Hetlingen. Nach der gescheiterten Mediation zur Grundschule Haseldorfer Marsch ist der Frust groß. Kampflos wollen Eltern aber nicht aufgeben.

Nachdem das Aus für die Grundschule Hetlingen am späten Montagnachmittag per Amtsschreiben öffentlich verkündet worden war, staut sich der Frust bei den betroffenen Eltern. Noch am Abend musste Hetlingens Bürgermeister Michael Rahn-Wolff (Freie Wahlgemeinschaft Hetlingen) in der Mehrzweckhalle vor gut 120 Eltern treten, um die Informationen zum gescheiterten Mediationsverfahren zu verkünden.

Der Streit um die beiden Schulstandorte gärt schon seit eineinhalb Jahren. Damals hatte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) den Prozess initiiert, um den entbrannten Zwist zwischen Haseldorf, Haselau und Hetlingen um die Grundschule Haseldorfer Marsch doch noch beilegen zu können. Letztlich sind die gut ein Jahr andauernden Gespräche, wie neben dem Hauptstandort in Haseldorf auch die kleine Hetlinger Außenstelle bleiben darf, gescheitert.

Streit um Grundschule Haseldorfer Marsch: 51 Schüler in Hetlingen unterrichtet

Die Grundschule Hetlingen, in der aktuell 51 Schüler mit einem jahrgangsübergreifenden pädagogischen Konzept unterrichtet werden, soll geschlossen werden. Frank Wulff, Direktor des zuständigen Amts Geest und Marsch Südholstein, das auch als Schulträger fungiert, informierte darüber in einer Mitteilung.

Hetlingens Bürgermeister Michael Rahn-Wolff in einem Klassenzimmer der Grundschule.
Hetlingens Bürgermeister Michael Rahn-Wolff in einem Klassenzimmer der Grundschule. © Frederik Büll | Frederik Büll

Rahn-Wolff geriet in der Veranstaltung ordentlich ins verbale Kreuzfeuer. Eltern verlangten mehr Beteiligung, kritisierten den Hetlinger Bürgermeister und andere Amtsträger. Schulrat Siegfried Hesse, Rahn-Wolff und Amtsdirektor Wulff versuchten, zu beruhigen und versprachen, dass die Eltern noch eine neue Chance bekommen, sich zu beteiligen.

Grundschulstandort Hetlingen bleibt im Schuljahr noch 2024/25 erhalten

Offiziell fällt eine Entscheidung im Gemeinderat in Hetlingen, der am Mittwoch, 6. Dezember, tagt. Schon jetzt ist klar, dass wenigstens das Schuljahr 2024/25 am Außenstandort Hetlingen gesichert ist. Dies verkündete der Schulrat in der Turnhalle.

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Die Erst- bis Drittklässler bleiben wie gehabt als Familienklassen in Hetlingen. Die zehn Viertklässler werden aufgeteilt auf die Klassen 4a und 4b - und in Haseldorf unterrichtet. Zwischen beiden Schulstandorten beträgt die Entfernung gut 3,5 Kilometer, für den Schulbusverkehr ist der Schulträger, also das Amt zuständig.

Grundschule Haseldorfer Marsch: Letzter Vermittlungsversuch scheitert

Zuletzt war in einer Mediationssitzung am 14. November letztmalig versucht worden, „ein verlässliches Konzept für die Aufrechterhaltung des Unterrichts an beiden Standorten der Schule in den Gemeinden Haseldorf und Hetlingen zu entwickeln. Die Beteiligten haben gemeinsam erkannt, dass es aufgrund der Kapazitäten des pädagogischen Personals äußerst schwierig wird, die Schule an zwei Standorten zu betreiben“, heißt es in der Mitteilung des Amtsdirektors.

Hetlingens Bürgermeister Michael Rahn-Wolff sagt dazu: „Wenn es in der Zukunft nur noch eine vierte Klasse in Hetlingen gegeben hätte und die Klassenstufen eins bis drei nicht mehr, wäre unser Prinzip ‚Kurze Beine, kurze Wege‘ quasi nicht mehr vorhanden.“ Die Kleinsten hatten KiTa, Kindergarten und die Grundschule direkt im Dorf und nah beieinander. Nur noch vierte Klassen dort in der Grundschule zu unterrichten, sei laut Rahn-Wolff „ein Tod auf Raten“ für den Standort.

Hetlingens Bürgermeister spricht von Konsens – CDU will weiter kämpfen

Es habe laut Bürgermeister in der Gemeinde mit der CDU einen politischen Konsens gegeben: „Wenn die Lehrer und das gesamte Kollegium nicht dafür brennen, dann müssen wir es eben beenden.“ Doch das wollen insbesondere die Vertreter der CDU nicht ohne Kampf akzeptieren. Auch eine Privatschulinitiative brachte sich ins Gespräch.

Auslöser des Streits waren dringend nötige Investitionen an beiden Schulstandorten, es folgten Diskussionen etwa über Klassenstärken – 44 Schüler sind juristisch die Mindestgrenze – oder dauerhafte Personalprobleme. Einige Lehrkräfte mussten zwischen den Standorten teilweise mehrfach am Tag pendeln. Am Hauptstandort in Haseldorf besuchen aktuell etwas mehr als 100 die Grundschule Haseldorfer Marsch.

An den Diskussionen in der Mediationsrunde hatten unter anderem auch Peter Bröker (Bürgermeister Haselau), Daniel Kullig (Bürgermeister Haseldorf), Kreis-Schulrat Siegfried Hesse und Schulleiterin Milena Matthiesen teilgenommen.