Elmshorn. Immer mehr Menschen wollen so natürlich wie möglich beerdigt werden. Kirchen im Kreis Pinneberg gehen nun bundesweit voran.

Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.“ Diese liturgische Formel sprechen die Pastoren bei einem Begräbnis. Im Kreis Pinneberg bekommt diese Formel, die auf Texte im Alten Testament in der Bibel Bezug nimmt, eine ganz direkte Bedeutung. In Elmshorn wurde nun für die neue Bestattungskultur Reerdigung der erste Begräbniswald in Deutschland geweiht.

„Ich freue mich, dass auf dem kirchlichen Friedhof in Elmshorn neue Möglichkeiten für die Reerdigung geschaffen werden“, sagt Propst Thielko Stadtland von der Propstei Süd des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. „Es ist vor allem eine natürlichere und deutlich ökologischere Alternative zur Feuerbestattung.“

Bundesweit einmalig: In Elmshorn gibt es für Reerdigungen den ersten Begräbniswald

Schleswig-Holstein war bei dieser neuen Bestattungskultur vorangegangen. In Kiel und Mölln gibt es dafür die technischen Voraussetzungen. Bei der Reerdigung wird der Verstorbene in einem sargähnlichen Edelstahl-Kokon auf Stroh und Humus gebettet. 40 Tage dauert es anschließend, bis aus dem Leichnam Erde geworden ist. Diese muss anschließend auf einem Friedhof beigesetzt werden.

Propst Thielko Stadtland weihte den Begräbniswald in Elmshorn, zu dem der überdachte Altar und ein Unterstand für die Gäste, mit einem Gottesdienst ein. Auch andere kirchlichen Feiern sollen hier in der schönen Umgebung möglich sein.
Propst Thielko Stadtland weihte den Begräbniswald in Elmshorn, zu dem der überdachte Altar und ein Unterstand für die Gäste, mit einem Gottesdienst ein. Auch andere kirchlichen Feiern sollen hier in der schönen Umgebung möglich sein. © Friedhofsverwaltung Elmshorn | Friedhofsverwaltung Elmshorn

Der Evangelisch-Lutherische Kirchengemeindeverband Elmshorn hat dafür eine wunderbare Umgebung geschaffen. Auf der Lichtung eines Buchenwaldes des Friedhofs werden bis zu 80 Wahlgräber für die Reerdigung entstehen. Friedhofsverwalter Torsten Kock erläurert: „Diese Gräber sind ringförmig am Fuße eines Hügels angelegt und bieten naturnahe und pflegefreie Ruhestätten.“

Elmshorn schafft eine naturnahe Umgebung für die neuen Begräbnisstätten

Um den Bestattungswald langfristig gegen die Erderwärmung widerstandsfähig zu machen, wurden verschiedene klimafeste Laub- und Nadelbäume neu angepflanzt. Die Grabflächen werden wiesenähnlich angelegt. Grabsteine können als unbearbeitete Feldsteine an den Gräbern aufgestellt werden. Torsten Kock: „So soll der Waldcharakter des Friedhofs erhalten bleiben.“

Insektenhotel wie dieses die Natur im Begräbniswald stärken. Auch Bienenstöcke stärken die Artenvielfalt auf den natürlichen Wiesen und helfen bei der Bestäubung der Blüten. Die Kästen werden von einer ortsansässigen Imkerei betreut.
Insektenhotel wie dieses die Natur im Begräbniswald stärken. Auch Bienenstöcke stärken die Artenvielfalt auf den natürlichen Wiesen und helfen bei der Bestäubung der Blüten. Die Kästen werden von einer ortsansässigen Imkerei betreut. © Friedhofsverwaltung Elmshorn | Friedhofsverwaltung Elmshorn

„Wir begrüßen es, dass der kirchliche Friedhof Elmshorn seine Flächen ökologisch aufwertet und naturnahe Reerdigungswahlgräber schafft. Dies ist vorbildlich für die dringend notwendige grüne Transformation der Bestattungskultur“, sagt Jörg Litwinschuh-Barthel, Geschäftsführer der Stiftung Reerdigung.

Umfrage: Sieben von zehn Befragten können sich Reerdigung vorstellen

In einer bundesweiten Umfrage von Januar 2024 gaben 70,5 Prozent der befragten 50- bis 86-Jährigen an, dass sie sich wahrscheinlich für sich selbst oder für ihre Angehörigen für die Reerdigung entscheiden würden. Voraussetzung: Die Erde kann beziehungsweise darf in einem Bestattungswald beigesetzt werden.

In Elmshorn ist der erste Begräbniswald in Deutschland geweiht worden, in dem auch Reerdigungen möglich sind.
In Elmshorn ist der erste Begräbniswald in Deutschland geweiht worden, in dem auch Reerdigungen möglich sind. © Friedhofsverwaltung Elmshorn | Friedhofsverwaltung Elmshorn

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Ein Reerdigungswahlgrab wird in Elmshorn 2.055 Euro kosten. Die Ruhezeit beträgt 25 Jahre, eine Verlängerung ist möglich. Friedhofsverwalter Kock erläutert: „Ein Reerdigungsgrab wird lediglich einen Meter tief ausgehoben und ist etwa zehn Meter von Bäumen entfernt.“ Alle Grabarten im Bestattungswald werden ausschließlich von der Friedhofsgärtnerei der Kirchengemeinde gepflegt. Die Grabpflege ist bereits in der Nutzungsgebühr enthalten.

Urnengräber werden direkt unter den jungen Bäumen geschaffen

In Elmshorn ist der erste Begräbniswald in Deutschland geweiht worden, auf dem auch Reerdigungen möglich sind.
In Elmshorn ist der erste Begräbniswald in Deutschland geweiht worden, auf dem auch Reerdigungen möglich sind. © Friedhofsverwaltung Elmshorn | Friedhofsverwaltung Elmshorn

Außer der Möglichkeiten, dort Platz für Reerdigungs-Gräber zu schaffen, stehen im Begräbniswald auch Flächen für Urnen zur Verfügung. Auf dem Hügel rund um die Bäume haben können Grabstellen für bis zu zwei Urnen erworben werden. Die Namen werden auf zentralen Stelen nahe der Bäume verewigt. Die Ruhezeit für eine Urne ist auf 20 Jahre festgelegt und darf natürlich verlängert werden.