Hamburg/Tornesch. Mini-U-Boot aus Hamburg soll in der Schifffahrt Taucher ersetzen. Team aus Tornesch landet mit neuer Schiffssensorik auf Platz 26
Oh, wie schön ist Panama! Der kleine Tiger und der kleine Bär haben es in der anrührenden Geschichte von Janosch leider nicht wirklich nach Mittelamerika geschafft. Aber fünf Heranwachsende aus Hamburg und dem Kreis Pinneberg ist das Kunststück gelungen. Sie durften dank ihrer in Deutschland herausragenden technischen Projektbeiträge zur World Robot Olympiad über den Atlantik reisen.
Diese Geschichte ermunterte drei Hamburger Jungs zu ihrem am Ende überaus erfolgreichen Projekt: Das Schiff kommt nicht mehr vorwärts, weil sich ein Fischernetz in der Schraube verhakt hat. Ein Taucher muss mitten auf der Nordsee eingeflogen werden, um zu helfen. Diesem wiederkehrenden Schreckensszenario in der Schifffahrt wollen die Hamburger Tüftler ein Ende bereiten. Aber wie?
Die goldene Idee: Ein Mini-Tauchboot für Notfalleinsätze
Die Idee: Ein kleines Tauchboot, das mitgeführt werden kann, soll aufwändige Notfalleinsätze künftig überflüssig machen. Von ihrer Projektarbeit haben die angehenden Abiturienten bereits eine Menge wichtiger Menschen überzeugt und sich jüngst die Idee sogar vergolden lassen.
Mit seiner Erfindung hat das Trio erst den regionalen Vorentscheid, dann das Deutschland-Finale und schließlich die Robotik-Weltmeisterschaft in Panama gewonnen. In Deutschland organisiert der Verein „Technik begeistert“ die Wettbewerbe. Ziel der Organisation, die sich 2011 gegründet hat, ist es, junge Menschen für naturwissenschaftliche Arbeit zu begeistern. Mit der Goldmedaille der jungen Hamburger gelang dabei der erste große deutsche Triumph auf internationaler Bühne.
Mit fünf 3-D-Druckern den Prototyp produziert
Für den internationalen Vergleich hatten sich Jungs noch einmal kräftig ins Zeug gelegt. „Vorher konnten wir das Mini-U-Boot unter den Arm klemmen und losmarschieren. Nach Panama ging es für unser Modell nur mit einer extra großen Kiste“, erzählt Constantin Schultz. Der 17-Jährige besucht wie sein Freund Jannek Zänker (18) das Gymnasium Osterbek. Im schulübergreifenden Informatik-Kursus schlossen sie sich für den Wettbewerbsbeitrag mit Leon Moser (17) vom Johannes-Brahms-Gymnasium zusammen.
Vier Monate lang wurde aus dem ersten kleinen Tauchroboter ein schließlich 70 mal 50 mal 22 Zentimeter großes Gerät gebaut – alle Teile sind selbst entwickelt und zu Hause im 3-D-Drucker hergestellt. „Unsere fünf Geräte liefen dafür manchmal pausenlos“, erzählt Leon Moser. Drei brachten die jungen Tüftler privat ein, eins kam von der Schule und ein weiteres von einer Druckerei.
Tauchroboter arbeitet mit zwei digital gesteuerten Armscheren
Das Prinzip für den Einsatz unter Wasser: Erst wird die Unglücksstelle am Schiffsrumpf gescannt. Mit zwei digital zu steuernden Armen arbeitet der kleine Tauchroboter danach an der Schraube oder einer anderen Unglücksstelle. Noch sind die Scheren, um das Netz aufzutrennen aus Kunststoff. „Sollte die Idee in die Tat umgesetzt werden, sollen natürlich Metallscheren zum Zuge kommen“, erzählt Jannek Zänker.
Bevor es auf die große Reise über den Atlantik ging, kam der entscheidende Probelauf. In der Schiffbau-Versuchsanstalt in Hamburg testete das Trio, ob das kleine Modell auch wasserdicht ist. Die Experten dort waren begeistert von der Idee der Schüler. Falls das Trio nach dem Abitur im kommenden Jahr ein Unternehmer als Start-up gründen will, gibt es aus dem Dienstleistungsunternehmen auf jeden Fall fachliche Unterstützung.
Großes Lob kommt vom Hamburger Schulsenator Ties Rabe für das Sieger-Trio. Er beglückwünscht das Team zum „sensationellen Erfolg“ mit dem Modell eines „Unterwasser-Roboters“.
Hamburger Goldmedaillengewinner hoffen noch auf Sponsoren
Leider ist noch finanzielle Unterstützung für das Schülerprojekt notwendig. Auf etwa 13.000 Euro beziffert Cassandra Schultz die Kosten für Flug und die Herstellung der Prototypen. Die Schwester von Wettbewerbsteilnehmer Constantin hatte die Rolle als Coachin gern übernommen. Sie überzeugte fürs Sponsoring Unternehmen wie Subsea Europe. Die Firma makeMint zahlte für die Motoren der Roboter. Auch einige Bekannte spendeten kleine Summen, aber insgesamt bleibt noch eine große Lücke.
Im Vorentscheid hatte noch eine Lehrerin die Jungs begleitet. Im Deutschland-Finale übernahm der technikbegeisterte Freund Jan Schnippering die Rolle des Betreuers. Für den Panama-Trip engagierten die Jungs schließlich Cassandra Schultz, die vor zwei Jahren ihr Abi gemacht und demnächst ein Freiwilliges soziales Jahr (FsJ) im Rettungsdienst absolvieren will.
Tüftler-Duo aus Tornesch landet mit neuer Schiffssensorik auf Platz 26
Während die drei Hamburger ihrer Freude über den Titelgewinn freien Lauf ließen, mussten ihre beiden jungen Tüftler-Kollegen aus Tornesch (Kreis Pinneberg) mit deutlicher weniger Zuspruch zurechtkommen. Sie landeten in ihrer Wertungsklasse unter 33 Startern auf Platz 26. Louis (16) und Lennart Ruhe (15) hatten ein System entwickelt, um mithilfe von Sensoren die Schiffsbewegungen messen und bei Gefahr sofort Alarm auslösen zu können.
Coach und Lehrer Mario Selck ist trotzdem zufrieden mit seinem Vorzeige-Duo, denn weltweit waren in der Altersklasse 1255 Teams in die Vorrunden gestartet. Die beiden Tornescher Jungs wollen ihr Modell jetzt weiterentwickeln und überlegen, es bei Jugend forscht noch einmal ins Rennen zu schicken. Dank der Ratschläge von Experten aus der Branche haben sie ihren Prototyp unter Gebrauchsmusterschutz gestellt. Kurios: Die Tornescher konnten bereits genügend Geld für ihr Projekt einwerben, auch dank der Unterstützung von Firmen aus Hamburg.
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Jetzt wird es spannend, wieweit die Modellprojekte aus Hamburg und Tornesch am Ende vielleicht tatsächlich Änderungen für die Schifffahrt bringen. Und über die Frage wird zu entscheiden sein, wer im kommenden Jahr für die Metropolregion Hamburg zur World Robot Olympiad im November 2024 im türkischen Izmir fährt? Die Anmeldungen für die regionalen Vorentscheide sind geöffnet. In Tornesch gibt es bereits drei interessierte Teams.