Pinneberg. Der neue Bürgermeister der Stadt zieht Bilanz über seine ersten Tage im Amt. Was gelungen ist und wo es noch Herausforderungen gibt.

Großprojekte wie der Bau einer neuen Hauptfeuerwache und eines neuen Zentralklinikums in Pinneberg, gegen die sich Anwohner wehren, ein immer noch nicht genehmigter Haushalt und Mängel in Pinnebergs Haushaltsführung, die der Landesrechnungshof anmahnt – die ersten Tage an der Spitze des Pinneberger Rathauses waren für Thomas Voerste sicherlich alles andere als einfach.

Am 10. Januar hatte er offiziell das Amt des Bürgermeisters in Pinneberg angetreten. Nun zieht er nach den ersten 100 Tagen im Amt eine erste Bilanz. „Es war mein Ziel, eine gute Basis für die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in Verwaltung und Politik und den Pinnebergerinnen und Pinnebergern zu legen“, sagt Thomas Voerste (parteilos). „Ich glaube, das ist ganz gut gelungen.“

Bürgermeister Voerste sucht Dialog mit Politik und Bürgern

Zunächst stand das Kennenlernen ganz oben auf der Tagesordnung. „Ich bin auf die Politik zugegangen und habe den transparenten und offenen Dialog gesucht“, sagt der 54-Jährige. „Ich habe den Eindruck, dass das angekommen ist und wir in guten Gesprächen sind.“ Er stehe dafür, dass sich die Ehrenamtler der Selbstverwaltung stets an ihn wenden könnten.

Thomas Voerste, neuer Bürgermeister in Pinneberg, hat auch schon den SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner kennengelernt. SPD-Fraktionschefin Angela Traboldt stellte beide einander vor.
Thomas Voerste, neuer Bürgermeister in Pinneberg, hat auch schon den SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner kennengelernt. SPD-Fraktionschefin Angela Traboldt stellte beide einander vor. © Stadt Pinneberg | Stadt Pinneberg

Ein wichtiges Anliegen ist Thomas Voerste auch der Dialog mit den Bürgern. „Ich habe viele Pinnebergerinnen und Pinneberger persönlich getroffen.“ Unter anderem in der von Thomas Voerste neu eingeführten Bürgersprechstunde. Zudem sind Anwohnerversammlungen in der Datumer Chaussee, wo die neue Hauptfeuerwache gebaut werden soll, sowie mit den Anliegern des Ossenpadds, an der das neue Großkrankenhaus entsteht, angestoßen worden.

Bau der Feuerwache und der Klinik: Anwohner sollen einbezogen werden

Nachdem die grundsätzlichen Entscheidungen für die Standorte der Feuerwache und des Krankenhauses gefallen sind, beginnt nun die Detailplanung beziehungsweise ist sie bereits im Gange. Dazu sind unter anderem verkehrliche Fragen sowie solche zur genauen Ausgestaltung der Bauten zu klären. Bürgermeister Thomas Voerste ist es dabei – soweit möglich – wichtig, die Anwohnerinnen und Anwohner einzubeziehen, wie er sagt.

Anwohner der Datumer Chaussee protestieren gegen den geplanten Bau der neuen Feierwehrwache. Thomas Voerste, Bürgermeister von Pinneberg, sucht das Gespräch.
Anwohner der Datumer Chaussee protestieren gegen den geplanten Bau der neuen Feierwehrwache. Thomas Voerste, Bürgermeister von Pinneberg, sucht das Gespräch. © Stadt Pinneberg | Stadt Pinneberg

Der Auftakt dazu ist mit einer Anwohnerversammlung für den Bereich Ossenpadd sowie einem Vor-Ort-Termin für den Bereich Datumer Chaussee erfolgt. „Diesen direkten Austausch mit den Pinnebergerinnen und Pinneberger möchte ich im Sinne einer bürgerfreundlichen Verwaltung weiter pflegen“, sagt er.

Voerste besuchte soziale Einrichtungen und Betriebe

Der neue Bürgermeister hat zudem soziale Einrichtungen und zahlreiche Unternehmen in Pinneberg besucht. „Sie bilden das Rückgrat der Gesellschaft und unserer Stadt. Deswegen ist es für mich selbstverständlich, mit den Vereinen und Verbänden sowie Gewerbetreibenden über ihre Themen zu sprechen“, betont Thomas Voerste.

