Kreis Pinneberg. Im Baumschulmuseum steht zum 30-jährigen Bestehen zwei Millionen Euro teure Technik. Was die einzigartige Einrichtung sonst bietet.

Es wäre ein Quantensprung in der Baumschulwirtschaft. Im Pinneberger Baumschulmuseum ist zurzeit der „Boni-Rob“ zu bestaunen. Der Tesla der Baumschulwirtschaft ist ein selbstfahrendes Gerät auf vier Rädern, das GPS- und Computer-gesteuert über Felder fahren kann und so programmiert ist, dass es Unkraut vernichtet, aber die Früchte erntet.

Das Fahrzeug im Wert von zwei Millionen Euro, das die Fachhochschule Heide für einen Möhrenbetrieb in Dithmarschen entwickelt hat, ist die Hauptattraktion zum 30-jährigen Bestehen des einzigen deutschen Baumschulmuseums.

Tesla der Felder: Das Gerät würde die Baumschulwirtschaft revolutionieren

Das wichtigste Geburtstagsgeschenk erwartet die Baumschulwirtschaft für sich im Herbst. Dann soll endlich die Machbarkeitsstudie vorliegen, in die 180.000 Euro investiert werden, ob das Museum in das Grüne Zentrum nach Ellerhoop zum Arboretum und der Landwirtschaftskammer umziehen kann und soll.

Die grüne Branche, die mit knapp 300 Betrieben und etwa 3000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber im Kreis Pinneberg ist, wartet gespannt auf diese Analyse.

Schoppa: Die Machbarkeitsstudie zum Umzug des Baumschulmuseums nach Ellerhoop wird Aufsehen erregen

„Das Warten lohnt sich“, verspricht Frank Schoppa vom Bund deutscher Baumschulen (BdB), der bereits erste Zwischenergebnisse dazu aus erster Hand erfahren hat. Die Studie werde Aufsehen erregen, ist sich der BdB-Landesgeschäftsführer sicher. „Wenn wir dann das Geld zusammenbekommen, wollen wir anfangen zu bauen.“

Bald könnte High-Tech in die Baumschulwirtschaft einziehen: BdB-Chef Frank Schoppa zeigt die verschiedenen Computermodule des GPS-gesteuerten Erntefahrzeugs, das die Fachhochschule Westküste für einen Gemüseanbau-Betrieb in Dithmarschen entwickelt hat. Es ist zurzeit eine Dauerleihgabe im Baumschulmuseum in Pinneberg.
Bald könnte High-Tech in die Baumschulwirtschaft einziehen: BdB-Chef Frank Schoppa zeigt die verschiedenen Computermodule des GPS-gesteuerten Erntefahrzeugs, das die Fachhochschule Westküste für einen Gemüseanbau-Betrieb in Dithmarschen entwickelt hat. Es ist zurzeit eine Dauerleihgabe im Baumschulmuseum in Pinneberg. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Das vorhandene und nun 30 Jahre alte Baumschulmuseum, das beinahe versteckt in der Halstenbeker Straße in Pinneberg liegt, ist längst an seine Grenzen gestoßen, erklärte Museumsleiterin Heike Meyer-Schoppa. Nicht nur vom Platz her, auch was die personellen Möglichkeiten angehe.

„Wir können gar nicht alle Anfragen aus den Schulen bedienen, die hier bei uns praktische Umweltbildung erfahren können.“ 500 Schülerinnen und Schüler seien es inzwischen im Jahr, die sich hier die Bedeutung der Bäume für unser Leben und das Stadtklima an praktischen Beispielen erklären lassen. „Wir könnten doppelt so viele Schüler aufnehmen.“

Umweltpädagogin Jana Stoppel belehrt 500 Schüler mit neuesten Lernmethoden

Aber mit der Halbtagsstelle von Jana Stoppel, die die verschiedenen Modulen die Zusammenhänge von Umwelt, Klimaschutz und gesundem Pflanzenwuchs erläutert, seien diesem Programm Grenzen gesetzt. Dabei nutzt die Umweltpädagogin alle möglichen Medien, um den Kindern und Jugendlichen diese natürlichen Gesetze von Stadtgrün, Klimaschutz und CO-2-Abdruck nahezubringen.

Da zeigt sie den Besuchern erklärende Videos, die mit QR-Codes aufgerufen werden können, und hat sogar kindgerechte Audio-Guides mit ihren Töchtern Ella und Lotta eingesprochen. „Was, der Kreis Pinneberg hat das weltweit größte Baumschulgebiet?“ ist da zum Beispiel mit staunenden Fragen zu hören.

