Halstenbek/Schenefeld. Schock für Einheimische: Idyllische Uralt-Verbindung zwischen Halstenbek und Schenefeld ist privat geschlossen worden - die Gründe.
Es ist ein idyllischer Weg, der fernab von Straßen von Halstenbek an Feldern und Wiesen vorbei nach Schenefeld führt. Die Verbindung, die am Olenmoorweg beginnt und am Regenrückhaltebecken Friedrichshulde vorbei zum Schenefelder Mühlendamm führt, wird gern genutzt. Auch von Schulkindern. Seit wenigen Tagen ist die Strecke auf Halstenbeker Gebiet gesperrt.
Doch nicht etwa die Gemeinde hat die Sperrung veranlasst, sondern ein Baumschuler. Er heißt Günter Steffen, war einst als CDU-Mitglied Vorsitzender des Bauausschusses – und ist Eigentümer eines kleinen Streifens des Weges. Die ersten etwa 100 Meter, die am Olenmoorweg beginnen, gehören dem Baumschuler. Ebenso wie mehrere angrenzende Felder.
Bereits im Herbst 2022 hatte Eigentümer Steffen mit Schließung gedroht
Bereits im Herbst 2022 hatte der Baumschuler den Weg schon einmal geschlossen, bis der damalige Bürgermeister Claudius von Rüden (SPD) mit ihm das Gespräch suchte. „Er ist Eigentümer und damit im Recht“, muss sein Nachfolger Jan Krohn (CDU) einräumen. Er hat in dieser Woche ein Gespräch mit seinem Parteikollegen Steffen im Rathaus geführt, um ihn wieder zur Öffnung des Weges zu bewegen. Bislang erfolglos.
Die Wiedereröffnung fordern unter anderem Heinz und Irene Förster im Namen des ADFC Halstenbek. Der Fahrradclub hat just einen „grünen Ring“ rund um Halstenbek ausgearbeitet, analog zu einem ähnlichen Projekt in Schenefeld. Die Radtour durch das Grün rund um Halstenbek soll weiter nach Schenefeld führen, wird aber am Olenmoorweg durch das nun geschlossene Tor jäh gestoppt.
Es soll sich um einen alten Weg mit einer langen Historie handeln
„Es handelt sich bei der jetzt gesperrten Verbindung um einen alten Weg mit einer langen Geschichte“, sagt das Ehepaar Förster. Beide verweisen auf die Chronik der Stadt Schenefeld. Demnach sei nach Aufhebung des Mühlenzwanges der Weg zur damaligen Schenefelder Wassermühle häufig genutzt worden.
Auch in einer alten preußischen Karte sei die Verbindung eingezeichnet. Sie werde heute von Fußgängern und Radfahrern gerne genutzt und diene auch Schulkindern als gefahrlose Strecke hin und retour zum Schulzentrum Schenefeld. Auch offiziell sei sie durch Schilder als Radwegeverbindung ausgewiesen.
Die Försters verweisen als Sprecher des ADFC Halstenbek auf das Straßen- und Wegegesetz des Landes Schleswig-Holstein, das am 1. Oktober 1962 in Kraft getreten ist. Demnach seien Wege und Plätze, die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes neben ihrer Erschließungsfunktion für die anliegenden Grundstücke einem nicht unerheblichen öffentlichen Verkehr gedient haben, als öffentliche Straßen einzustufen.
Eine Ausnahme bestehe nur dann, wenn die Verbindung nicht die Eigenschaft einer öffentlichen Straße besessen habe. Die Halstenbeker verweisen darauf, dass der Weg nach Schenefeld bis 2012 auch motorisiert befahren wurde, erst 2012 sei der Umbau zum Wanderweg erfolgt. Mehrere Zeitzeugen, die sich auf einen Aufruf des ADFC gemeldet haben, hätten dies bestätigt.
ADFC hat Zeitzeugen befragt, die Gemeinde hat sie geprüft
Die Schilderungen der Zeitzeugen haben die ADFC-Aktiven an die Gemeinde weitergereicht, einige haben sich auch selbst bei der Gemeinde gemeldet. „Das reicht alles nicht“, sagt dazu Bürgermeister Krohn. Die Verwaltung habe selbst tief in alten Akten gewühlt und einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der den Fall geprüft und von einer Klage abgeraten habe.
