Kreis Pinneberg. Nach dem Fund in Barmstedt wollen sich Aufklärer nicht nur auf historische Luftaufnahmen verlassen. Gesucht werden Kriegsüberlebende.

Nur drei Wochen ist es her, dass sich Barmstedt für mehrere Tage im Ausnahmezustand befunden hat. Eine fünf Zentner schwere Fliegerbombe war bei Baggerarbeiten entdeckt worden und konnte erst nach langwierigen Vorbereitungen und der Evakuierung von über 2000 Anwohnern am Freitag, 17. Mai, entschärft werden.

Mit Blick auf die unverändert bestehende Gefährdung durch explosives Weltkriegserbe ist der aktuelle Aufruf vom Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein umso wichtiger. Die Bombenspürer wollen sich nicht mehr allein auf das ihnen zur Verfügung stehende Bildmaterial verlassen müssen. Sie suchen nun zusätzlich Unterstützung bei denen, die die Grauen des Krieges noch erlebt oder von diesen Zeitzeugen detailliert geschildert bekommen haben.

Bomben im Boden: Erstes Mittel bei der Blindgängersuche bleibt die Luftbildauswertung

„Um Grundstücke und Areale hinsichtlich ihrer Kampfmittelbelastung einschätzen zu können, ist die Auswertung von Luftbildern der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg für die Experten vom Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein (KRD) ein unverzichtbares Hilfsmittel“, heißt es erläuternd zu Beginn des Aufrufes.

Das sechsköpfige Team des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holstein um Leiter Oliver Kinast (l.) und dem zweiten Entschärfer Mirko Haack (r.) benötigte zweieinhalb Stunden, um die 250 Kilogramm schwere Bombe im Neubaugebiet Bei den alten Eichen in Barmstedt unschädlich zu machen.
Das sechsköpfige Team des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holstein um Leiter Oliver Kinast (l.) und dem zweiten Entschärfer Mirko Haack (r.) benötigte zweieinhalb Stunden, um die 250 Kilogramm schwere Bombe im Neubaugebiet Bei den alten Eichen in Barmstedt unschädlich zu machen. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Doch nicht immer sind verwertbare Luftbilder vorhanden und nicht immer lassen sich identifizierte Verdachtspunkte in einer veränderten Landschaft auf Anhieb wiederfinden. „Bei der Suche nach Blindgängern sind die Experten vom KRD auch auf andere historische Quellen angewiesen – und eben auch auf Zeitzeugen oder deren Angehörige“, betonen die KRD-Mitarbeiter.

„Wer sich noch an Bombenabwürfe erinnern kann, soll bitte dieses Wissen teilen!“

Der Kampfmittelräumer bitten daher Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, die sich entweder noch selbst an Bombenabwürfe erinnern oder aus Erzählungen anderer Personen davon wissen, diese Informationen zu teilen.

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„Haben Sie Kenntnis von Bombenabwürfen, Kriegsschäden, Munition, ehemaligen Flakstellungen, Flugzeugabstürzen oder möglichen Blindgängern? Besitzen Sie historische Dokumente wie Fotos, (Zeitungs-)Berichte, Tagebücher oder Karten, die Aufschluss über eine Kampfmittelbelastung geben könnten?“, lauten die Fragen des KRD.

Zeitzeugen können sich auf drei Wegen beim Kampfmittelräumdienst melden

Wer glaubt, die gesuchten Informationen zu besitzen, möge sich bitte mit dem Kampfmittelräumdienst in Verbindung setzen. „Jeder Hinweis kann bedeutsam sein“, betont der KRD. Auskünfte werden vertraulich behandelt, es entstehen keine Kosten.

Potenzielle Informanten schreiben entweder per E-Mail an Zeitzeuge@mzb.landsh.de oder wenden sich per Post (Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein, Lärchenweg 17, 24242 Felde) oder per Telefon 04340/404 93 an die Kampfmittelräumer.