Tornesch. Lennart und Louis Ruhe haben ein Havarie-Warn-System für die Seefahrt entwickelt, um auf Schiffen schnell eine Schieflage zu erkennen.

Die Koffer für die Teilnahme an der World Robot Olympiad sind fast gepackt. Am 5. November geht der Flieger nach Panama. Mit an Bord werden Lennart (15) und Louis Ruhe (16) vom Team Legocraft sowie ihr Lehrer an der Klaus-Groth-Schule in Tornesch, Mario Selck, sein. Mit im Gepäck haben sie ein neues Havarie-Warn-System, kurz HaWaS, an dem die beiden Schüler seit Februar tüfteln.

Die Havarie des Containerriesen „Ever Given“ 2021 im Suezkanal hatte die Brüder auf die Idee gebracht. „Denn hätte es eine Frühwarnung gegeben, hätten nachfolgende Schiffe rechtzeitig den Umweg um den Süden Afrikas nehmen können und wären nicht in den Stau geraten“, erklärt einer der Jungs.

Lehrer Selck: „Die Jungs saugen Anregungen sofort auf“

Die nationale Ausscheidung in Freiburg hatten die beiden Jungs glänzend bestanden. Platz 3 reichte für die WM-Qualifikation. Auch in der landesweiten Vorrunde in Wahlstedt schnitten die Jungs mit dem dritten Platz goldrichtig ab. „Und sie haben immer wieder sofort gelernt und sich verbessert. Sie saugen diese Informationen sofort auf“, sagt Lehrer und Arbeitsgruppenleiter Mario Selck.

Rechts ist das System mit den Sensoren allein zu erkennen. Die gleiche Technik ist im Modellschiff verbaut.
Rechts ist das System mit den Sensoren allein zu erkennen. Die gleiche Technik ist im Modellschiff verbaut. © Michael Rahn | Michael Rahn

Die Arbeit an dem Projekt teilen sich die beiden Schüler genau auf: Lennart, der Jüngere im Team, konstruiert die Modellschiffe, während sich Louis auf das Programmieren konzentriert. Die Tüftler haben ihre Modelle mit Sensoren ausgestattet, die jeweils den Neigungswinkel des Schiffs messen und automatisch Alarm auslösen, sobald Grenzwerte überschritten werden. Diese Sensorik kann aber auch auf andere Bereiche im Schiff erweitert werden

Das Frühwarn-System beeindruckt im Bundesamt für Seeschifffahrt

Einen ersten Härtetest bestanden Lennart und Louis Ruhe vor Kurzem im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Dort stellten die Jungs ihr System den Fachleuten vor. Die äußerten sich in einem Filmbericht des NDR begeistert über die Ideen der zwei Tornescher Tüftler.

Und auch einer der Sponsoren des Tornescher Wettbewerbbeitrages ließ sich das System vorstellen. Die Schiffbau-Ingenieure hatten ebenfalls weitere Anregungen, um das System zu verbessern. „Die finanzielle Unterstützung ist klasse“, freut sich Fachbetreuer Selck. Insgesamt 7000 Euro sind bislang als Projektkosten samt Flug angefallen. Eine IT-Firma aus Hannover ist dabei der größte Sponsor. Zwei Stiftungen aus der Region sowie weitere Firmen spenden ebenfalls.

Fachlehrer Mario Selck kümmert sich um das Einwerben der Sponsoren und die Organisation von Flug und dem Drumherum der nationalen und internationalen Wettbewerbe.
Fachlehrer Mario Selck kümmert sich um das Einwerben der Sponsoren und die Organisation von Flug und dem Drumherum der nationalen und internationalen Wettbewerbe. © Michael Rahn | Michael Rahn

Sponsoren und Spender finanzieren 7000 Euro teure Aktion

AG-Leiter und Fachlehrer Mario Selck kümmert sich um das Sponsoring und die Organisation des Gesamtprojekts. Er betont, dass er ausschließlich das Projekt betreut und dafür sorgt, dass den Schülern alle Materialien zur Verfügung stehen. Inhaltlich mischt er sich gar nicht ein.

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Nur in einem Punkt hat er aktiv eingegriffen und ein Ausrufezeichen gesetzt: Das System der Brüder Ruhe ist für den Gebrauchsmusterschutz angemeldet, quasi als kleines Patent. Dazu hatten ein Kapitän und weitere Fachleute aus der Branche dringend geraten.

Auch der große Bruder bewies bereits technisches Geschick

Dass der Lehrer ein gutes Händchen hat, um Jungs und Mädchen zu besonderen Leistungen in der Robotik-AG der Klaus-Groth-Schule zu ermuntern, hat er bereits vielfach bewiesen: Zwischen 2014 und 2016 brachte er Tornescher Legocraft-Teams ins Deutschland-Finale. Vor neun Jahren gelang ebenfalls der Sprung zur Robotik-Weltolympiade, und zwar mit einer algenbasierten, Sauerstoff produzierenden Anlage zur Besiedlung des Planeten Mars.

Und sogar der große Bruder des aktuellen Teams, Luca (heute 23), war im nationalen Robotik-Wettbewerb für die Klaus-Groth-Schule am Start. Er stellte einen Fundsachen-Registrierungsautomaten vor. „Irgendwann werden wir den wirklich bauen“, sagt Fachlehrer Selck und zeigt grinsend auf den großen Stapel von Klamotten, die im Eingangsbereich der Schule liegen. Egal, ob das wirklich klappt, der große Bruder drückt seinen Geschwistern natürlich besonders die Daumen, dass sie in Panama gut abschneiden.