Der ADFC bittet nun diese und weitere Zeitzeugen, sich nochmals zu melden, um die Befragung zu ergänzen beziehungsweise zu erneuern. Heinz und Irene Föster sind dazu unter der Telefonnummer 04101/4 69 84 erreichbar.
„Die Aussagen sind bisher nicht detailliert genug“, sagt Krohn. Er sehe keine Chance, die Verbindung mit Verweis auf das Straßen- und Wegegesetz als öffentliche Straße einzustufen. Dabei erinnert sich der Verwaltungschef noch selber daran, „dass ich mit 13 Jahren mit einem Trecker den Weg befahren habe“.
Laut den Akten habe Halstenbek in den 1980er-Jahren, als Schenefeld die Flächen des Weges auf ihrem Stadtgebiet erworben hat, auf einen Kauf verzichtet. Auf diese Weise blieb der 100 Meter breite Streifen im Privateigentum und landete später bei Baumschuler Steffen.
Eigentümer Steffen beklagt eine zunehmende Vermüllung seines Areals
Der beklagt eine zunehmende Vermüllung seines Areals. „Die kommen mit Autos und Anhängern und laden da Sachen ab.“ Er müsse die Hinterlassenschaften dann auf eigene Kosten entsorgen. Zuletzt seien große Mengen an Gartenabfällen dort abgekippt worden. „Einen habe ich vor kurzem erwischt, der hat dann seinen Kram wieder mitgenommen.“
Er habe die Pforte schon mehrfach geschlossen, sie jedoch nicht verschlossen. „Wenn ich wieder kam, stand sie wieder offen.“ Zuletzt habe er sie abgeschlossen, jedoch sei ein Zugang zum Weg über die Pforte eines Nachbargrundstücks („Das gehört mir auch“) weiter möglich gewesen.
Anfang der Woche habe er jedoch erneut Unrat auf dem Gelände entdeckt. Steffen: „Ich habe nichts gegen die Leute, die den Weg nutzen. Aber bei der anderen Sache hört der Spaß auf.“ Daher würden nun alle Pforten erst einmal geschlossen bleiben. Eine Ausnahme erfolge nur dann, wenn er oder seine Mitarbeiter vor Ort seien und dort auf den Feldern arbeiten würden.
- Zu viel Müll: Wird der Weg von Halstenbek nach Schenefeld gesperrt?
- Lärm macht krank“: Halstenbeker fürchten riesigen ICE-Bahnhof vor der Haustür
- Großprojekt: Halstenbek fällt Bäume – für „grünste Schule“ im Kreis Pinneberg
„Der Bürgermeister ist bemüht, eine für alle Seiten vernünftige Lösung zu finden“, sagt Steffen. Krohn bestätigt das. „Wir müssen die Kuh irgendwie vom Eis kriegen.“ Die Gemeinde habe dem Baumschuler bereits angeboten, im Falle einer Vermüllung den Bauhof vorbeizuschicken und die Hinterlassenschaften abzuholen. Das habe der jedoch abgelehnt.
Auch ein Ankauf der Wegfläche durch die Gemeinde sei angeboten worden. „Es besteht seitens Herrn Steffen jedoch kein Verkaufsinteresse“, so Krohn. Und er sagt weiter: „Was ich persönlich nicht gut finde, ist, dass Herr Steffen dort auch Stacheldraht angebracht hat“.
Bürgermeister hat bereits einen Notfallplan in der Hinterhand
Die Gemeinde besitze ein Wegerecht, um zu einem dortigen Regenrückhaltebecken zu gelangen. Sollte es keine Einigung in Bezug auf die Nutzung für Fußgänger und Radfahrer geben, schwebt Krohn eine Notlösung vor. „Wir haben das vermessen lassen. Uns als Gemeinde gehört ein schmaler Streifen mit einer Breite zwischen 90 Zentimeter und einen Meter am Rande des dortigen Knicks.“
Dieser Streifen könne unter Umständen befestigt werden und als Weg dienen, der dann am Grundstück des Baumschulers vorbei führen und dann auf die ursprüngliche Achse zurück verschwenkt werden könne. Eine Idee, die der Bürgermeister jedoch nur im äußersten Notfall präferieren würde. Krohn: „Ich hoffe schon, dass wir uns mit Herrn Steffen einigen können.“