Kreis Pinneberg. Das Wirbelsäulenzentrum im Klinikum Pinneberg hat sich spezialisiert und operiert 500 Patienten im Jahr. Das sagen Betroffene.
Rückenschmerzen kennt wohl fast jeder. Ein Drittel der Bevölkerung leidet ständig darunter. Fast zwei Drittel haben sie in den letzten zwölf Monaten gespürt. Die Regio Kliniken in Pinneberg haben sich im Laufe der vergangenen Jahre zu einer regelrechten Spezialklinik auf diesem Gebiet entwickelt. Welche Personen hinter der erfolgreichen OP stehen und was ihr Rezept ist.
Vorweg die Auszeichnung von Fach-Gesellschaften: Das Wirbelsäulenzentrum unter der Leitung von Chefarzt Dr. Thomas Demmel ist jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Neurochirurgie und der Wirbelsäulen-Gesellschaft erfolgreich zertifiziert worden. Mit 500 Operationen im Jahr ist es nach den Unikliniken im Land die erste Adresse für diese komplizierten Eingriffe.
Es sind die Schmerzen, die die Patienten zu den Ärzten treiben. Wie bei Tatjana Sibbert. Die 33 Jahre alte Erzieherin aus Heist hielt es im November einfach nicht mehr aus. Sie nahm schon seit Oktober starke Schmerzmittel. Aber die Pein hörte nicht auf. Der Schmerz strahlte von der Hüfte durch das rechte Bein bis in den Fuß hinunter aus. „Ich habe nur noch funktioniert“, erinnert sich die junge Frau. „Ich brauchte dringend Hilfe.“
Die Schmerzen wurden immer unerträglicher – auf einer Skala 8 von 10
Ihr Orthopäde überwies sie gleich ins Klinikum Pinneberg, wo sie Dr. Demmel eingehend untersuchte, unter anderem mit der Kernspin-Tomografie. „Das war ein Notfall“, erkannte der Chefarzt sofort, nachdem er den neurologischen Komplettcheck bei Tatjana Sibbert machte. Zwei Wochen später wurde sie schon operiert, und seitdem sind die Schmerzen wie weggeblasen. „Ich bin komplett schmerzfrei und nehme keinerlei Medikamente mehr“, freut sie sich. Schon einen Tag nach der OP konnte sie wieder aufstehen, am zweiten Tag gehen und nach einer Woche war sie wieder zu Hause.
Auslöser für die unerträglichen Schmerzen war die Bandscheibe. Diese war verrutscht und drückte ständig auf den Nerv. Dr. Demmel legte sie frei und fixierte die Wirbelsäule mit Schrauben und Stangen so, dass nichts mehr auf den Nerv treffen kann. Das schränkt die Patientin kaum ein. „Das einzige, was ich nicht mehr machen kann, ist, mich gerade nach unten zu strecken“, sagt Tatjana Sibbert. „Ich würde es jederzeit wiedermachen“, sagt sie. Niemand sollte Angst vor der OP haben. „Sie ist jedenfalls besser, als die Schmerzen zu ertragen.“
Auch 18 Jahre nach der OP ist die Prisdorferin Clarissa Lück noch schmerzfrei
Für Chefarzt Dr. Demmel sind Schmerzen ein wichtiger Indikator für die Notwendigkeit der Operation. Wenn ein Patient auf einer Skala von eins bis zehn den erleidenden Schmerz mit acht oder einer noch höheren Zahl bewerte, ihn also kaum noch ertragen könnte, spreche vieles für eine Operation. Bei Tatjana Sibbert war das Schmerzempfinden in dieser Größenordnung angekommen. Skalierungen von sechs bis sieben lägen im Grenzbereich. Wenn noch Lähmungen und Taubheitsgefühle dazu kämen, sei ein rascher Eingriff angezeigt, erklärt der Chefarzt.