Als studierter Sozialarbeiter liegt Bürgermeister Thomas Voerste die Jugendarbeit der Stadt Pinneberg am Herzen, hier bei einem Besuch der Jugendtreffs Club Nord im Februar.
Als studierter Sozialarbeiter liegt Bürgermeister Thomas Voerste die Jugendarbeit der Stadt Pinneberg am Herzen, hier bei einem Besuch der Jugendtreffs Club Nord im Februar. © Stadt Pinneberg | Stadt Pinneberg

Bei den Gesprächen stand vor allem das Kennenlernen im Vordergrund, so Voerste. Darüber hinaus wurden Themen wie Fachkräftemangel, Nachwuchsgewinnung und die grundsätzliche Stärkung des Wirtschaftsstandorts Pinneberg angesprochen.

Bürgermeister Voerste im Gespräch mit der Polizei

Wichtig ist dem Verwaltungschef die Kooperation mit der Polizei. Aus diesem Grund hat er einen Jour fixe mit den Pinneberger Beamten eingeführt, bei dem es unter anderem um die Themen Sicherheit, Kriminalität sowie Straßenverkehr geht. „Der direkte Draht ist wichtig, um rasch auf Fehlentwicklungen oder Herausforderungen reagieren zu können“, betont der Bürgermeister.

Die Polizei will stärker in der Fußgängerzone in Pinneberg auf Streife gehen, weil viele Fahrradfahrer und E-Scooter-Fahrer nicht absteigen. Darauf hatte sich Bürgermeister Thomas Voerste mit dem Pinneberger Revierleiter Patrick Melber y Baric (r.) und dem stellvertretenden Revierleiter Marcel Kretschmer verständigt.
Die Polizei will stärker in der Fußgängerzone in Pinneberg auf Streife gehen, weil viele Fahrradfahrer und E-Scooter-Fahrer nicht absteigen. Darauf hatte sich Bürgermeister Thomas Voerste mit dem Pinneberger Revierleiter Patrick Melber y Baric (r.) und dem stellvertretenden Revierleiter Marcel Kretschmer verständigt. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Kennenlernen, Dialog aufbauen, aber ohne die Sacharbeit zu vernachlässigen. „Ich möchte die Themen dabei ergebnisoffen und lösungsorientiert angehen“, sagt Thomas Voerste. Das galt beispielsweise in der Diskussion um den möglichen Bau einer Flüchtlingsunterkunft an der Flensburger Straße und die Fällung von Bäumen im Zuge der Sanierung der Kampfbahn B, An der Raa. In beiden Fällen sei eine gute Lösung gefunden worden.

Bürgermeister vermittelte beim Thema Flüchtlingsunterkunft

Nachdem im Januar die Pläne des Kreises Pinneberg bekanntgeworden waren, im ehemaligen Straßenverkehrsamt an der Flensburger Straße eine temporäre Flüchtlingsunterkunft einzurichten, was zu Kritik bei Gewerbetreibenden und Anwohnern führte, hatte sich Bürgermeister Thomas Voerste vermittelnd eingeschaltet.

So konnte die Stadt dem Kreis als Alternativfläche für die Flüchtlingsunterkunft ein Grundstück im Gewerbegebiet Müßentwiete anbieten. Davon könnten alle Beteiligten profitieren, so der Bürgermeister. „Die Kommunen des Kreises, weil es den dringend benötigten Puffer gibt. Der Kreis, der seiner Verantwortung gegenüber allen Kommunen gerecht wird und seine strategische Planung umsetzen kann“, so Vorste.

Kampfbahn B: Bäume vor Fällung gerettet

„Die Geflüchteten, die in ihrer temporären Unterkunft in einer wohnlichen Umgebung untergebracht werden. Und natürlich nicht zuletzt unsere Stadt, die dann in der Lage sein wird, ein wichtiges Gewerbegebiet, einen wichtigen Nahversorgungsstandort für Pinneberg gemeinsam mit den Gewerbetreibenden nachhaltig weiterzuentwickeln“, erläutert Thomas Voerste.

Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste spricht auf dem Neujahrsempfang Ahmadiyya Muslim Jamaat Pinneberg.
Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste spricht auf dem Neujahrsempfang Ahmadiyya Muslim Jamaat Pinneberg. © Stadt Pinneberg | Stadt Pinneberg

Im Zuge der Erneuerung der Kampfbahn B, An der Raa, war im Bereich der Beachvolleyballanlage die Fällung von 24 Bäumen vorgesehen. Doch die Beteiligten haben die Planungen überarbeitet und die meisten Bäume gerettet, sodass nur noch fünf Ahornbäume gefällt werden müssen.

Bau des neuen Zentralkrankenhauses in Pinneberg: Bürger gefragt

Auch eines der größten Projekte der Region, der Bau des neuen Zentralkrankenhauses in Pinneberg, wurde weiter vorangetrieben. „Und wir haben wichtige Weichen für die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes gestellt“, erläutert Thomas Voerste.

Unter dem Motto „Gemeinsam mobil“ hatte es dazu im Januar eine Einwohnerversammlung gegeben, bei der Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Anregungen einbringen konnten. Daraus sind 17 Punkte entstanden, zu denen die Verwaltung jeweils eine Stellungnahme erarbeitet hat. In seiner Sitzung am 14. Mai soll der Ausschuss Stadtentwicklung über die Anregungen aus der Einwohnerversammlung beschließen.

Bürgermeister kämpfen um Erhalt der S-Bahn-Taktung

Aktuell kämpft der Pinneberger Bürgermeister mit Kollegen aus dem Umland für den Erhalt des Zehn-Minuten-Taktes bei der S3. Diesen will das Land im Zuge von Einsparmaßnahmen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 in den Randzeiten beenden.

Ein Hauptaugenmerk der Arbeit von Thomas Voerste liegt auf der weiteren Verbesserung der Verwaltungsarbeit und ausgeglichene Haushalte. „Die Verwaltung kann und muss sich wirtschaftlicher aufstellen und die Konsolidierungspotenziale weiter ausschöpfen“, betont der Bürgermeister. Aus diesem Grund hat er zahlreiche Maßnahmen angestoßen, die unter anderem für ein verbessertes Finanzmanagement und Controlling sorgen.

Voerste: „intensive, arbeits- und ereignisreiche erste 100 Tage“

„Es waren intensive, arbeits- und ereignisreiche erste 100 Tage mit vielen tollen Begegnungen“, so sein Resümee. Die ersten freien Tage nach seinem Amtsantritt hatte der Bürgermeister übrigens in der Woche über den 1. Mai. Die nutzte er, für einen Hilfseinsatz in der Ukraine, ein Engagement, dass er bereits vor seiner Wahl zum Pinneberger Bürgermeister gezeigt hatte.

Der Landesrechnungshof (LRH) zu Kiel hat im Frühjahr 2023 die Haushalts- und Wirtschaftsführung der Stadt Pinneberg überprüft. Bürgermeister Thomas Voerste und der neue Pinneberger Stadtrat Jens Bollwahn schauen sich den Bericht an.
Der Landesrechnungshof (LRH) zu Kiel hat im Frühjahr 2023 die Haushalts- und Wirtschaftsführung der Stadt Pinneberg überprüft. Bürgermeister Thomas Voerste und der neue Pinneberger Stadtrat Jens Bollwahn schauen sich den Bericht an. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

„Wir haben im Rahmen einer Aktion des Vereins Solidarität mit dem Rayon Tscherniwzi e.V. einen behindertengerechten Kleinbus, einen Jeep als Fahrzeug für die soziale Versorgung abgelegener Gebiete sowie 15 Laptops für ein Jugendausbildungsprojekt an die Verwaltung des Rayons (Kreises) Tscherniwzi übergeben. Die Zusammenarbeit mit dem Rayon läuft seit 1,5 Jahren. Tscherniwzi liegt im Süden der Ukraine an der Grenze zu Rumänien und der Republik Moldau.“

Bürgermeister Voerste besucht seine Familie regelmäßig in Altenholz

Mehr zum Thema

Trotz aller Arbeit schafft es Thomas Voerste regelmäßig nach Altenholz zu seiner Frau und den Töchtern. „Natürlich war meine Familie schon hier und Pinneberg gefällt ihnen sehr gut. Es pendelt sich wie erwartet gut ein“, sagt er. Das Handy hat Voerste stets dabei – um für wichtige Verwaltungsfragen aus Pinneberg erreichbar zu sein.