Umweltpädagogin Jana Stoppel erklärt 500 Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Pinneberg jedes Jahr, wie Stadtgrün, Klimaschutz und gesunder Pflanzenwuchs zusammenhängen.
Umweltpädagogin Jana Stoppel erklärt 500 Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Pinneberg jedes Jahr, wie Stadtgrün, Klimaschutz und gesunder Pflanzenwuchs zusammenhängen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Aber es geht bei ihr auch old-school-haft zu. „Ich lasse die Kinder auch etwas pflanzen und kleine Bäume umtopfen, damit sie mit Pflanzen und Erde umgehen lernen und etwas mit nach Hause nehmen können.“

Die grüne Branche im Umbruch: zwischen Fachkräftemangel und Umweltschutz

Die grüne Branche befinde sich in einem großen Umbruch, erklärt Baumschulmuseumsleiterin Meyer-Schoppa. Zum Schutz der Natur, des Bodens und des Grundwassers sollen möglichst keine Pflanzenschutzmittel mehr auf die Felder aufgetragen werden. Zudem mache der zunehmende Fachkräftemangel der arbeitsintensiven Baumschulwirtschaft schwer zu schaffen. „Neue Maschinen werden gebraucht“, sagt sie.

Jana Stoppel nutzt auch moderne Hilfsmittel wie Video-und Audio-Guides, um den Kindern und Jugendlichen die Aspekte des Klima- und Baumschutzes zu erläutern.  
Jana Stoppel nutzt auch moderne Hilfsmittel wie Video-und Audio-Guides, um den Kindern und Jugendlichen die Aspekte des Klima- und Baumschutzes zu erläutern.   © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Dabei könnte der von der Fachhochschule Westküste nun entwickelte selbstfahrende Roboter eine Lösung für die Zukunft sein. Der Prototyp, der für die Ernte eines großen Gemüselandwirts gebaut wurde, würde auch der Baumschulwirtschaft von großem Nutzen sein, wenn er auf deren spezielle Anforderungen angepasst wird. „Es gibt bereits in einigen Bereichen Derivate dieses Prototyps“, erklärt Schoppa. Diese guten Erfahrungen vom Gemüseanbau auf die Baumschulen zu übertragen, werde nicht einfach sein. „Wir sind eine Sonderkultur. Aber bei uns ist der Druck besonders groß.“

Die Dauerleihgabe im Wert von zwei Millionen Euro ist ab Mai zu bestaunen

Die wertvolle Dauerleihgabe des „Boni-Robs“, der irgendwie aussieht wie ein Mondauto, können die Besucher jetzt im Baumschulmuseum bewundern. Dafür bieten sich insbesondere auch die beiden Festveranstaltungen an, die dort zum 30-jährigen Bestehen der Einrichtung veranstaltet werden.

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An den beiden Sonntagen des 5. Mai und 2. Juni, wenn dort neben dem 30. Geburtstag auch das zehnjährige Bestehen des Fördervereins Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland gefeiert wird, der 2014 aus der Bundesgartenschau in Hamburg-Wilhelmsburg hervorging.

Bis zum Herbst sind dann zahlreiche weitere Veranstaltungen rund um die Themen nachhaltiger Klimaschutz und Pflanzenanbau geplant. Dazu gehören natürlich auch der Obstanbau, der Schutz der Moore, das Kleingartenwesen, das Arboretum und die Rosenzucht, die ebenfalls eine herausragende Bedeutung im Kreis Pinneberg hat. Ein Obstbauer aus der Haseldorfer March werde zum Beispiel seine 500 Apfelsorten vorstellen, kündigt BdB-Chef Schoppa an.

Mitmach-Aktion zum Doppel-Jubiläum: Die Vision zum Klimaschutz

Zum Doppel-Jubiläum lobt er einen Wettbewerb zum Mitmachen aus. Unter dem Motto: „Zeig uns deine Vision: Bäume – Leben – Zukunft“ sind alle Bürgerinnen und Bürger, Kinder, Schüler, Jugendliche und Erwachsene aufgerufen, ihre Ideen zum Natur-und Pflanzenschutz einzureichen. Ob als Text, Bild, Foto, Video, Musikbeitrag oder irgendeine andere Kunst- oder Ausdrucksform sei jedem Teilnehmer selbst überlassen, erklärt der Sprecher der Baumschulwirtschaft.

Bis zum 31. August würden die Einsendungen an den Förderverein Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland (Thiensen16 in 25373 Ellerhoop oder per Mail kontakt@pinneberger-baumschulland.de) berücksichtigt und unter den besten Ideen, die eine Fachjury bewertet und auswählt, mit Bäumen, Gehölzen und Pflanzengutscheinen prämiert.

Das einzige deutsche Baumschulmuseum, das sich noch in der Halstenbeker Straße 29 in Pinneberg befindet, ist von Mai bis Oktober dienstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Nähere Informationen im Internet unter: https://www.baumschulmuseum.de