Tornesch. World Robot Olympiade: Schüler aus Tornesch starten bei regionalem Ausscheid. Erstmals tritt ein reines Mädchen-Team an.

Diese braune Alge gilt als Alleskönner. Sie reinigt das Meer, bindet Stickstoff sowie Schwermetalle und bildet einen Lebensraum für junge Fische. Sie heißt Blasentang und genauso sieht sie aus. Doch sie hat ein großes Problem. Und dem wollen drei Schüler aus Tornesch jetzt zu Leibe rücken.

Durch die Überdüngung unserer Gewässer wachsen andere Algen schneller, sie trüben das Meer und hindern den Blasentang am Wachsen. Was können wir tun, um gegenzusteuern? Daran arbeiten zurzeit Lennart (15) und Louis Ruhe (17) sowie Fernando Carpio (16). Sie haben eine kleine Algenfarm gebaut, mit der sie an diesem Wochenende bei der regionalen Ausscheidung der internationalen World Robot Olympiad bestehen wollen.

Gebrüder Ruhe qualifizierten sich voriges Jahr für die WM in Panama

Für die Brüder ist es fast schon Routine geworden, sich am internationalen Wettbewerb zu beteiligen. Im vorigen Jahr reisten sie dafür mit ihrem Informatiklehrer und AG-Leiter Mario Selck zum Weltfinale nach Panama. Sie hatten ein System entwickelt, um mithilfe von Sensoren Schiffsbewegungen messen und bei Gefahr sofort Alarm auslösen zu können. Am Ende stand immerhin Platz 26 von 33.

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Um diese Braunalge geht es: den Blasentang. Er bindet Stickstoff und Schwermetalle und reinigt so das Meer. © Selck/KGS | Selck

Dieses Mal soll die fachkundige Jury noch besser von den Ideen aus Tornesch überzeugt werden. Doch vor der WM steht erstmal der regionale Wettbewerb an. Wenn alles klappt, folgen das Deutschland-Finale in Passau und die WM in Izmir in der Türkei. Das Prinzip für das Klimaschutzprojekt klingt einfach. „Mithilfe eines Ventilators wird das Wasser heruntergekühlt und dabei halbautomatisch der ph-Wert gemessen, um optimale Lebensbedingungen für die Alge zu schaffen“, erklärt Lennart Ruhe (16).

Fischhändler Urthel und Lehrer Selck sorgen für frisches Nordseewasser

Bis zuletzt wurden die Mess- und Kühlsysteme getestet. Letzte Herausforderung war es, die Braunalgen auch bis zum Wettbewerb lebensfähig zu halten. Dazu musste ständig frisches Nordseewasser her. Am Donnerstag fuhr Lehrer Selck sogar noch bis zur Nordseeküste, um neues Salzwasser zu schöpfen.

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Voller Einsatz: Lehrer und Arbeitsgruppenleiter Mario Selck schöpft das Nordseewasser bei Friedrichskoog, das am Wochenende im Wettbewerb eingesetzt werden soll. © Selck/KGS | Selck

Als er zu Hause eintraf, erreichte ihn die Nachricht, dass am Freitagmorgen noch ein Direkttransport von Friedrichskoog erfolgt: Der Fischhändler Urthel bringt das Wasser mit zum Wochenmarkt in Uetersen. Mit diesen Rerserven sollte der Blasentang den Wettbewerb gut überstehen können.

Für den Versuchsaufbau haben die drei Schüler intensiv mit dem Max-Planck-Institut zusammengearbeitet. Jetzt gilt es für das Trio, die Wertungsrichter davon zu überzeugen, dass ihre kleine Algenfarm ein pfiffiges Computer-Modell ist, um „nur mal kurz die Welt zu retten“, wie es der Liedermacher Tim Bendzko in seinem fast gleichnamigen Lied 2011 humorvoll besang.

Zum ersten Mal tritt Tornesch mit einem reinen Mädchen-Team an

Über die geniale Idee seiner männlichen Forscher-Talente freut sich AG-Leiter Selck ebenso wie über seine weiteren Talente, die sich an den Wettbewerb trauen. „Wir werden zum ersten Mal mit einem reinen Mädchen-Team antreten“, berichtet der Pädagoge. Aus dem speziell für Schülerinnen geförderten Roberta-Wahlpflichtkursus hat sich ein Trio eine besondere Aufgabe vorgenommen: ein kleines Lego-Fahrzeug zu konstruieren und zu programmieren, das Hindernissen ausweicht und auch auf Farben reagiert.

„Ich habe immer gern mit Lego gebaut. Jetzt wollte ich mal was Neues probieren“, erzählt Mara Köhn (15). So ähnlich schildert auch Karalena Knaak (ebenfalls 15) ihre Motivation. „Mir macht solche Arbeit Spaß“, sagt Sama Ghousy (14). Ein bisschen liegt dieses Faible auch an ihrem Vater, der eine IT-Firma führt.

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Alle drei Mädchen hoffen zudem darauf, Vorbilder zu sein, um anderen Schülerinnen Mut zu machen, sich ebenfalls intensiver mit Technik und Naturwissenschaften zu beschäftigen. Lehrer Selck ist optimistisch, dass das klappt. Und für den ersten Wettbewerbsbeitrag der Legogirls hat er nur das olympische Motto im Blick: „Dabeisein ist alles“. Der Pädagoge: „Im nächsten Jahr greifen wir dann vorn an!“

Jetzt geht es erstmal mit einem kostengünstig gemieteten VW-Bus des Autohauses Elmshorn zum Wettbewerb nach Lünen in Nordrhein-Westfalen. Die kleine Forscher-Reisegruppe hat sich in einer Ferienwohnung eingemietet. Um alle Kosten zu decken, hat Lehrer Selck eine kleine Spendenkampagne bei gofundme gestartet. Wer unterstützen will, spendet einfach ein paar Euro.