Wedel. Buslinie 289 vom Bahnhof in die Moorweg-Siedlung falle durch Verspätungen, Ausfälle und Taktprobleme auf. Das sind die Gegenargumente.
Wer in Wedel umweltbewusst mit Bus und Bahn fahren möchte, kann am S-Bahnhof in Wedel auch die Buslinie 289 nutzen. In gut 18 Minuten fährt der Bus über 15 Stationen hinweg bis in die Moorwegsiedlung – und kehrt dann wieder ins Wedeler Zentrum zurück.
Zuletzt hatte ein Wedeler Fahrgast ein Schreiben an die zuständigen Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) verfasst, und Ausfälle und Verspätungen auf dieser Linie in den vergangenen Monaten beklagt. Dieser Darstellung widerspricht der Betreiber, der zum HVV (Hamburger Verkehrsverbund) zählt, vehement.
Auch auf die Forderung der Wedeler Busfahrenden geht er ein, die Abfahrtzeiten auf dieser Linie zu verlegen. So könne aus ihrer Sicht am Bahnhof das jeweils andere öffentliche Verkehrsmittel zeitlich optimiert mit weniger Wartezeit genutzt werden.
S-Bahnhof: Bus 289 – Wedelerin beklagt Ausfälle und Verspätungen
Laut Darstellung einer Wedelerin käme es „in den letzten Monaten vermehrt zu Busausfällen auf der Linie 289“. Sie nennt als Beispiel eine Tour am Donnerstag, 2. Mai, um 16:41 Uhr. Dies sei umso ärgerlicher, weil es bei diesem Bus nur einen 20- beziehungsweise 40-Minuten-Takt gebe.
„Dazu kommen permanente Verspätungen, weshalb die S-Bahn häufig nicht erreicht wird“, meint sie. Das Warteproblem würde auch andersherum bestehen – nach der Ankunft am Bahnhof und der Weiterreise mit dem 289er-Bus.
Wedeler Berufspendler müssten „40 Minuten mehr Zeit einplanen“
Laut Rechnung der Kritikerin müsste ein Berufspendler im normalen Fahrplan insgesamt 40 Minuten mehr Zeit einplanen: „20 Minuten am Wedeler Bahnhof wegen Busverspätung (oder Ausfall) und weitere zehn Minuten in Altona wegen Wartezeiten in Sülldorf. Aufgrund der 20 Minuten-Taktung also 40 Minuten.“
Für sie persönlich sei die kalkulierte Umsteigezeit von Bus in Bahn am Wedeler S-Bahnhof von geplant drei Minuten ohnehin sehr gering. Die S-Bahn Richtung Hamburg fährt im 20-Minuten-Takt. Sie sehe häufig zu verschiedensten Zeiten hektisch zum Bahnsteig oder Busstation eilende Mitfahrer.
Wegen der Verspätungen auf dieser Wedeler Buslinie hätten die Bürger „vor einigen Jahren bereits einen vernünftigen Vorschlag gemacht, und zwar eine Verschiebung der Abfahrtszeiten um zehn Minuten.“ Dabei würden sich zwar nach ihrer Ansicht auch 20 Minuten täglich mehr Zeitbedarf ergeben, doch: „so wie es jetzt ist, kommen bis zu zweimal 40 Minuten hinzu“.
VHH hat die Vorverlegung der Abfahrtzeiten prüfen lassen – Umstiegszeit sei ausreichend
Nach Meinung der zuständigen Verkehrsbetriebe VHH ginge die Rechnung, die Abfahrtszeit um zehn Minuten nach vorn zu verlegen, nicht auf. Dazu habe es bereits einen intensiven Austausch und Überprüfung mit dem Aufgabenträger – SVG Südwestholstein – gegeben. „Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, von einer Vorverlegung im Fahrplan abzusehen, da die einberechnete Umstiegszeit von drei Minuten – bei pünktlicher Ankunft – als ausreichend bewertet wurde“, sagt VHH-Sprecherin Janina Rautenstrauch-Ulbricht.
Da die Pünktlichkeitsquote der 289-Linie in Wedel auch in den Vorjahren „bereits bei über 90 Prozent lag, wurde von einer Vorverlegung abgesehen.“ Es handele sich um eine Ringlinie, „die immer am Wedeler Bahnhof startet und auch endet. Diese Ringfahrtzeit beträgt durchschnittlich bis zu 18 Minuten.“
Wedeler Bus: Pünktlichkeitsquote der Linie 289 liege bei 95 Prozent
Würde nun die Abfahrtszeit pauschal um zehn Minuten nach vorne verlagert werden, so würde laut Rautenstrauch-Ulbricht ein Großteil der Fahrgäste wiederum mindestens zehn Minuten auf ihren S-Bahn-Anschluss warten müssen.
- HVV: Unfall mit Linienbus – Fahrgäste fliegen durch die Luft, mehrere Verletzte
- HVV: „Fataler Rückschritt“ - Kürzungspläne bei S-Bahn-Takt massiv in der Kritik
- Busunternehmen VHH streikt: So ist die Lage im Kreis Pinneberg
Auch den allgemeinen Vorwürfen von Unpünktlichkeit und Busausfällen widerspricht die VHH-Sprecherin: „Im vergangenen Quartal lag die Pünktlichkeitsquote der Linie 289 bei 95,31 Prozent. In der vergangenen Maiwoche lag die Pünktlichkeitsquote der Linie 289 sogar bei 96,7 Prozent.“ Bei den VHH gilt ein Bus ab einem Zeitverzug von drei Minuten als verspätet.
Ringlinie in Wedel: Busausfälle nur wegen der Warnstreiks
Verspätungen und Fahrtausfälle seien für die Fahrgäste sehr ärgerlich, „vor dem Hintergrund der geschilderten Auswertungen kann aus unserer Sicht jedoch weder von permanenten Verspätungen noch Ausfällen gesprochen werden“. Zu den von der Wedelerin monierten Fahrtausfällen und den Gründen dafür antwortet der Verkehrsbetrieb, „dass es aufgrund der vergangenen Warnstreiks in den Monaten Februar und März zu mehr Fahrtausfällen gekommen war“.
Diese Situation habe jedoch nicht zuletzt durch die tarifliche Einigung sowie eine deutlich gesteigerte und stabilere betriebliche Leistung bereits seit Anfang April sehr deutlich verbessert werden können.
VHH-Busse: 1409 Fahrten im April – nur acht Ausfälle
Im April 2024 seien auf eine Gesamtzahl von 1409 geleisteten Fahrten lediglich acht Fahrtausfälle zu verzeichnen gewesen, im Mai sei es lediglich zu einem Fahrtausfall gekommen – aus betrieblichen Gründen.
Die VHH habe zudem zukunftsweisende Maßnahmen ergriffen, um die „betriebliche Leistung“ zu verbessern. Etwa durch neue E-Busse. Insgesamt 150 werden laut Unternehmensangaben allein in der ersten Jahreshälfte 2024 neu beschafft werden. Die VHH sind darüber hinaus zuversichtlich, über neues Personal, „Verspätungen und Ausfälle auf den Buslinien weiter minimieren zu können“. Zudem seien Störungskommunikationsmanager eingestellt worden, um die Zuverlässigkeit von Auskünften über etwaige Verspätungen und Ausfälle in der HVV-App deutlich steigern zu können.