Kreis Pinneberg. Haseldorf und Haselau wollen Standort Hetlingen für ihren Neubau schließen. Nun kommt die Bugenhagenschule aus Hamburg ins Spiel.
Der Streit um die Zukunft der kleinen Hetlinger Schule geht möglicherweise in die entscheidende Phase. Am Donnerstag, 13. Juni, soll der Amtsausschuss über den Antrag der Gemeinden Haseldorf und Haselau abstimmen, die Außenstelle der Grundschule Haseldorfer Marsch zu schließen. Derweil wird in der betroffenen Ortschaft Hetlingen immer noch geprüft, was möglich ist und was nicht.
Hintergrund ist, dass vor gut zwei Jahren der Hetlinger Gemeinderat und Eltern getragen von mehr als 1000 Unterschriften aus der 1400-Einwohner-Gemeinde Bildungsministerin Karin Prien um Vermittlung gebeten hatten. Sie gewährte für die Übergangsphase eine zusätzliche Lehrkraft sowie ein professionelles Mediationsverfahren – vergebens. Nachdem das Verfahren zwischenzeitlich so ausgesehen hatte, dass eine Lösung für eine Schule mit zwei Standorten möglich war, blieb die Mediation am Ende ergebnislos.
Aus für Hetlinger Schule: Lehrerkollegium plädiert für einen gemeinsamen Standort
Zur Jahreswende war klar: Das Kollegium der Schule lehnt eine Lösung mit zwei Standorten ab. Für die Organisation der Schule mit knappem Personal und für einen guten Unterricht für die Kinder müsste alles an einem Standort zusammengezogen werden.
Da Haseldorf und Haselau seit mehreren Jahren ihr marodes Schulgebäude ersetzen wollen, stellten beide Gemeinden bereits im März den Antrag, die Hetlinger Schule endgültig zu schließen. Doch im Amtsausschuss stimmten überraschend vier Vertreter aus Appen, Moorrege und Holm mit den Hetlingern und damit gegen die vier Vertreter aus den anderen beiden Marschgemeinden, eine weitere politische Gesprächsrunde zu führen – ebenfalls vergebens.
Gemeinderäte aus Haseldorf und Haselau lehnen weitere Gespräche mit Hetlingen ab
Die Gemeindevertretungen Haseldorf und Haselau stimmten gegen weitere Gespräche. Stattdessen werden ihre Vertreter im Amtsausschuss, zu dem auch sieben weitere Gemeinden gehören, jetzt erneut für eine Mehrheit werben. Die öffentliche Sitzung beginnt um 19 Uhr im Amtshaus an der Wedeler Chaussee 21.
Währenddessen suchen die Akteure in Hetlingen nach Lösungen, unter anderem in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Kommunalpolitikern und Eltern. Bei einem Informationsabend in der Feuerwache stellten der Schulleiter und eine Mitarbeiterin aus der Bugenhagenschule Blankenese das Konzept der evangelisch-lutherisch geprägten Einrichtung vor. Bei den meisten Eltern kam diese Möglichkeit sehr gut an. Die fünf Bugenhagenschulen in Hamburg werden von der Stiftung Alsterdorf getragen.
CDU Hetlingen beantragt Nutzwertanalyse beider Standorte
Bereits vorher hatte die CDU der Gemeinde einen weiteren Antrag in den Amtsausschuss eingebracht. Die Christdemokraten um ihren Vorsitzenden Jörg May wollen eine Nutzwertanalyse beauftragen. Dabei soll geprüft werden, ob ein Neubau der Grundschule Haseldorfer Marsch in Hetlingen oder Haseldorf wirtschaftlicher ist. Dieser Antrag soll aber erst zum Tragen kommen, wenn der Antrag abgelehnt wird, weiter eine Schule mit zwei Standorten zu führen, wie es die drei Marschgemeinden in einem Vertrag bei der Zusammenlegung 2009 vereinbart hatten.
Über diese Initiative mokiert sich nun wiederum der Landtagsabgeordnete Thomas Hölck (SPD) aus Haseldorf. „Die CDU Hetlingen bringt nun wirklich niemanden weiter“, so seine Reaktion. Bei dieser Forderung werde die jahrelange Bildungsungerechtigkeit – kleine Klassen in Hetlingen und überdurchschnittlich viele Schüler in den Klassen in Haseldorf – weiter fortbestehen, ist sich Hölck sicher.
Landtagsabgeordneter (SPD) mokiert sich über CDU-Initiative
Da seien die Überlegungen des Hetlinger Bürgermeisters Michael Rahn (Freie Wahlgemeinschaft), einer Privatschule die Chance zu geben, wesentlich konstruktiver, so Hölck. Auch die weitere Überlegung der Hetlinger CDU, einen Schulzweckverband aus den drei Gemeinden Haseldorf, Haselau und Hetlingen zu gründen, hält der SPD-Abgeordnete für wenig hilfreich. Die Mehrheitsverhältnisse würden sich nicht ändern, und dadurch würden auch die Positionen der Gemeinden Haseldorf und Haselau hinsichtlich der Schulstandortfrage dieselben bleiben.
Immer mehr wertvolle Zeit für die dringend notwendige Planungssicherheit, für die Eltern und das Kollegium, würde verloren gehen. Dann fordere die Union als allerletzte Antragsvariante „irgendwelche Kriterien und Skalierungen von Nutzwertanalysen“, ärgert sich Hölck. „Verstörend wird die Diskussion deshalb, weil die fachliche Meinung des Kollegiums der Grundschule Haseldorfer Marsch, das sich für nur einen Schulstandort ohne Außenstelle ausgesprochen hat, überhaupt keine Rolle zu spielen scheint“, so der Sozialdemokrat.
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Für die Entscheidung im Amtsausschuss seien Kriterien entscheidend, die sich an alle Eltern und Kinder der drei Gemeinden gemeinsam richten. Hölck fordert: „Alle Kinder der drei Gemeinden haben das gleiche Recht auf Bildungsgerechtigkeit. Die fachliche Auffassung der Lehrerinnen und Lehrer, die eine hohe Verantwortung für den späteren Bildungsverlauf der Schulkinder tragen, müssen ernst genommen werden.“
Währenddessen wählen die betroffenen Hetlinger Eltern schon ihre ganz eigenen Wege raus aus der Marsch: Fast die Hälfte der gut 20 Erstklässler wird im kommenden Jahr in Holm eingeschult. Über alle vier Grundschul-Jahrgänge verteilt ist eine zweite Gruppe ebenfalls ganz anders orientiert, und zwar zur privaten Leibniz-Schule in Elmshorn.