Halstenbek. Streit eskaliert. Sobald der Pfad auf Privatgrund illegal „entzäunt“ wird, erneuert der Eigentümer die Sperre. Hilft ein Kompromiss?
- Fußgänger und Radfahrer wollen einen Wanderweg zwischen Halstenbek und Schenefeld als Abkürzung nutzen.
- Grundstückseigner sperrt Zugang zu den Wegstrecken, die seinen Boden berühren. Unbekannte öffnen den Zugang regelmäßig binnen kurzer Zeit.
- Ein Kompromiss wird möglicherweise das Katz-und-Maus-Spiel beenden. Aber es gibt Probleme.
Die Posse um den mit Stacheldraht abgesperrten Wanderweg zwischen Halstenbek und Schenefeld geht weiter. Immer wieder schneiden neuerdings unbekannte Personen Löcher in den Drahtzaun oder brechen die Schlösser der zwei Tore auf, die den Zugang zum Weg versperren. Und stets werden die Schäden schnell repariert, sodass eine Nutzung des Weges immer nur kurzzeitig möglich ist.
„Das ist eine vertrackte Situation“, räumt Halstenbeks Bürgermeister Jan Krohn (CDU) unumwunden ein. Er hatte in den vergangenen Tagen mehrfach mit dem Mann gesprochen, der den Weg eigenmächtig gesperrt hat und der auch stets die Schäden an den Zugängen schnell instandsetzt. Es handelt sich um den Baumschuler Günter Steffen.
Stacheldraht auf Wanderweg: Verbindung wird häufig genutzt – auch von Schülern
Dem gehört ein kleiner Streifen am Anfang des Weges, der ansonsten auf öffentlichem Grund bis nach Schenefeld führt. Die Verbindung, die am Olenmoorweg beginnt und am Regenrückhaltebecken Friedrichshulde vorbei zum Schenefelder Mühlendamm führt, wird gern genutzt. Auch von Schulkindern.
Doch seit Mitte März sperrt sich Steffen nach monatelangem Streit mit der Gemeinde gegen die weitere Nutzung. Das Problem aus Sicht der Gemeinde: Der Baumschuler, der lange Jahre Vorsitzender des Bauausschusses war, 2008 die CDU jedoch im Streit verließ, ist als Eigentümer im Recht.
Die ersten etwa 100 Meter, die am Olenmoorweg beginnen, gehören ihm. Ebenso wie mehrere angrenzende Felder beidseits des Weges. Es soll sich um insgesamt neun Hektar handeln. Bereits im Herbst 2022 hatte der Baumschuler den Weg schon einmal geschlossen, bis der damalige Bürgermeister Claudius von Rüden (SPD) mit ihm das Gespräch suchte.
Halstenbek und Schenefeld: Stacheldraht versperrt seit März beliebten Wanderweg
Das führte vorerst zur Wiedereröffnung. Doch seit März 2024 ist endgültig Schluss. Seitdem versucht Nachfolger Jan Krohn unermüdlich, den einstigen Parteifreund und Grundeigentümer wieder auf Linie zu bringen. „Es ist belegt, dass es diesen Weg schon mehr als 100 Jahre gibt“, sagt Krohn. Er bezeichnet das Vorgehen seines Ex-Parteikollegen als „nicht die feine Art“.
Als das Abendblatt zuletzt die Situation am Olenmoorweg vor Ort überprüfte, war der Drahtzaun links von den beiden Zugangstoren niedergetrampelt. Mehrere Radfahrer, darunter auch Schulkinder, hoben ihre Räder unter abenteuerlichen Bedingungen über den heruntergedrückten Zaun und verschafften sich damit Zugang zum Weg.
Dieser Zustand endete wenig später. „Herr Steffen repariert diese Schäden umgehend“, so Krohn. Und er sagt weiter: „Ich kann auch seine Seite verstehen.“ So sprach Eigentümer Steffen davon, dass auf seinem Grundstück regelmäßig Müll in großen Mengen abgeladen wird, den er dann beseitigen müsse. Teilweise, so Steffen, würden diese Personen „mit Autos und Anhängern kommen und da Sachen abladen“.
