Quickborn/Ellerau. Mehr als 1000 Lkw-Fahrten täglich: Quickborn reicht neue Unterlagen beim Oberverwaltungsgericht ein. Verkehr wird jetzt untersucht.
Die Stadt lässt nicht locker. Quickborn stemmt sich weiterhin mit aller Kraft gegen die Ansiedlung des US-Logistikkonzerns Hillwood am Bahnhof Tanneneck. Jetzt hat die Verwaltung in Abstimmung mit der Politik ein weiteres Gutachten für knapp 55.000 Euro in Auftrag gegeben, das den Verkehrsfluss an vier Knotenpunkten exakt simulieren soll, wenn dort täglich bis zu 1080 Lkw entlang fahren.
Und sie hat jetzt dem Oberverwaltungsgericht (OVG) ein Gutachten vorgelegt, das die Verkehrssicherheit für gefährdet hält und von einer erhöhten Unfallgefahr spricht, sollten die fünf jeweils 10.000 Quadratmeter großen Lagerhallen auf dem zehn Hektar großen Areal an der Bahnstraße und am Buchenweg gebaut werden und in Betrieb gehen,
Gutachten bescheinigt: Unfallgefahr wächst durch Schwerlastverkehr des Hillwood-Projekts
Wörtlich heißt es in diesem Sicherheits-Audit: „Die prognostizierten Verkehrsbelastungen und die Zunahme des Schwerlastverkehrs werden die Gesamtsituation für den Radverkehr auf der Bahnstraße direkt und durch Verdrängung des Radverkehrs auf die Nebenanlagen indirekt auch für den Fußverkehr verschlechtern.“ Durch die „unverträglichen Nutzungen“ würden „Konflikte auf der Fahrbahn und der Nebenanlage entstehen und Unfälle begünstigt.“
Für Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann bestätigten jetzt alle Unterlagen, „dass der Sicherheitsaspekt nicht mehr gegeben ist, wenn dort das Massenlogistikzentrum von Hillwood realisiert wird.“ Er hoffe, dass sie nun auch das OVG davon überzeugen werden, dass die bereits vom Kreis Segeberg erteilte Baugenehmigung zurückgezogen werden sollte und die Bauarbeiten sofort zu stoppen seien. Quickborn hole nun die erforderlichen gutachterlichen Stellungnahmen ein, die bereits der Kreis Segeberg hätte erheben müssen, was er aber versäumt habe. Dann wäre die Baugenehmigung für Hillwood nie erteilt worden, ist Beckmann überzeugt.
US-Projekt: Ein generelles Tempolimit von 30 km/h sollte für die Bahnstraße gelten
Zudem empfiehlt dieses Verkehrsgutachten, „zu prüfen, ob die zulässige Geschwindigkeit auf der Bahnstraße auf dem gesamten Abschnitt zwischen den Knotenpunkten Bahnstraße/Friedrichsgaber Straße und Bahnstraße/Buchenweg auf zulässige 30 km/h gesenkt werden kann, da eine verträgliche Führung des Radverkehrs mit dem Kfz-Verkehr bereits heute nicht gegeben ist.“ Denn es gibt hier weder einen Fußgängerüberweg noch eine Ampel, die es vor allem den Kindern auf dem Weg zur Schule ermöglichen würde, sicher über die Bahnstraße zum AKN-Bahnhof zu laufen.
Davon konnte sich auch im Dezember Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen ein für ihn „einprägendes“ Bild machen, als er ohne Ampel mit seinen Quickborner Gastgebern Beckmann und Krämer rasch über die Bahnstraße vor dem heraneilenden Straßenverkehr laufen musste. Und später im Bus sagte, als er sah, wie die Kinder wie die Hasen über die viel befahrene Straße liefen: „Da hält man ja den Atem an und hofft, dass sie da auch heil rüberkommen.“
Neues Gutachten soll den möglichen Dauerstau an vier Kreuzungen untersuchen
Damit nicht genug: Die Stadtverwaltung greift eine Empfehlung des Verkehrsministeriums in Kiel auf, um den befürchteten Dauerstau durch die enorme Zunahme des Schwerlastverkehrs auf den Ellerauer und Quickborner Straßen zur A7 zu dokumentieren. So hat das Ministerium bereits Mitte April auf Anfrage der Landtagsabgeordneten und Quickborner Bürgervorsteherin Annabell Krämer die erst im Dezember 2023 von Hillwood vorgelegten Verkehrsanalysen - bei zusätzlich 1080 Lkw- und 336 zusätzlichen Pkw-Fahrten am Tag - als unzureichend bezeichnet, „da das vorgelegte Gutachten als fachlich nicht abschließend betrachtet wird.“
So würden in der Hillwood-Analyse „selbst unter den angenommenen Verteilungen der Quell- und Zielverkehre auf das Netz die sich ergebende Problematik der Rückstauflächen und –längen und die Auswirkungen dieser auf die einzelnen Knotenpunkte oder Knotenpunktfolgen nicht analysiert bzw. dargestellt“, bemängelt das Ministerium und schlägt eine genauere Untersuchung zumindest der beiden wichtigsten Kreuzungsbereiche an der Bahnstraße vor: „Es sollte hier zur Bewertung der Leistungsfähigkeit eher oder ergänzend ein alternatives Verfahren (z. B. mikroskopische Verkehrsflusssimulation) zur Anwendung kommen.“
Hillwood in Ellerau: Der Landesbetrieb spricht schon heute von einem „gestörten Verkehrsablauf“
Denn auch dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr lägen „aus Vor-Ort-Betrachtungen und Erfahrungen Kenntnisse eines zumindest gestörten Verkehrsablaufes an beiden Knotenpunkten vor.“
Diese Empfehlung des Ministeriums hat die Stadt Quickborn jetzt bei einem Ingenieurbüro in Halstenbek in Auftrag gegeben. So lässt sie nun sogar alle vier Kreuzungsbereiche, vom Bahnhof Tanneneck bis zur Autobahn, über die die täglich rund 1500 zusätzlichen Lkw- und Pkw-Fahrten zum Hillwoodgelände abfließen sollen, mikroskopisch betrachtet simulieren.
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Dies sind die Knotenpunkte Bahnstraße/ Buchenweg, Bahnstraße/ Friedrichsgaber Straße, Bahnstraße/Berliner Damm am AKN-Bahnhof Ellerau sowie die Autobahn-Zu- und Abfahrten an der A7-Anschlussstelle Quickborn. Die ersten Ergebnisse dazu sollen bereits im Juni, das Gesamtergebnis im Laufe des August vorliegen.
Sogar die Grundschüler machen sich Sorgen um ihre Sicherheit
Wie sehr dieses Thema inzwischen die Bevölkerung in Quickborn und Ellerau und vor allem die Anlieger der Bahnstraße beschäftigt, zeigt die Reaktion einer achtjährigen Schülerin von der Quickborner Waldschule. Dort hat die junge Smilla, die mit ihren Eltern direkt an der Bahnstraße lebt, wo bald die vielen Laster vorbeirauschen sollen, zu einer Protestaktion“ gegen Hillwood aufgerufen und ihre dazu gemalten Bilder ins Quickborner Rathaus geschickt. „Unser Leben ist in Gefahr“, hat die Grundschülerin da neben einen bunt bemalten Laster und weinende Kinder geschrieben. 1500 Autos und Laster seien da eine ganz „blöde“ Idee.