Wedel. Wer an der Schiffsbegrüßungsanlage in Wedel Kapitän werden will, trägt viel Verantwortung. Das sind die Voraussetzungen für Bewerber.

Schmuck und stattlich sieht er aus in seiner dunkelblauen Kapitänsuniform. Dazu der freundliche Blick und das verschmitzte Lächeln. Da gibt’s keine zwei Meinungen: Wolfgang Eder ist ein echter Sympathieträger. Und genau richtig hier auf der Kommandobrücke der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Neuen Schulauer Fährhaus Wedel. Das fanden auch seine vier Kollegen, als sie den jetzt 71-Jährigen vor fünf Jahren als neuen Begrüßungskapitän in ihre Runde aufgenommen haben. Und die soll nun wieder erweitert werden! Will heißen: Ein sechster Begrüßungskapitän – oder auch -kapitänin – wird gesucht!

Maritimes fasziniert Sie? Die Elbe und die Schifffahrt begeistern Sie? Sie haben das aktive Berufsleben hinter sich und Lust auf mehr „Unruhestand?“ Lieben Menschen, sind kommunikativ und bringen auch noch Hintergrundwissen mit? Dann man los – bewerben Sie sich! Nein, nicht mit einem klassischen Lebenslauf. Einfach frei von der Leber weg. Erzählen Sie von sich. Wer sind Sie? Welche Verbindung haben Sie zur Elbe und zur Schifffahrt? Foto dazu und ab geht’s per Mail an: kapitaene@schulauer-faehrhaus.de

Willkomm Höft: 17.000 Karteikarten dienen als Informationsquelle

Ein Kapitänspatent brauchen Sie für die Aufgabe übrigens nicht. Hat Wolfgang Eder auch nicht. Aber Schiffe, die liebt der 71-Jährige. Seit dem Elbspaziergang damals mit den Eltern im Alter von zwei Jahren ist der in Wedel Geborene „infiziert“. Der Job hier auf der Kommandobrücke ist seit seiner Pensionierung nach mehr als 40 Jahren in der Schifffahrtsbranche ein echter Traumjob für den gelernten Reeder- und Schiffsmakler.

Ein Tanker fährt nach dem Verlassen des Hamburger Hafens auf der Elbe an der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Schulauer Fährhaus vorbei. Im Juni 1952 wurde erstmals eines der täglich ankommenden Schiffe mit seiner Nationalhymne und dem Hissen der Hamburg Flagge begrüßt und beim Verlassen des Hafens wieder verabschiedet.
Ein Tanker fährt nach dem Verlassen des Hamburger Hafens auf der Elbe an der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Schulauer Fährhaus vorbei. Im Juni 1952 wurde erstmals eines der täglich ankommenden Schiffe mit seiner Nationalhymne und dem Hissen der Hamburg Flagge begrüßt und beim Verlassen des Hafens wieder verabschiedet. © dpa | Marcus Brandt

Also nur Mut! Am Anfang steht natürlich eine mehrtägige Einarbeitung. Wie bediene ich die Anlage? Wie begrüße und wie verabschiede ich? 17.000 gut sortierte Karteikarten und der tägliche Hafenbericht dienen hier als Informationsquelle. Mit allen Daten zu den Schiffen, die bisher ein- und ausgelaufen sind. Jede Veränderung – ob Eignerwechsel, Umbau oder neuer Einsatz eines Schiffes – wird sofort berichtigt. Von wegen „He lücht“ – ausschließlich Fakten werden hier von der Kommandobrücke vertellt.

20.000 Euro hat der Betreiber in eine neue Tontechnik-Anlage investiert

Für Wolfgang Eder geht’s an diesem Montagmittag nach zwei Wochen Urlaub mit den Chinesen los. Gemächlich gleitet gegen 12.30 Uhr das Containerschiff „CSCL Venus“ über die Elbe zurück in den Heimathafen nach China. Nicht ohne eine standesgemäße Verabschiedung. Per Touchpad (alle 150 Hymnen sind digitalisiert) lässt Wolfgang Eder die chinesische Nationalhymne ertönen, greift dann zum Mikrophon und erklärt den Gästen draußen und im Restaurant von der Kommandobrücke aus alles Wissenswerte zum Schiff.

Wolfgang Eder in Aktion: Der 71-Jährige ist seit fünf Jahren Begrüßungskapitän.
Wolfgang Eder in Aktion: Der 71-Jährige ist seit fünf Jahren Begrüßungskapitän. © Bianca Bödeker | BIANCA BOEDEKER

Und das mit 1A Klang! 20.000 Euro hat der Betreiber in eine neue Tontechnik-Anlage investiert, die nicht nur ein noch besseres Erlebnis für die Gäste im Restaurant bietet, sondern auch die Handhabung für die Begrüßungskapitäne eindeutig verbessert. Die Firma Finsterwalder Elektronik aus Wedel war zuvor tagelang damit beschäftigt, sich durch die alten Kabel und Leitungen zu „klingeln“ und ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Die Frage aller Fragen: „Wann kommt das nächste Schiff?“

20 Schiffe wird Wolfgang Eder heute bis 17 Uhr von der Kommandobrücke aus begrüßen und verabschieden. Sechsmal im Monat und mehr steht er gegen eine Aufwandsentschädigung im Wechsel mit seinen Kollegen hier. Auch, um sich mit den zahlreichen Besuchern und Gästen auszutauschen. Natürlich lautet die meist gestellte Frage: „Wann kommt das nächste Schiff…?“

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Während jeder Schicht gibt‘s für den Repräsentanten hier auf der Kommandobrücke zur Stärkung auch was Leckeres aus der Restaurant-Gastronomie. Das ist genauso inklusive wie die schicke Uniform. Die zieren nun vier Streifen am Ärmel. Hat der Verband Deutscher Kapitäne kürzlich so entschieden. Und damit sind die fünf Begrüßungskapitäne – und vielleicht bald schon sechs – optisch nun auch Kapitäne!

Willkomm Höft – Historie der Schiffsbegrüßungsanlage

Im Juni 1952 ertönte zum ersten Mal vom Willkomm Höft die Begrüßung eines Schiffes über die Elbe: „Willkommen in Hamburg, wir freuen uns, Sie im Hamburger Hafen begrüßen zu dürfen.“ Seit diesem Tag wurden etliche Hunderttausend Schiffe von mehr als 1000 Grosstonns aus aller Herren Länder am Willkomm Höft in den Seekarten als Welcome Point vermerkt, mit ihrer Nationalhymne begrüßt und verabschiedet. Was für Außenstehende so selbstverständlich und einfach erscheint, bedurfte einer umfassenden und langwierigen exakten Planung. Mehr als 150 Nationalhymnen wurden eingespielt und der Begrüßungstext in der jeweiligen Landessprache aufgenommen.

Die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft und die Fähre in Schulau an der Elbe.
Die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft und die Fähre in Schulau an der Elbe. © picture alliance / HAFEN-FOTOS.DE | Petra Schumacher

Willkomm Höft wird täglich, das heißt innerhalb von 24 Stunden, im Durchschnitt von mehr als 50 Schiffen passiert, unabhängig von Werktag oder Sonntag, Wetter oder Jahreszeit. Dazu zählen nur die voll „salutfähigen“ Schiffe, also die mit mehr als 1000 GT auf Überseefahrt. Kleinere Schiffe dürfen nur optisch durch Dippen der Flagge begrüßt werden.

Weitere Infos unter: www.schulauer-faehrhaus.de