So war es vor 18 Jahren bei Clarissa Lück aus Prisdorf. Die heute 51-Jährige hatte bereits über einen längeren Zeitraum von etwa zehn Jahren immer wieder starke Rückenschmerzen, berichtet sie im Abendblatt-Gespräch. Dann wurde ihr Bein 2006 plötzlich taub, sie hatte neurologische Ausfälle im ganzen Körper. Chefarzt Dr. Demmel, der damals noch für die Regio Kliniken im Krankenhaus Wedel praktizierte, operierte sie ebenfalls nach eingehender Untersuchung. Ein Wirbel war in den Bauchraum abgerutscht und verursachte die starke Pein.
Auch komplizierte Eingriffe lindern den Schmerz nachhaltig
„Mitten bei der Fußballweltmeisterschaft lag ich im Krankenhaus“, erinnert sich Clarissa Lück. Die OP war nicht ganz so einfach, dauerte sieben Stunden, um den Wirbel wieder in die richtige Position zu bewegen. Aber nach zwei Tagen Intensivstation und zwölf Tagen Krankenhausaufenthalt wurde sie wieder entlassen – komplett schmerzfrei, wie Clarissa Lück berichtet. Allerdings durfte sie drei Monate lang nicht sitzen, um die anfangs noch fragile Stabilisierung der Wirbel nicht zu gefährden.
Sie musste im Stehen essen und viel liegen bleiben. Dann aber sei alles wieder in Ordnung gewesen, freut sich Clarissa Lück. Bis heute. „Ich bin so froh und dankbar, dass ich das habe machen lassen“, sagt sie. Bewegungseingeschränkt sei sie in keiner Weise.
Die Kunst sei es, den richtigen Klingelknopf zu finden, der den Schmerz auslöst
Oft sei es der Verschleiß an der Wirbelsäule, den Bandscheiben oder auch Wirbelbrüche und Tumore, die die Schmerzen verursachten und nur durch eine Operation geheilt werden könnten, erklärt Chefarzt Dr. Demmel. „Bei Frakturen und Tumoren muss man eigentlich sofort aktiv werden“, ist seine jahrelange Erfahrung. Wenn konservative Behandlungen nicht hülfen und die Schmerzen nicht mehr in den Griff zu kriegen seien, sei dies meist die beste Methode. Oft sei es so, dass die Schmerzen bis ins Bein und den Fuß ausstrahlten wie bei Tatjana Sibbert. In Deutschland gibt es statistisch gesehen 500 operative Eingriffe an der Wirbelsäule je 100.000 Bewohner im Jahr.
Dr. Demmel vergleicht seine Arbeit mit der eines Zahnarztes. Bei einer Wurzelbehandlung lege der auch den Nerv frei und töte diesen ab. Er lege die Schmerz auslösende Stelle am Wirbel oder der Bandscheibe frei und sorge dafür, dass der Nerv nicht mehr gestört werden könne. Die Kunst seiner Arbeit liege darin, den betroffenen Nerv zu finden und zu lokalisieren. Da helfe natürlich seine jahrzehntelange Erfahrung und Expertise. Oft wiesen die betroffenen Stellen auch krankhafte Veränderungen auf, erklärt Dr. Demmel. Ungewöhnliche Dellen, Verformungen, Zysten, bläuliche Verfärbungen oder stumpfe statt glänzende Erscheinungen. „Ich suche immer den Klingelknopf, der den so unerträglichen Schmerz beim Patienten auslöst.“ Bisher sei ihm dies immer wieder gelungen.
Den Menschen sollten Gesundheits- und Ernährungstipps gegeben werden, rät der Mediziner
Sein Wirbelsäulenzentrum der Regio Kliniken in Pinneberg umfasst noch zwei Ober- und zwei Assistenzärzte sowie ein komplettes Notfall- und Operationsteam mit Pflegekräften. Etwa 15 bis 20 Patienten lägen ständig auf Station und könnten in der Regel nach einer Woche geheilt entlassen werden. Operiert werden könnte rund um die Uhr, erklärt Chefarzt Dr. Demmel.
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Gesunde Ernährung und viel Bewegung könnten diesem Verschleiß der Wirbelsäule vorbeugen, rät der Mediziner. Er würde sich ohnehin wünschen, wenn den Menschen vor der Tagesschau nicht nur die neuesten Börsentipps gegeben, sondern gezielte Ratschläge gemacht würden, wie sie gesund und fit bleiben können.