenner zum Rum-Veredler

Sein Großvater hat ihn auf diese Leidenschaft für hochprozentige geistige Getränke gebracht, erzählt der gebürtige Ellerauer, der in Quickborn seinen Realschulabschluss gemacht hat. Der Großvater schenkte ihm zum 15. Geburtstag eine kleine Destillieranlage, mit der der Jugendliche seine erste Schwarzbrennerei im Kinderzimmer betrieb.

Aus Zucker und Wein stellte er seinen eigenen Schnaps her, der zwar „fürchterlich schmeckte“, wie Kröger sich erinnert. „Aber plötzlich hatte ich Zugang zu Alkohol.“ Was ihn bei seinen Mitschülern beliebt machte und seine Begeisterung für Gerüche, Aromen und die geheimnisvolle Alchemie der Destillation entfachte und seitdem nicht mehr losließ. Auch wenn Kröger zunächst beruflich einen anderen Weg über die Hotelfachschule in Hamburg und die Sommelier-Ausbildung in Yorkshire im Norden Englands einschlug. Auch dort brannte er mit Zucker und Hefe eine Art Wodka schwarz, der bei den Mitstudenten der Hit auf den Partys war, erzählt Kröger stolz. „Da war ich der verrückte Deutsche, der seinen eigenen Schnaps brannte.“

Mit dieser kleinen Tischdestillationsanlage fing seine Leidenschaft für hochprozentige Getränke an, die Nicolas Kröger zum 15. Geburtstag von seinem Opa geschenkt bekam.
Mit dieser kleinen Tischdestillationsanlage fing seine Leidenschaft für hochprozentige Getränke an, die Nicolas Kröger zum 15. Geburtstag von seinem Opa geschenkt bekam. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Diese Leidenschaft kürte er als Bar-Chef für erstklassige Hotels und Resorts in London und auf den Malediven. Dabei sog und inhalierte er alle möglichen Informationen und Geschmacksrichtungen vom geistigen Lebenswasser auf, wie der gälische Begriff für Whisky in Schottland übersetzt heißt. Auch für die Malt-Whisky-Society in Schottland habe er gearbeitet und sich dort eine kleine Sammlung edelster und seltener Malt- Whisky-Sorten zugelegt. Damit habe er dann später eine Bar in Berlin eröffnet, die mit 2500 Spirituosen weit und breit die größte Auswahl vorwies, sagt Kröger stolz.

Die erste Charge mit 37 „Wagemut“-Flaschen sah schrecklich aus

Um die Ecke in Brandenburg gründete er dann vor sechs Jahren die Rum-Marke „Wagemut“, die er vor einem Jahr in seine Heimat nach Quickborn verlegte. Die erste Charge mit 37 Flaschen ging zwar in die Hose und sah schrecklich aus, weil sich das Erdbeergelee auflöste und flockte, berichtet Kröger. „Aber das Zeug schmeckte hervorragend.“

Jetzt produziert und veredelt er hier eigenen und fremden Rum, deren Grundbasis er aus Barbados einführt. Seine beiden Brüder Adrien und Florian sind ebenso mit von der Partei wie eine ehemalige Klassenkameradin von der früheren Heinrich-Hertz-Schule in Quickborn. „Ich wollte mich immer selbstständig machen“, sagt der Rum-Experte. Darum habe er alles Wissen über Spirituosen aufgesogen und gelernt. Und auch die Butler-Ausbildung habe er nur deshalb absolviert, um auch beste Kenntnisse in Servicefragen zu haben.

Quickborner beliefert gut 100 Händler mit seinem „Wagemut“-Rum

Zwischen Tankstelle, Reifenhandel und Spedition lagern hier jetzt Dutzende Eichenfässer, die Kröger aus aller Welt importiert und mit edlem Sherry aus Spanien auf die Lagerung seines „Wagemut“-Rums vorbereitet. Je nach gewünschter Geschmacksrichtung nimmt dieser das Aroma von Sherry, Rotwein, Malt-Whisky oder sogar Ahornsirup an, deren Fässer er eigens aus Kanada einführt.

Eine kleine Auswahl an Rum-Kreationen eigener und fremder Marken, die in Quickborn fabriziert werden.
Eine kleine Auswahl an Rum-Kreationen eigener und fremder Marken, die in Quickborn fabriziert werden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch mit Vanille, Safran, Ingwer und anderen fruchtigen Aromen experimentiert der Connaisseur im Gewerbegebiet an der Max-Weber-Straße, wo die Halle längst zu klein geworden ist, um all die 250-Liter-Fässer mit den verschiedenen Rumsorten unterbringen zu können. Doch jetzt hat er mehr Platz und werde seine Kunden auch bald zu Geschmacksproben und Rum-Tastings einladen können.

Gut 100 Händler in Deutschland, Schweiz und Österreich beliefert Kröger bereits mit dem „Wagemut“-Rum. Andere Rumdestillationen wiederum bestellten für ihre Kreationen hochprozentige Liköre und Rum mit Keks- oder Vanillegeschmack. 100.000 Liter oder 1000 Hektoliter hätten sie bereits im ersten Jahr in Quickborn hergestellt, freut sich Kröger. Ein Drittel davon mache bereits sein eigener Rum aus. Das einzige Problem sei noch das schlechte Image, das hierzulande dem Rum wegen seiner Jamaika-Verschnitt-Vergangenheit nachgesagt werde, weiß Kröger. Doch das dürfte sich bald mit seiner Premium-Marke ändern, die er für rund 40 Euro in meist eckigen, sehr handlichen parfümartigen Flaschen über das Internet vertreibt.