Gemeinde hat prüfen zu lassen, den Weg als öffentliche Straße einzustufen
Die Gemeinde hatte rechtlich prüfen lassen, ob die Verbindung mit Verweis auf das Straßen- und Wegegesetz als öffentliche Straße eingestuft und auf diese Weise Steffen zur Wiedereröffnung des Weges gezwungen werden kann. Dafür fehlt jedoch die rechtliche Handhabe.
Uns so bleibt der Zugang zum Weg versperrt. Und es bleibt dabei, dass unbekannte Zeitgenossen Mittel und Wege finden, sich dort gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Krohn spricht von aufgebrochenen Schlössern der Tore, von Löchern, die regelmäßig in den Drahtzaun geschnitten werden. Nur an den Stacheldraht, mit dem der Eigentümer die Zugangstore umwickelt hat, hat sich noch niemand herangetraut.
Die Gemeinde zumindest besitzt ein Wegerecht, um mit ihren Fahrzeugen zu einem dortigen Regenrückhaltebecken zu gelangen. Das nützt allerdings den Fußgängern und Radfahrern, die den Weg nutzen wollen, nichts.
Eigentümer will an die Gemeinde verkaufen, stellt aber Bedingungen
Ein Alternativplan der Gemeinde sah vor, einen schmalen Streifen mit einer Breite zwischen 90 Zentimeter und einem Meter am Rande des dortigen Knicks als Notweg zu befestigen. Dieser Streifen, der sich wiederum im Besitz der Gemeinde befindet, könnte am Grundstück des Baumschulers vorbeiführen und dann auf die ursprüngliche Achse zurück verschwenkt werden.
Inzwischen hat die Gemeinde laut Krohn diesen Plan aufgegeben. „Der Weg würde zu dicht am Knick entlangführen. Außerdem hat Herr Steffen angekündigt, in diesem Fall einen Zaun zu seinem Grundstück ziehen zu wollen, sodass der Weg zu schmal wird.“
Zuletzt haben Bürgermeister und Eigentümer Ende voriger Woche zusammengesessen. „Jetzt ist die Politik am Zug“, betont Krohn. In Kürze werde sich der Bauausschuss mit dem Thema befassen – vermutlich in nicht öffentlicher Sitzung. Auf dem Tisch liegt ein Kompromissvorschlag.
- Posse in Halstenbek: Stacheldraht sperrt plötzlich beliebten Rad- und Wanderweg
- CDU-Mann aus Halstenbek jetzt bei der KWGP
- Zu viel Müll: Wird der Weg von Halstenbek nach Schenefeld gesperrt?
Wie der aussieht, verrät Eigentümer Günter Steffen auf Abendblatt-Anfrage. „Ich bin bereit, das Stück Weg an die Gemeinde zu verkaufen. Wenn ich das schon tue, will ich aber auch etwas dafür haben.“ Sein Vorschlag: Die Gemeinde solle eine etwa ein Hektar große Fläche, die sich in seinem Besitz befindet und im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen ist, in eine Fläche für landwirtschaftliche Nutzung umwandeln.
Sollte die Gemeinde auf diese Weise einer Vergrößerung seines Betriebes zustimmen, werde er die 0,5 Hektar für den Preis, den er beim Kauf gezahlt habe, an die Gemeinde weiterreichen. Die hatte in den 1980er-Jahren, als Schenefeld die Flächen des Weges auf ihrem Stadtgebiet erworben hat, ihrerseits auf einen Kauf verzichtet. Auf diese Weise blieb der 100 Meter breite Streifen im Privateigentum und landete später bei Baumschuler Steffen.
Bürgermeister sieht rechtliche Probleme, wenn die Gemeinde die Wünsche des Eigners erfüllt
Der Grundeigentümer will im Fall des Verkaufs noch einen Zaun ziehen, um seine Flächen links und rechts des Weges abzugrenzen. Und in dem Zaun müssten sich Tore befinden, damit er mit seinen Fahrzeugen von einer auf die andere Seite fahren kann.
Bürgermeister Krohn bestätigt auf Abendblatt-Anfrage die Offerte des Eigentümers – und macht keinen Hehl daraus, dass es rechtlich problematisch werden könnte. „Wir als Gemeinde können keine Kopplungsgeschäfte eingehen.“