Wedel. Traumjob an der Schiffsbegrüßungsanlage: 26 Männer und Frauen wollten den Job. Wer es in die Endrunde schaffte - und dort überraschte.
Na, da war was los! Acht Bewerber und Bewerberinnen wetteiferten in den vergangenen Wochen auf der Kommandobrücke der Hamburger Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Neuen Schulauer Fährhaus Wedel um den Posten eines weiteren Begrüßungskapitäns im sechsköpfigen Team. Das Abendblatt hatte als erstes dazu aufgerufen, sich zu bewerben!
26 Männer und Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren folgten dem Aufruf. Eine Busfahrerin des HVV war darunter genauso wie ein Barkassenkapitän. Einige von ihnen beruflich noch aktiv, andere bereits Privatier – mit Lust auf mehr ‚Unruhestand‘.
Willkomm Höft: Acht Männer und Frauen in engerer Wahl als Begrüßungskapitän
Sie alle eint die Faszination am Maritimen im Allgemeinen, an der Elbe und der Schifffahrt. Zwei Frauen und sechs Männer kamen schließlich in die engere Auswahl und durften einen Tag lang Probearbeiten – Seite an Seite mit einem der langjährigen Begrüßungskapitäne auf der Kommandobrücke. Von hier aus werden seit 1952 täglich Schiffe, die mehr als 1.000 Grosstonns messen, begrüßt und verabschiedet. Und zwar mit einer kurzen Durchsage und ihrer jeweiligen Nationalhymne.
Einer der amtierenden Kapitäne ist Wolfgang Adler. Der Wedeler, gelernter Seehafenspediteur, steht für eine Aufwandsentschädigung mehrmals im Monat von mittags an auf der Brücke. Der 75-Jährige ist seit 13 Jahren mit Leib und Seele dabei, und hatte jeweils einen Tag lang einen von drei Kapitäns-Anwärtern „unter seinen Fittichen“.
Schiffsbegrüßungsanlage Wedel: Nationalhymnen wurden alle digitalisiert
Jedem erklärte er geduldig mit sonorer Stimme: Wie begrüße und wie verabschiede ich? Wie bediene ich die neue Tontechnik-Anlage? Übrigens nicht mehr manuell mit Kassetten, sondern per Touchpad (alle 150 Hymnen sind digitalisiert) lassen Adler und seine Kollegen die jeweiligen Nationalhymnen der ein- und auslaufenden Schiffe ertönen. Um dann zum Mikrofon zu greifen und den Gästen draußen und im Restaurant von der Brücke aus alles Wissenswerte zum Schiff zu erklären – unterstützt von 17.000 gut sortierten Karteikarten und dem täglichen Hafenbericht.
Nicht nur auf die maritimen, geografischen und technischen Kenntnisse schaute Adler bei seinen Kandidaten in diesen Tagen. Auch auf die Stimme galt es zu achten. Klar, fest und selbstbewusst muss sie sein. Schließlich hören den Kapitänen zahlreiche Besucher und Restaurantgäste zu – bis zu 800 täglich sind es am Wochenende.
Dicke Pötte auf der Elbe: Ein Praktikant singt – auch im eigenen Tonstudio
Die Arbeit mit den möglichen Kapitänen in spe habe ihm Spaß gemacht, sagt Adler, der fünf Minuten von der Anlage entfernt zu Hause ist, und platziert noch kurz eine Anekdote: „Verabschieden wir uns abends nach getaner Arbeit von den Gästen, spielen wir immer noch eine Abschiedsmelodie. Entweder ‚La Paloma‘, ‚Junge, komm bald wieder‘ von Freddy Quinn oder ‚Aloha Heja He‘ von Achim Reichel.“
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So auch an dem Abend mit seinem ersten Praktikanten. „Als ich die Musikanlage aktivieren will, überrascht der mich mit der Aussage: ‚Übrigens, ich kann auch singen‘“, sagt Adler und erfährt, dies passiere auch gern im eigenen Tonstudio. Na, das mit der Stimme wäre dann schon mal geregelt…
Jetzt heißt es für Franz Jost, operativer Betriebsleiter im Neuen Schulauer Fährhaus, nach Rücksprache mit den Begrüßungskapitänen, für die er verantwortlich zeichnet, die Auswahl zu treffen. Vielleicht, so ist zu hören, werden sogar zwei oder drei neue Kolleginnen und Kollegen das Team ergänzen.